Frühzeitige Metformin-Therapie kann Typ-2-Diabetes verzögern

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(7.9.2025) Menschen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko können den Erkrankungsbeginn um durchschnittlich etwa drei Jahre verzögern, wenn sie gesünder leben oder frühzeitig mit Metformin behandelt werden. Das zeigt eine amerikanische Nachbeobachtungsstudie, deren Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht wurden. Da Metformin in Deutschland jedoch noch gar nicht zur Behandlung von sogenanntem Prädiabetes zugelassen ist, empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) eine Neubewertung des Medikaments.
Vor allem jüngere Menschen profitieren von Arzneimittel
Metformin ist nach wie vor das am häufigsten verordnete Arzneimittel zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Es verringert unter anderem die Insulinresistenz, die ein typisches Merkmal dieser Erkrankung ist. Das körpereigene Insulin wirkt bei Einnahme von Metformin wieder besser. Davon profitieren insbesondere jüngere Menschen mit erhöhtem Diabetes-Risiko schon, bevor die eigentliche Erkrankung auftritt, wie die amerikanische Studie nun zeigt.An der Langzeitstudie nahmen mehr als 3.000 Erwachsene mit Prädiabetes teil. Bei ihnen waren die Blutzuckerwerte bereits leicht erhöht, sie hatten jedoch noch keinen Diabetes. In diesem Stadium war eine Umstellung des Lebensstils besonders erfolgreich. Bewegten sich die Studienteilnehmer mehr und verloren Gewicht, erkrankten sie in den ersten drei Jahren zu 58 Prozent seltener an Diabetes als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Mit der Lebensstilintervention konnte die Hälfte der Gruppe ihren Diabetes um 3,5 Jahre hinauszögern, fasst die DDG zusammen. Nach 21 Jahren waren die Teilnehmer dank eines gesunden Lebensstils noch immer zu 24 Prozent seltener erkrankt.
Aber auch die Metformin-Therapie hatte einen deutlichen Effekt: Sie verringerte das Diabetes-Risiko im Vergleich zur Placebogruppe in den ersten drei Jahren um 31 Prozent, und die Hälfte der Betroffenen hatte ein um 2,5 Jahre längeres Diabetes-freies Leben. Vor allem jüngere Studienteilnehmer (unter 45 Jahre) profitierten davon. Auch nach mehr als 20 Jahren gab es noch signifikante Unterschiede. In der Metformin-Gruppe waren 17 Prozent weniger Menschen an Diabetes erkrankt als in der Placebogruppe.
Fachgesellschaft empfiehlt mehr Diabetes-Screening
Nach Einschätzung der DDG und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) könnte die Diabetes-Epidemie eingedämmt werden, wenn Menschen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko früher erkannt würden. Derzeit sind in Deutschland etwa 9 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Die Dunkelziffer wird auf circa 2 Millionen Betroffene geschätzt. Da Typ-2-Diabetes meist erst spät erkannt wird, bestehen bei der Diagnose häufig schon Folgeerkrankungen.Die Fachgesellschaften empfehlen ein Diabetes-Screening beispielsweise bei Übergewicht und familiärer Häufung von Typ-2-Diabetes. Bereits beim Prädiabetes sind die Nüchtern-Glukosewerte oft erhöht und auch der Langzeitwert (HbA1c) liegt meist schon über den Werten eines stoffwechselgesunden Menschen. In solchen Fällen wäre es sinnvoll, bereits erste Maßnahmen zu ergreifen, um die Erkrankung zu verzögern oder sogar zu verhindern.
Quellen:
The Lancet Diabetes & Endocrinology
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Ärztezeitung
diabinfo
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
PTA in Love
eigene Recherche
Stichwörter: diabetes mellitus typ 2, Metformin, prävention, Therapie
Kategorisiert in: 2025, Diabetes-Therapie, Diabetesprävention, Forschung und Entwicklung, Nachrichten
Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand