Menschen mit Diabetes benötigen häufiger künstliche Gelenke

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Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickeln häufiger eine Arthrose und benötigen häufiger ein künstliches Ersatzgelenk als der Bevölkerungsdurchschnitt. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) anlässlich ihrer Jahrestagung hin. Da die Betroffenen gleichzeitig ein erhöhtes Risiko für Komplikationen rund um den operativen Eingriff tragen, sollte eine OP besonders gründlich und gewissenhaft vorbereitet werden.

(14.12.2025) Die Anzahl der implantierten Hüft- und Kniegelenke nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Als eine Ursache gilt Übergewicht, das die Gelenke belastet. Insbesondere bei jüngeren Patienten, die eine Knieprothese benötigen, liegt meist ein erhöhtes Körpergewicht vor. Darüber hinaus gelten aber auch erhöhte Blutzuckerwerte als Risikofaktor für Gelenkverschleiß, selbst wenn kein Übergewicht vorliegt. Ursache sind in diesem Fall Entzündungsprozesse im Körper, die die Knorpelzellen im Gelenk schädigen, wie die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) erklärt.

Arthrose-Risiko nimmt im Laufe der Zeit zu

Das Arthrose-Risiko nimmt mit der Dauer der Diabetes-Erkrankung zu. Studien zeigten schon vor einigen Jahren, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes viermal häufiger ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk erhalten als Menschen ohne Diabetes. Die Abnutzung der Gelenke ist demnach nicht die einzige Ursache für Arthrose. Neben erhöhten Blutzuckerwerten könnten laut Experten auch Nervenschädigungen (diabetische Neuropathie) eine Rolle bei der Entstehung spielen.

Auch die Tatsache, dass es rund um eine OP häufiger zu Komplikationen kommt, wenn eine Diabetes-Erkrankung vorliegt, lässt sich erklären. Erhöhte Blutzuckerwerte beeinträchtigen die Wundheilung. Das Infektionsrisiko und die Wahrscheinlichkeit von Thrombosen sind bei einer schlechten Stoffwechseleinstellung ebenfalls erhöht. Bei hohen Blutzuckerwerten besteht zudem die Gefahr einer Ketoazidose.

Gute OP-Vorbereitung minimiert die Risiken

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass schon bei einem Prädiabetes ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht. Bei diesen Patienten sind die Blutzuckerwerte bereits erhöht, liegen aber noch unter der Schwelle für eine Diabetes-Erkrankung. Oftmals wissen die Betroffenen nichts von ihren erhöhten Blutzuckerwerten. Ihre Durchblutung, Wundheilung und Infektabwehr können aber bereits beeinträchtigt sein.

Da der Einsatz eines künstlichen Gelenks in der Regel planbar ist, lassen sich die Risiken durch eine gute Vorbereitung allerdings minimieren. Bei Menschen mit bekannter Diabetes-Erkrankung empfiehlt die Fachgesellschaft unter anderem, einen HbA1c-Wert von maximal 7 Prozent (idealerweise unter 5,6 Prozent laut DGOU) anzustreben. Patienten sollten sechs Wochen vor der Operation auf Alkohol und Nikotin verzichten. Zudem wird moderate körperliche Aktivität empfohlen. Sinnvoll kann auch ein Zahnarztbesuch sein, um Entzündungen zu behandeln.

Nicht zuletzt raten Fachgesellschaften dazu, auch bei Menschen ohne bekannte Diabetes-Erkrankung den Blutzucker zu testen, am besten mit einem HbA1c-Test, da dieser eine bessere Beurteilung der langfristigen Stoffwechselsituation ermöglicht.

Quellen:
Deutsches Ärzteblatt
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
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Ärztezeitung
Pharmazeutische Zeitung
eigene Recherche

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Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand