Moderne Diabetestechnik könnte Kosten bei Typ-2-Diabetes senken

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Die automatisierte Insulin Dosierung (AID) ergänzt bei Typ-1-Diabetes seit einiger Zeit die Therapieoptionen. Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin spritzen, sind dagegen bisher kaum mit dieser modernen Diabetestechnik versorgt. Dabei könnte dies eine große Einsparung für das Gesundheitssystem bedeuten, berichtet das Fraunhofer Institut.

(21.11.2021) AID-Systeme ermöglichen eine (fast) automatische Insulinversorgung. Hier werden eine Insulinpumpe und ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung (GCM) verbunden und über einen Algorithmus gesteuert. Das CGM-System misst kontinuierlich die Glukosewerte, der Algorithmus berechnet die benötigte Insulinmenge und steuert die Abgabe über die Insulinpumpe. Lediglich geplante  Mahlzeiten und sportliche Aktivitäten muss der Nutzer dem System noch mitteilen, alles Weitere läuft automatisiert. Diese Systeme werden von Menschen mit Typ-1-Diabetes immer häufiger genutzt, die Kosten dafür nach Genehmigung durch die Krankenkassen übernommen.

Bei Typ-2-Diabetes bisher kaum genutzt

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin spritzen, werden AID-Systeme aktuell noch wenig eingesetzt. Sie verwenden zwar heute zunehmend CGM-Systeme – vor allem FreeStyle Libre. Eine Insulinpumpe tragen sie dagegen nur im Ausnahmefall. Dabei könnte der Einsatz von AID-Systemen bei einem insulinpflichtigen Typ-2-Diabetes dem Gesundheitssystem massive Kosteneinsparungen bringen, hat das Fraunhofer Institut für Internationales Management und Wissensökonomie als Ergebnis einer Studie veröffentlicht. In einer Medieninformation aus November 2021 ist von bis zu sieben Milliarden Euro jährlich die Rede.

Welche Typ-2-Diabetiker profitieren von AID-Systemen?

Am meisten würden Menschen mit Typ-2-Diabetes und zusätzlich mikro- sowie makrovaskulärer Komplikationen profitieren, so das Fraunhofer Institut. Vom Einsatz der AID-Systeme versprechen sie sich:
  • Generell eine verbesserte Stoffwechseleinstellung der Patienten und damit verbunden langfristig eine Reduzierung von Folgeerkrankungen, deren Behandlung das Gesundheitssystem belasten und dazu führen können, dass Patienten pflegebedürftig werden.

  • Eine Senkung des Insulinverbrauchs durch die bedarfsgerechte Verabreichung über ein AID-System.

  • Weniger Hypoglykämien (Unterzuckerungen), damit verbunden eine Reduzierung der Krankenhausaufenthalte.

  • Erleichterungen in der Pflege von Menschen mit Typ-2-Diabetes, damit verbunden eine um bis zu 50 % reduzierter Pflegeaufwand.

  • Nicht zuletzt: Mehr Lebensqualität und Zufriedenheit für die Erkrankten.


Untersucht wurde das Potenzial zur Kosteneinsparung von AID-Systemen bei Typ-2-Diabetes im Rahmen des Innovationsprojekts CLOSE2*. Initiiert wurde es vom European Institute of Innovation & Technology (EIT), einer unabhängigen Einrichtung der Europäischen Union.

*Abschätzung des Impacts von EIT Health-Projekten; Abschlussbericht zum Projekt CLOSE (Projektnr.: 133-202041); Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW, Leipzig, Abteilung Unternehmensentwicklung in internationalen Wettbewerb.

Quelle: Medieninformation des idw – Informationsdienst der Wissenschaft vom 16. November 2021

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller