Erforschung und Therapie von Diabetes Typ 2

Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Krebs im Fokus der Forschung
Leipzig – Menschen mit Diabetes Typ 2 haben ein erhöhtes Krebsrisiko. Dass Übergewicht, insbesondere Bauchfett, das Risiko sowohl für Diabetes Typ 2 als auch für Krebs steigert, ist erwiesen. Die genauen Zusammenhänge zwischen der Stoffwechselerkrankung und Krebs sind jedoch bislang unklar. Über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung diskutieren Experten auf der diesjährigen Tagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). Die 46. Jahrestagung der DDG findet vom 1. bis 4. Juni 2011 im Congress Centrum Leipzig statt.

Menschen mit Diabetes Typ 2 haben ein erhöhtes Risiko an Darm-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen-, Nieren-, Brust-  und  Gebärmutterkrebs zu erkranken. Schon vor der klinischen Manifestation des Diabetes mellitus ist ihr Krebsrisiko gegenüber dem der Normalbevölkerung um das 1,7 fache erhöht, so das Ergebnis der „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“-Studie (EPIC). Einige Wissenschaftler vermuten, dass der über Jahre hinweg erhöhte Insulinspiegel – hervorgerufen durch die Insulinresistenz – für das erhöhte Krebsrisiko verantwortlich ist. Hohe Insulinspiegel können den Rezeptor für den sogenannten „Insulin-like growth factor“ (IGF) aktivieren, der wiederum die Zellteilung im Gewebe anregt und so das Tumorwachstum fördern könnte. Doch bewiesen ist das nicht. Einige Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen IGF und Krebs – andere nicht.
Ebenso unzureichend ist aus wissenschaftlicher Sicht die Datenlage zum Thema Insulintherapie und Krebsrisiko. Zwar hatte eine Daten-Analyse von etwa 130 000 Patienten in Deutschland 2009 einen Zusammenhang zwischen der Anwendung des Insulinanalogons Glargin und der Entstehung von Krebs gefunden. Das Ergebnis des Wissenschaftlichen Instituts der AOK und des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen wurde jedoch in anderen großen Untersuchungen nicht bestätigt. „Es gibt derzeit keinen verlässlichen Hinweis, dass Insulin oder ein Insulinanalogon die Krebshäufigkeit erhöhen“, so Professor Dr. Dr. Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam – Rehbrücke (DIfE).
Ein Zusammenhang zwischen Diabetes, Adipositas und Krebs ist indes unumstritten: Übergewichtige Menschen mit großem Bauchumfang, so zeigen zahlreiche Studien, haben sowohl ein erhöhtes Diabetes- als auch ein erhöhtes Krebsrisiko. Wer Pfunde verliert, kann – auch als Diabetiker – die Krebsgefahr senken. „Die Gewichtskontrolle sollte immer Bestandteil der Diabetes-Therapie sein“, fordert deshalb Hans-Georg Joost. Dabei gehe es vor allem darum, dass gefährliche Bauchfett zu reduzieren. Sowohl eine gesunde Ernährung als auch regelmäßige Bewegung kann dazu beitragen.

Terminhinweise:

Symposium:
Insulintherapie des Typ-2-Diabetes
Donnerstag, 2. Juni 2011, von 13.00 bis 14.30 Uhr
Vortragssaal 2.1 „Paul Langerhans“ im Congress Center Leipzig (CCL)
Messe-Allee 1, 04356 Leipzig

Kongress-Pressekonferenz
Termin: Freitag, den 03. Juni 2011 von 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Saal 10, Ebene +2, Congress Center Leipzig (CCL), Messe-Allee 1 (Eingang Glashalle), 04356 Leipzig

Themen und Referenten:

Resümee der 46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft:
Perspektiven Leipzig 2011: Dialog – Erfahrung – Gewinn
Professor Dr. med. Olga Kordonouri
Tagungspräsidentin 46. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
(DDG), Chefärztin am Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover

„Dialog“: Referenzzentren für Kinderdiabetes als Modell für grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung in Europa
Professor Dr. med. Thomas Danne
Vorstandsvorsitzender diabetesDE
Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), Hannover

„Dialog”: IDF Atlas – Aktuelle Daten und zukünftige Entwicklung der Diabetesprävalenz in Deutschland
Dr. med. Wolfgang Rathmann MSPH (USA)
Stellvertretender Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ)

„Erfahrung”: Aktuelle Therapie des Typ 2 Diabetes: Folgeerkrankungen reduzieren durch sichere Zielwerterreichung unter Vermeidung von Hypoglykämien
Professor Dr. med. Stephan Matthaei, Vizepräsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), Chefarzt des Diabetes-Zentrums am Christlichen Krankenhaus Quakenbrück

„Gewinn”: Deutschland und der nationale Diabetes-Plan, aktueller Stand
PD Dr. phil. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), Geschäftsführer des Forschungsinstitutes der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM)

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