Jeder siebente Diabetiker leidet am „diabetischen Fuß“

In Deutschland haben etwa 250 000 Menschen mit Diabetes eine diabetische Fußverletzung. Wunden am „diabetischen Fuß“ heilen verzögert oder gar nicht ab. Auf diese Komplikation des Diabetes mellitus gehen jährlich mehr als 42 000 Amputationen von Füßen und Unterschenkeln zurück. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich im oberen Drittel. Die Folgekosten liegen bei 2,5 Milliarden Euro. Damit Betroffene früh, umfassend und wohnortnah versorgt werden, zertifiziert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) spezialisierte Fußbehandlungseinrichtungen in Deutschland. Allein in diesem Jahr haben sich bereits über 130 Kliniken und Praxen für das Zertifikat „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ qualifiziert. Im März 2011 waren insgesamt 296 Fußbehandlungseinrichtungen zertifiziert, davon waren 209 ambulante und 87 stationäre Fußbehandlungseinrichtungen. Vor allem bei Diabetikern, deren Blutzuckerspiegel über viele Jahre schlecht eingestellt ist, besteht die Gefahr, dass sie ein „Diabetisches Fußsyndrom“ entwickeln. Ursache für die schlecht heilenden Wunden an Füßen und Beinen sind Schäden an den dort verlaufenden Nerven. Hinzu kommt häufig eine schwere Durchblutungsstörung. Beides führt dazu, dass die Betroffenen für Schmerzreize an den Füßen nicht mehr empfindlich sind. Ziehen sie sich eine Wunde zu, etwa durch einen Stoß, einen Schnitt oder eine Blase, nehmen sie diese nicht als schmerzhaft wahr. Dadurch verschlimmert sich eine leichte Druckstelle mitunter zu einer tiefen offenen Wunde. „Die Nachuntersuchungen der Patienten mit diabetischer Fußerkrankung zeigen abhängig vom Stadium der Wunde, der Durchblutungsstörung und der Entzündung, dass sich bei den meisten Patienten, die in einer spezialisierten Fußbehandlungseinrichtung behandelt werden, die Fußerkrankung innerhalb eines halben Jahres zum Besseren entwickelt“, sagt Dr. med. Joachim Kersken, Oberarzt am Interdisziplinären Diabetes-Fuß-Zentrum am Mathias-Spital in Rheine und 2. Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Fuß in der DDG. Die von der DDG zertifizierten Einrichtungen widmen sich der Behandlung des diabetischen Fußsyndroms fachübergreifend: Diabetologen, ggf. Angiologen, Chirurgen, Orthopäden, Dermatologen, Radiologen, Gefäßchirurgen, Orthopädieschuhmacher, Podologen und Diabetesberater arbeiten im Team zusammen. „Durch die von den unterschiedlichen Fachrichtungen eingebrachte Expertise erfahren Patienten hier eine umfassende Versorgung“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG aus Tübingen. Hierzu gehören neben der professionellen Wundbehandlung und detaillierten Gefäßdiagnostik zum Beispiel auch die Versorgung mit geeigneten Schuhen und/oder diabetesadaptierten Einlagen oder Beratungen darüber, wie sich Verletzungen durch Haut- und Fußpflege verhindern lassen. In diesem Jahr haben mehr als 90 ambulante und 40 stationäre Einrichtungen das Zertifikat “Fußbehandlungseinrichtung DDG”  erworben. Dafür müssen die Kliniken und Praxen nachweisen, dass ihre Strukturen und die Patientenversorgung den Qualitätsmaßstäben der DDG entsprechen. Zu den strukturellen Mindestkriterien gehören zum Beispiel die Beschäftigung eines Diabetologen, eines Diabetesberaters oder Diabetesassistenten, sowie eines Wundassistenten, Wundexperten oder Podologen. Mindestens ein Behandlungsraum muss ausschließlich für die Wundbehandlung zur Verfügung stehen und entsprechend ausgestattet sein. Für die Gefäßdiagnostik ist ein Doppler-Ultraschallgerät unabdingbar. „In den zertifizierten Einrichtungen können sich Patienten darauf verlassen, dass sie nach den modernsten medizinischen Standards behandelt werden“, sagt Dr. Kersken. Adressen von Kliniken und Praxen, die als „Fußbehandlungseinrichtung DDG“ zertifiziert wurden, sind im Internet unter http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/redaktion/news/Fussbehandlungseinrichtung_uebersicht.php  oder unter www.ag-fuss-ddg.de abrufbar.

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