Menopause bringt für Frauen mit Diabetes Herausforderungen
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Hitzewallungen, innere Unruhe, Schlafstörungen: Manche Frauen spüren die Auswirkungen der Menopause bereits vor dem 45. Lebensjahr, bei den meisten stellen sie sich erst später ein. Die ersten Veränderungen im Körper finden aber schon viel früher statt: Bereits in der sogenannten Perimenopause – also in den Jahren vor der letzten Regelblutung – sinkt der Östrogenspiegel. Dies hat vielfältige Auswirkungen auf den Körper.
Blutzucker und Insulinbedarf verändern sich
In der Perimenopause schwanken die Hormonspiegel stark – das beeinflusst auch den Blutzucker. Viele Frauen machen die Erfahrung, dass ihr Bauchfett wächst und es schwieriger wird, Gewicht zu verlieren. Gleichzeitig kann sich verstärkt eine Insulinresistenz entwickeln. Nach der Menopause bleibt der Insulinbedarf meist erhöht, da der Stoffwechsel weniger flexibel reagiert. Die Folge: Frauen mit Typ-1-Diabetes erleben während der Menopause ihren Blutzucker nicht selten als als Achterbahnfahrt. Hier kann das Diabetesteam dabei unterstützen, den Blutzucker wieder besser in den Griff zu bekommen.Vorsorge: Blutwerte regelmäßig checken lassen
Die Menopause bringt oft auch eine Verschlechterung der klassischen Risikofaktoren wie Cholesterin, Leberwerte und Blutdruck mit sich. Daher ist regelmäßige Vorsorge angesagt, um bei auffälligen Werten rechtzeitig behandeln zu können. „Herz und Leber altern gemeinsam mit dem Stoffwechsel. Die Menopause ist der Moment, an dem Prävention neu ansetzen muss, erklärt Professorin Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg. Das gilt nicht nur für Frauen mit Typ-1-Diabetes, auch bei Typ-2-Diabetes kann die Stoffwechsellage in dieser Zeit instabiler werden. Der Verlust des hormonellen Herzschutzes, insbesondere durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, steigert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.Bei früherem Schwangerschaftsdiabetes besonders aufmerksam sein
Ca. 5 Prozent aller schwangeren Frauen entwickeln einen Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes). Für sie steigt mit der Menopause das Risiko, als “Spätfolge” einen Typ-2-Diabetes zu bekommen. Die regelmäßige Vorsorge in der Arztpraxis, bei der Blutzucker, Blutfette, Leberwerte und Blutdruck beobachtet werden, ist für sie daher schon in der frühen Phase der Menopause besonders wichtig.Herz und Leber altern gemeinsam
Mit dem Absinken des Östrogenspiegels verändert sich auch die Fettverteilung im Körper – ein Risikofaktor für Fettlebererkrankungen. Nach der Menopause nimmt die Häufigkeit der sogenannten metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease (MASLD, nichtalkoholische Fettlebererkrankung) spürbar zu. Vor der Menopause sind Frauen nur etwa halb so häufig betroffen wie Männer, danach steigt die Zahl deutlich an.Bringt eine Hormonersatztherapie Vorteile?
Hormonersatztherapien können den Stoffwechsel günstig beeinflussen, sind aber keine allgemeine Lösung. Sie eignen sich vor allem bei ausgeprägten Beschwerden und niedrigem Gefäßrisiko. Entscheidend ist eine individuelle Risikoabwägung. „Wichtiger als Hormonersatzpräparate bleibt Bewegung“, sagt Szendrödi. „Muskeltraining steigert die Insulinempfindlichkeit, senkt Blutzucker und schützt Herz und Gefäße – nachhaltig und ohne Nebenwirkungen.“Frauen in der Menopause vernachlässigen die Selbstfürsorge
“Frauen in der Menopause sind meist sehr eingespannt in Familie und Beruf. Sie vernachlässigen oft ihre Gesundheit, für Selbstfürsorge bleibt ihnen wenig Zeit”, beobachtet Prof. Szendrödi in der Praxis. Sie können aber selbst viel dazu beitragen, die Menopause als Wendepunkt – und den Beginn einer neuen Stärkephase zu erleben:- Werte kennen: regelmäßige Kontrolle von Blutzucker, Blutfetten, Blutdruck und Leberwerten
- Bewegen: 2–3-mal pro Woche gezieltes Muskeltraining, ergänzt durch Ausdaueraktivitäten
- Ernährung: viel Gemüse, Ballaststoffe und pflanzliche Fette – wenig Zucker und Fertigprodukte
- Schlafen und Stress meiden: erholsamer Schlaf und Stressabbau unterstützen den Stoffwechsel
- Medizinische Beratung: bei Bedarf hormonelle Therapie individuell prüfen lassen
- Wissen schützt – und stärkt
Quelle: Pressekonfenrenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft anlässlich der 19. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, 7. November 2025 in Mannheim
Kategorisiert in: 2025, Diabetes und Schwangerschaft, Diabetesprävention, Ernährung und Bewegung, Leben mit Diabetes, Nachrichten
Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller








