Neues CGM-System berechnet mit KI Glukosewerte der nächsten Stunden

Roche Diagnostics
Bei Menschen mit Diabetes, die mit Insulin behandelt werden, kann es zu Unterzuckerungen kommen. Mit modernen CGM-Sensoren lassen sich schwere Stoffwechselentgleisungen jedoch häufig vermeiden, da die Systeme akustisch warnen, wenn die gemessenen Glukosewerte den Zielbereich verlassen. Ein neues System des Herstellers Roche bietet nun KI-Prognosen, die noch weiter in die Zukunft reichen.

(19.6.2025) Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat ein neues CGM-System auf den Markt gebracht, das mithilfe von KI die Wahrscheinlichkeit einer Hypoglykämie innerhalb der nächsten 30 Minuten vorhersagen kann. Das System namens Accu-Chek SmartGuide berechnet zudem die voraussichtliche Entwicklung der Glukosewerte in den kommenden Stunden, was insbesondere vor nächtlichen Unterzuckerungen schützen soll.

CGM-Systeme, die den Glukosewert im Unterhautfettgewebe kontinuierlich messen, sind vor rund zehn Jahren auf den Markt gekommen. Seit 2016 gehören sie zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen für Menschen mit Diabetes, die eine intensivierte Insulintherapie (ICT) in Form einer Basis-Bolus-Therapie oder einer Insulinpumpentherapie durchführen. Einige Kassen übernehmen die Kosten inzwischen auch für Patienten, die lediglich ein Langzeitinsulin verwenden. Menschen mit Diabetes, die nicht mit Insulin behandelt werden, können CGM-Systeme als Selbstzahler erwerben.

Sensoren werden immer besser

Die Technik wurde in den vergangenen Jahren stetig verbessert: Die Sensoren wurden kleiner und unauffälliger, die Messgenauigkeit stieg und die Übermittlung der Daten an das Smartphone oder das Messgerät wurde automatisiert. Dank der CGM-Sensoren haben viele Nutzer seltener schwere Stoffwechselentgleisungen. Mit der KI-gestützten Prognose des Accu-Chek SmartGuide wurde nun ein weiterer Entwicklungsschritt gemacht.

Das neue System warnt die Nutzer demnach nicht erst dann, wenn der Glukosewert bereits den Zielbereich verlassen hat: Stattdessen benachrichtigt es den Träger über einen wahrscheinlich niedrigen Glukosewert innerhalb der nächsten 30 Minuten und bietet Vorschläge zur Stabilisierung des Wertes, so der Hersteller in einer Pressemitteilung. Darüber hinaus gibt das System fortlaufend eine Prognose ab, wie sich die Glukosewerte in den nächsten zwei Stunden voraussichtlich entwickeln werden, und kann auch das Risiko einer nächtlichen Unterzuckerung berechnen. Besteht eine hohe Gefahr für eine Hypoglykämie oder eine Hyperglykämie in der Nacht, warnt das System den Nutzer entsprechend.

Prognose soll Ängste reduzieren

Die KI-basierte Prognose soll Menschen mit Diabetes, die mit Insulin behandelt werden, die Angst vor Stoffwechselentgleisungen nehmen. Laut dem Pharmakonzern Roche wünschen sich fast 90 Prozent der Betroffenen in einer Befragung eine längere Vorhersagezeit für die Entwicklung ihrer Glukosewerte. Zwar reduzieren die bisherigen CGM-Systeme die Ängste vor Stoffwechselentgleisungen bereits. Roche sah hier jedoch noch Verbesserungsbedarf.

Das System ist in Europa schon seit 2024 zugelassen. Laut Hersteller kann der Accu-Chek Smart Guide Patienten über 18 Jahren mit Typ 1 oder 2 Diabetes als Hilfsmittel zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnet werden. Sofern die Krankenkasse den Antrag bewilligt, fallen die bei CGM-Systemen üblichen Zuzahlungen an. Unter bestimmten Umständen (Erreichen der Belastungsgrenze) kann man sich über die Krankenkasse von der Zuzahlung befreien lassen.

Quellen:
Roche Diagnostics Deutschland GmbH
esanum
Netzwoche
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
eigene Recherche

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Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand