GoCarb – Diabetes-App berechnet Kohlenhydrate

Smartphone-App berechnet Kohlenhydrate
© neirfy – fotolia.com
Wie viele Kohlenhydrate hat meine Mahlzeit? Die Antwort könnte Diabetikern in Zukunft eine intelligente Smartphone-App geben, welche Schweizer Forscher im Rahmen des GoCarb-Projektes entwickeln. Der Anwender muss nur noch den Teller mit der Mahlzeit fotografieren – das Smartphone liefert die Kohlenhydratmenge und einen Vorschlag für die Insulindosis.

Kohlenhydrate schätzen gehört zur Diabetestherapie

Diabetiker müssen für jede Mahlzeit, die Kohlenhydrate enthält, Broteinheiten (BE) bzw. Kohlenhydrateinheiten (KE) schätzen, um die notwendige Insulindosis zu berechnen. Das kostet nicht nur Nerven und Zeit – das Schätzen ist auch eine beliebte Fehlerquelle, die Einfluss auf die Stoffwechseleinstellung hat. Wer die Kohlenhydrate zu hoch einschätzt und entsprechend zu viel Insulin spritzt, riskiert eine Unterzuckerung. Umgekehrt führt eine zu niedrige Schätzung zu erhöhten Blutzuckerwerten nach dem Essen.

Diabetiker könnten ihre Mahlzeit einfach fotografieren

Wie schön wäre es, wenn Diabetiker einfach ihre Mahlzeit auf dem Teller fotografieren könnten, um die Kohlenhydrate vom Smartphone einschätzen zu lassen. Was nach Zukunftsmusik klingt, kann bald Realität werden. Wissenschaftler der Universität Bern arbeiten an einer Smartphone-App, die genau dies ermöglichen soll. Die GoCarb-App soll Nahrungsmittel mithilfe automatisierter Bildverarbeitung und künstlicher Intelligenz erfassen und den Kohlenhydratgehalt automatisch abschätzen. Auf dieser Basis kann sie auch einen Bolusvorschlag machen. Für die Einordnung des Fotos, das der Nutzer macht, nutzt die App hinterlegte Bilder und Tabellen.

GoCarb-App liefert Diabetikern gute Kohlenhydrat-Schätzungen

Geforscht wird an der GoCarb-App schon länger, mittlerweile mit recht guten Ergebnissen. Wie genau die App in der Prototypversion bereits arbeitet, hat ein Update vergangene Woche auf dem Diabetes Mediendialog 2016 von Roche Diabetes Care gezeigt. Am Berner Inselspital wurde die App mit 24 verschiedenen Gerichten getestet. Das Ergebnis zeigt eine geringe Fehlerquote bei der Berechnung der Kohlenhydratmenge mit einer durchschnittlichen Abweichung von nur 6 Gramm.

Weiterentwicklung der GoCarb-App geplant

Als nächstes planen die Schweizer Forscher eine Studie mit Insulinpumpenträgern. Sie soll zeigen, ob der Blutzuckerverlauf nach den Mahlzeiten durch die GoCarb-App verbessert werden kann. Technisch soll die App ebenfalls weiterentwickelt werden. So ist eine Erweiterung der Bandbreite an Lebensmitteln geplant. Vielleicht wird das Schätzen der Kohlenhydrate für Diabetiker schon bald der Vergangenheit angehören. Statt dessen heißt es dann: Einfach ein Foto machen.
       

Kategorisiert in: , , , , , ,

Dieser Artikel wurde verfasst von admin