Diabetes und Depression

Erhöhen Antidepressiva das Diabetesrisiko?

Diabetes und Depression Übergewichtige Menschen hatten in einer großen Studie ein erhöhtes Risiko, Typ-2-Diabetes zu entwickeln, wenn sie Arzneimitteln gegen eine Depression einnahmen. Die Assoziation zwischen Antidepressiva-Einnahme und einem zwei- bis dreifach erhöhtem Diabetesrisiko trat in einer Nachanalyse des amerikanischen Diabetes Prevention Program (DPP) zutage. In dieser großen Studie führte eine Gewichtsabnahme um 7% zusammen mit 2,5 Stunden körperlicher Aktivität wöchentlich bei übergewichtigen, prädiabetischen Menschen zu einer dramatischen Senkung des Diabetesrisikos (um 58%). Die Einnahme des blutzuckersenkenden Metformins senkte das Risiko immerhin um 31%. Als Kontrolle dienten Teilnehmer, die weder intensive Lebensstiländerungen vornahmen noch das Medikament einnahmen (Plazebogruppe). 3187 Teilnehmer der Studie wurden jetzt in einer Nachanalyse darauf untersucht, ob bei ihnen eine Depression vorlag – die bei Diabetikern überdurchschnittlich häufig auftritt – oder ob sie entsprechende Arzneimittel einnahmen. Messlatte war die Skala nach Beck (Beck Depression Inventory BDI). 10,3% der Teilnehmer litten schon beim Eintritt in die Studie an einer Depression (BDI-Score > 11,). Sie entwickelten aber während der Beobachtungszeit nicht häufiger einen Typ-2-Diabetes als die anderen Studienteilnehmer. Ein erhöhtes Diabetesrisiko wurde aber bei denjenigen beobachtet, die schon zu Beginn Antidepressiva einnahmen (5,7% der Teilnehmer): In der Plazebogruppe war das Risiko 1,9fach erhöht, in der Lebensstil-Interventionsgruppe sogar um das 2,8fache. In der letzteren Gruppe war auch der häufige Gebrauch von Antidepressiva im Verlauf der Studie (also nicht schon zu Beginn) mit einem 2,6fach erhöhtem metabolischen Risiko verbunden.
Interessanterweise zeigte sich keine Verschlechterung der Diabetes-Prognose bei den Teilnehmern der Studie, die Metformin einnahmen. Andere auf die Psyche wirkende Arzneimittel wie z.B. atypische Antipsychotika steigern das Diabetesrisiko, das ist lange bekannt. Bei Antidepressiva ist ein solcher Zusammenhang hier zum ersten Mal beobachtet worden. Warum dies so ist, wissen die Forscher noch nicht. Sie vermuten aber, dass der Effekt nicht auf Übergewicht oder erhöhte Spiegel von Glukose oder Insulin zurückgeht.

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