Sulfonylharnstoffe (SH)

(in Deutschland verfügbar: Glibenclamid, Glimepirid, selten eingesetzt: Tolbutamid, Glisoxepid, Gliclacid, Glibornurid, Gliquidon)

Substanzen mit einer einheitlichen chemischen Gruppierung (Sulfonylstruktur) mit denen eine blutzuckersenkende Wirkung zu erreichen ist. Sulfonylharnstoffe können oral, d.h. als Tabletten eingenommen werden. Ihre Wirkung beruht in erster Linie in einer Stimulierung der Insulinfreisetzung aus den Inselzellen. Somit hat der Einsatz von Sulfonylharnstoffen nur Sinn, wenn weitgehend funktionsfähige Inseln vorhanden sind. Dies ist zumindest bei einem Teil der Menschen mit Typ-2-Diabetes der Fall.

Gänzlich sinnlos ist die Anwendung von Sulfonylharnstoffen bei Typ-1-Diabetes, da hier davon auszugehen ist, dass funktionsfähige Inseln nicht mehr vorhanden sind.

Wirkung:
  • Der Haupteffekt besteht in der Steigerung der Insulinsekretion (insulinotrope Wirkung).SHS erhöhen die Insulinsekretion über die Blockade von Kaliumkanälen in den Betazellen des Pankreas.
  • Extrapankreatische Effekte, wie die Hemmung der hepatischen Glukoneogenese und die Verringerung der peripheren Insulinresistenz durch Verbesserung des intrazellulären Glukosetransports sind vorhanden, deren therapeutische Relevanz ist aber umstritten.

Nebenwirkungen:
  • Sulfonylharnstoffe wirken insulinotrop und können deshalb bei Überdosierung, Nahrungskarenz, nicht kompensierten Störungen des endokrinen Systems, eingeschränkter Nierenfunktion oder nach Alkoholaufnahme zu schweren hypoglykämischen Reaktionen führen; diese Hypoglykämien können u.U. wesentlich schwerer und länger anhaltend sein, als unter Insulin (Krankenhauseinweisung erforderlich!)

Indikation:
  • Typ 2-Diabetes mit hinreichender körpereigener Insulinsekretion, wenn eine diabetesgerechte Kost allein keinen Erfolg bringt.

Kontraindikationen:
  • Typ 1-Diabetiker und Patienten ohne wesentliche Insulineigensekretion
  • Patienten mit schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen mit kompensierter Retention ab 150 µmol/l Kreatinin
  • Patienten mit schwerer Stoffwechselentgleisung
  • bei größeren operativen Eingriffen

Dosierung:
  • Beginn einschleichend (Gabe 1-0-0 (früh-mittags-abends))
  • Erhaltungsdosis täglich: 1 – 7 mg Glibenclamid (Gabe 1-0-1), 1 – 3 mg Glimepirid (Gabe 1-0-0)
  • maximale Dosierung täglich 10,5 mg Glibenclamid (Gabe 2-0-1), 6 mg Glimepirid
  • Einnahme 30 Minuten vor dem Frühstück, weitere Tablette vor dem Abendessen
  • Kombination mit anderen oralen Antidiabetika und/oder Insulin ist möglich
  • bei SH-Versagen: Therapieform ändern, d.h. Übergang zur Kombinationstherapie oder zur Insulinmonotherapie

Stand: November 2025