Hohe Blutzuckerwerte schaden dem Herz schon früh
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(28.12.2025) Menschen mit Prädiabetes können ihr Risiko für einen Herzinfarkt oder eine Herzschwäche halbieren, indem sie ihre Blutzuckerwerte wieder in den Normalbereich bringen. Dies ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, an der das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD), das Universitätsklinikum Tübingen und Helmholtz Munich beteiligt waren. Da die Glukosewerte bei Prädiabetes bislang keine Rolle bei der Bewertung des Infarktrisikos spielten, könnte diese neue Erkenntnis die Prävention revolutionieren, meinen die Forschenden.
Hintergrund: Menschen mit Diabetes haben im Durchschnitt ein doppelt so hohes Risiko für Herzinfarkte und Herzschwäche wie Menschen ohne Diabetes. Die Gefahr steigt mit der Dauer der Erkrankung sowie bei Vorhandensein weiterer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Übergewicht. Auch Bewegungsmangel, Rauchen oder eine fettreiche Ernährung erhöhen das Risiko für eine Atherosklerose.
Lebensstiländerung wird oft empfohlen
Zwar war schon vor der jüngsten Veröffentlichung bekannt, dass bereits Menschen mit Prädiabetes, einer Vorstufe von Typ-2-Diabetes, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Die Behandlung konzentrierte sich jedoch auf andere Risikofaktoren, die oftmals gemeinsam mit Diabetes im Frühstadium auftreten. Zumeist wird den Betroffenen eine Lebensstiländerung empfohlen, die eine Gewichtsreduktion und mehr Bewegung umfasst. Die neue Studie zeigt nun allerdings, dass diese Lebensstiländerung nur dann einen messbaren Einfluss auf die Herzgesundheit hat, wenn dadurch auch eine Normalisierung der Blutzuckerwerte erreicht wird.Für die neue Studie werteten die Forscher zwei der weltweit größten Diabetespräventionsstudien aus. Diese umfassen Langzeitdaten von mehr als 2.400 Menschen mit Prädiabetes aus den USA und China. Die Betroffenen wurden 20 bzw. 30 Jahre lang beobachtet. Wenn ihre Blutzuckerwerte normalisiert wurden, halbierte sich ihr Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Nach Ansicht der Forscher sollte deshalb die Normalisierung der Blutzuckerwerte neben Blutdruckkontrolle, Senkung des LDL-Cholesterins und Rauchstopp als vierte Säule der Herz-Kreislauf-Prävention etabliert werden.
Viel ungenutztes Präventionspotenzial
Ein Problem in Deutschland ist jedoch, dass Typ-2-Diabetes im Frühstadium häufig gar nicht erkannt wird. Etwa zwei Millionen Menschen hierzulande wissen nicht, dass sie bereits daran erkrankt sind. Bei Prädiabetes ist die Dunkelziffer noch höher. Dies hat zur Folge, dass das Risiko, in Deutschland an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben, im Vergleich zu europäischen Nachbarn signifikant erhöht ist, schreiben die Autoren der neuen Studie. Bei der präventiven Gesundheitsvorsorge belegt Deutschland einen der hinteren Plätze im europäischen Vergleich. Auch bei der Herzgesundheit bleibe viel Potenzial ungenutzt.In diesem Zusammenhang weist die Deutsche Herzstiftung darauf hin, dass insbesondere Menschen mit Diabetes gefährdet sind, einen stummen Herzinfarkt zu erleiden, weil sie infolge einer Nervenschädigung die typischen Symptome wie Brustschmerzen und -ziehen nicht so deutlich wahrnehmen. Stumme Infarkte bleiben zunächst unbemerkt. Laut den Experten sind die Betroffenen aber genauso stark gefährdet, an dem Infarkt zu versterben. Menschen mit Diabetes sollten deshalb auch unklare Symptome wie leichte Brustschmerzen, Schwindelgefühle, Atemnot und Abgeschlagenheit ernst nehmen und sich gegebenenfalls durchchecken lassen.
Quellen:
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
diabinfo
Deutsche Herzstiftung
Helmholtz Munich
Universitätsklinikum Tübingen
eigene Recherche
Stichwörter: Deutsche Herzstiftung, diabetes mellitus typ 2, forschung, Herz, prävention
Kategorisiert in: 2025, Diabetesprävention, Folgeerkrankungen, Forschung, Nachrichten
Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand








