Expertenbericht

Diabetische schmerzhafte Polyneuropathie besser verstehen!

Expertenbericht hebt Notwendigkeit eines besseren Verständnisses der diabetischen schmerzhaften Polyneuropathie hervor. Ein neuer Bericht hebt neue Möglichkeiten für Ärzte hervor, die Beschwerden einer schmerzhaften diabetischen Polyneuropathie (DPNP) zu lindern.(1) Die aktuell (Sept. 2006) in “Diabetes and Vascular Disease Research” veröffentlichten Ergebnisse heben nicht erfüllte klinische Erfordernisse hervor, die einer sofortigen Aufmerksamkeit bedürfen, um die mangelhafte Meldung und unzureichende Behandlung dieser schmerzhaften Diabeteskomplikation zu reduzieren. Der von fünf führenden Diabetologen und Neurologen entwickelte Bericht zielt darauf ab, das derzeitige Verständnis dieser Beschwerden durch praktische Empfehlungen zu verbessern. Durch eine verbesserte Diagnose und Behandlung könnte die Zahl der an diesen Beschwerden leidenden Personen reduziert werden. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der 42. Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes in Kopenhagen vorgestellt. In Europa leiden mehr als 48 Millionen Menschen an Diabetes(2) und unterliegen dem Risiko, dauerhaft Schmerzen aufgrund von Nervenschädigungen zu erleiden, die vermutlich auf einen hohen Blutzuckerspiegel zurückzuführen sind. DPNP wird oft als ein brennendes, stechendes oder schießendes Gefühl in den Extremitäten beschrieben. Trotz der Auswirkungen von DPNP auf das Leben der Patienten waren 39 Prozent der Patienten mit DPNP in einer Studie niemals wegen dieser Beschwerden behandelt worden.(3) “DPNP ist ein einzigartiger Therapiebereich, der einen multidisziplinären Ansatz erfordert, um unser Verständnis dieses Zustands zu erhöhen”, bemerkte Professor Paul Valensi, Mitglied der Expertenkoalition des Hôpital Jean Verdier in Frankreich. “Diabetologen und Neurologen haben in der Vergangenheit in der Regel parallel gearbeitet. Dieser Bericht basiert jedoch auf dem kollektiven Wissen und der Erfahrung führender Experten in beiden Feldern und bietet so eine kombinierte Bewertung dieses Therapiebereichs. Unser Ziel bestand darin, die erforderlichen Schritte für die Verbesserung der Bewertung und des Managements dieser Beschwerden zu identifizieren, unter denen bis zu ein Drittel aller Diabetespatienten leiden.” Lücken beim Management von DPNP DPNP ist ein chronischer Schmerzzustand, der eng mit Gemütsstörungen zusammenhängen kann. Das Gremium empfiehlt daher einen holistischen Ansatz für DPNP-Management. Es empfiehlt Ärzten, ihre Patienten über DPNP aufzuklären und ihnen die Vorteile und Grenzen unterschiedlicher Behandlungsmöglichkeiten verständlich zu machen. Die Experten weisen außerdem auf die Erkenntnis hin, dass trotz derzeit zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen diese nicht immer effektiv eingesetzt werden. “Die Experten im Gesundheitswesen müssen den Patienten als Ganzes betrachten, anstatt die Schmerzen isoliert zu behandeln”, bemerkte Dr. Misha-Miroslav Backonja von der UW-Neurology Pain Clinic am H6/5 Clinical Science Center in Madison, USA, einer der Autoren des Berichts. “Patienten fühlen sich oft falsch verstanden, da es keine offensichtlichen Gründe für die Schmerzen gibt. Patienten zuzuhören, diese zu unterstützen und ihnen die zugrundeliegenden Schmerzmechanismen zu erklären, kann für Menschen mit Diabetes schon eine Therapie sein, da diese Personen häufig befürchten, dass die starken Schmerzen von einer bislang nicht diagnostizierten Krankheit stammen oder ein Warnsignal für eine bevorstehende Amputation sein könnten.” Informationen zum Bericht Das Gremium identifizierte eine Vielzahl von Lücken in verfügbaren klinischen Informationen, die geschlossen werden müssen, um sowohl das Verständnis von DPNP als auch dessen effektive Einschätzung und Behandlung zu verbessern. Hierzu zählen u.a.:
  • Verbesserung des Verständnisses der zugrundeliegenden Mechanismen von DPNP
  • Verbesserung spezieller Messwerkzeuge für DPNP
  • Die Notwendigkeit weiterer Kopf-an-Kopf-Studien
  • Die Notwendigkeit standardisierter Studienendpunkte
  • Die Notwendigkeit von Studien für die Untersuchung von Behandlungseffekten bei unterschiedlichen Symptomen
  • Die Notwendigkeit einer Untersuchung des Effekts von Co-Morbiditäten auf die Wirksamkeit einer Behandlung
  • Die Notwendigkeit weiterer langfristiger Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten
  • Die Notwendigkeit der Untersuchung der Wirksamkeit und der Sicherheit verschiedener Kombinationstherapien
  • Die Notwendigkeit weiterer Studien zur Untersuchung nicht-pharmakologischer Behandlungsmöglichkeiten
Effektives Management Professor Valensi bemerkte: “Neue Entwicklungen haben zur Verfügbarkeit neuer, effektiver Behandlungsmöglichkeiten für DPNP geführt, die gegenüber trizyklischen Antidepressiva eine verbesserte Verträglichkeit aufweisen.” Als Teil des Berichts schlägt das Gremium einen aktualisierten Behandlungsalgorithmus vor und weist auf die Rolle neuer pharmakologischer Wirkstoffe wie Duloxetin und Pregablin als initiale Behandlungsalternative hin. “Letzen Endes muss die Behandlung von DPNP auf den Patienten zugeschnitten werden”, fuhr Professor Valensi fort. “Wir müssen deren Co-Morbiditäten berücksichtigen, und die Behandlung sollte nicht nur eine Linderung der Schmerzen sondern auch eine Verbesserung der Lebensqualität umfassen.” Weitere Infos zum Bericht Der Bericht wurde auf Basis einer Konferenz entwickelt, die im Juni 2006 in Frankfurt stattfand. Die Konferenz wurde von Professor Cliff Bailey im Auftrag von Diabetes and Vascular Disease Research angeführt und wurde von Eli Lilly and Company und Boehringer Ingelheim gesponsert. Vorsitz der Konferenz hatte Professor Troels Jensen – Abteilung für Neurologie am Danish Pain Research Center der Faculty of Health Sciences an der Universität Aarhus, Dänemark. Zu den Mitgliedern des Gremiums zählen:
  • Professor Dan Ziegler – Deutsche Diabetes-Klinik, Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum an der Heinrich Heine Universistät Düsseldorf, Deutschland
  • Professor Paul Valensi – Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und Ernährung am Hôpital Jean-Verdier APHP, Universität Paris-Nord, Bondy, Frankreich
  • Professor Solomon Tesfaye – Diabetes Research Unit, University of Sheffield, Royal Hallamshire Hospital, Sheffield, GB
  • Dr. Misha-Miroslav Backonja – UW-Neurology Pain Clinic, H6/5 Clinical Science Center, Madison, Wisconsin, USA
  • Dr. Sergio Hernandez-Jimenez – Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel am Instituto Nacional de Ciencias Médicas y Nutrición Salvador Zubirán, Mexiko
  • Das Gremium erhielt redaktionelle Unterstützung von Dr. Jane Stock, Beraterin für medizinische Schriften, und wurde von Eli Lilly und Company and Boehringer Ingelheim gesponsert.
Informationen zu DPNP Periphere Neuropathie betrifft ca. 30 Prozent der an Diabetes leidenden Menschen und ca. 16 bis 26 Prozent dieser Personen leiden an chronischen peripheren neuropatischen Schmerzen. DPNP sind eine Vielzahl von Co-Morbiditäten zugeordnet, wie z.B. Depression, Schlafstörungen und Gefäßkrankheiten. Literatur 1 Jensen T, Backonja M, Hernández-Jiménez S et al. New perspectives on the management of diabetic peripheral neuropathic pain (Neue Perspektiven auf des Management von DPNP). Diab Vasc Dis Res. Im Druck 2 International Diabetes Federation – Diabetes Atlas 2003 Verfügbar unter: www.eatlas.idf.org/webdata/docs/Atlas%202003-Summary.pdf 3 Daousi C, MacFarlane IA, Woodward A et al. Chronic painful peripheral neuropathy in an urban community: a controlled comparison of people with and without diabetes (Chronische DPNP in einer städtischen Gemeinde: ein kontrollierter Vergleich von Menschen mit und ohne Diabetes). Diabet Med 2004;21:976-82

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