Unbekannter Diabetes ist ein hohes Risiko bei Operationen

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(13.9.2025) Das Risiko, im Rahmen einer Operation zu versterben, ist bei Menschen mit Diabetes um bis zu 50 Prozent erhöht. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) anlässlich des Welttags der Patientensicherheit am 17. September hin. Der Grund hierfür ist jedoch nicht der Diabetes an sich, sondern eine mangelhafte Blutzuckereinstellung vor dem chirurgischen Eingriff, welche die Risiken in die Höhe treibt, so die Fachgesellschaft.
Hintergrund: Erhöhte Blutzuckerwerte können während und nach einer Operation zu unterschiedlichen Komplikationen führen. Sie beeinträchtigen unter anderem die Wundheilung. Bei sehr hohen Werten besteht zudem die Gefahr einer lebensgefährlichen Ketoazidose. Aber auch das Infektionsrisiko und die Wahrscheinlichkeit von Thrombosen steigen bei einer schlechten Stoffwechseleinstellung.
Stress lässt Blutzuckerwerte steigen
Dass die Blutzuckerwerte bei einem Krankenhausaufenthalt erhöht sind, ist grundsätzlich allerdings nicht ungewöhnlich. Eine Operation bedeutet Stress. Dieser belastende Ausnahmezustand führt dazu, dass der Körper zur Bewältigung Energiereserven in Form von Zucker mobilisiert, heißt es in der Pressemitteilung der DGCH. Schon vor einer Operation sind die Blutzuckerwerte der Patienten deshalb häufig erhöht – und nicht alle Betroffenen leiden an Diabetes.Ein zuverlässiger Indikator dafür, ob es sich um eine sogenannte Stresshyperglykämie handelt, ist der HbA1c-Wert, da er die Blutzuckereinstellung der vergangenen drei Monate widerspiegelt. Wenn dieser Wert vor einer Operation trotz erhöhter Blutzuckerwerte im Normbereich liegt, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Stressreaktion des Körpers, die den Genesungsprozess im Anschluss nicht beeinträchtigen sollte. Ein HbA1c-Wert über 6,5 Prozent spricht hingegen für einen bislang unbekannten Diabetes. Laut der DGCH ist das Risiko von Komplikationen während und nach einer Operation bei einem HbA1c-Wert über 8 oder 9 Prozent deutlich erhöht.
Diabetes-Screening vor jeder Operation?
Die Fachgesellschaft verweist in diesem Zusammenhang auf die hohe Dunkelziffer in der Bevölkerung. Schätzungsweise zwei Millionen Menschen in Deutschland wissen noch nichts davon, dass sie bereits an Typ-2-Diabetes erkrankt sind. Ein Diabetes-Screening vor Operationen (auch bei Kindern) könnte nach Auffassung der DGCH viele Komplikationen verhindern. Die Kosten einer HbA1c-Bestimmung (circa 2 Euro) sollten dabei keine finanzielle Hürde darstellen, meint die Fachgesellschaft.Auch Menschen mit bereits bekannter Diabetes-Erkrankung, die sich einer Operation unterziehen müssen, sollten einige Dinge beachten. Am wichtigsten ist es, den behandelnden Arzt und den Narkosearzt auf die Stoffwechselerkrankung hinzuweisen. Eine Unterzuckerung während der Operation muss dringend vermieden werden. Empfehlenswert ist es, bereits in den Wochen vor dem Eingriff eine stabile Blutzuckereinstellung anzustreben (140 – 180 mg/dl bzw. 7,8 – 10,0 mmol/l). Unter Umständen müssen Medikamente vorübergehend abgesetzt oder die Dosis reduziert werden. Auch dies sollte im Vorfeld mit den Ärzten besprochen werden.
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Wiener Klinische Wochenschrift
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
diabinfo
MedizInfo
Diabetes-Anker
eigene Recherche
Stichwörter: diabetes, Klinik, Komplikationen, Krankenhaus, Operationen, Therapie
Kategorisiert in: 2025, Akute Komplikationen, Kliniken, Leben mit Diabetes, Nachrichten
Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand