Diabetestechnik: Neue AID-Systeme sind da

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Systeme zur Automatisierten Insulin Dosierung (AID-Systeme) sind die neueste Entwicklung im Bereich Diabetestechnik. Sie kombinieren eine Insulinpumpe und ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung (rtCGM), während ein Algorithmus die Steuerung der  Insulingabe nach Bedarf übernimmt. Wie dies funktioniert, erklären wir am Beispiel der beiden neuen Systeme MiniMed 770G und Accu-Chek Insight mit Loop-Modus.

Bestandteile eines AID-Systems

(11.4.2021) Insulinpumpen und rtCGM-Systeme können vernetzt werden, um die Insulingabe laufend automatisch an den Bedarf anzupassen. Als Schnittstelle dient ein Algorithmus. Daraus entsteht ein System zur Automatisierten Insulin Dosierung (AID-System). Der Algorithmus kalkuliert laufend die Insulindosis und passt die Insulinzufuhr über die Insulinpumpe automatisch an bzw. stoppt sie bei Bedarf oder gibt automatisch einen Korrekturbolus ab. Damit übernimmt das System weitgehend selbständig die Insulinversorgung – an entscheidenden Stellen muss der Nutzer allerdings noch eingreifen. Diesen Systemen gehört die Zukunft in der Therapie von Menschen mit Typ-1-Diabetes. Aktuell gibt es zwei Varianten:

1. Geschlossenes AID-System

Hier bilden Insulinpumpe und rtCGM ein in sich geschlossenes System, in dem der Algorithmus „unsichtbar“ arbeitet. Beispiel ist das System MiniMed 770G von Medtronic. Es besteht aus der Insulinpumpe MiniMed 770G und dem rtCGM-System Guardian 3. Die gemessenen Glukosewerte werde auf dem Smartphone angezeigt, dazu gibt es eine passende App (MiniMed Mobile App für iOS und Android ). Das MiniMed 770G System arbeitet mit der SmartGuard Technologie. Sie passt individuell die basale Insulingabe an den Bedarf an – basierend auf den Glukosewerten, die alle 5 Minuten gemessen werden. Ziel sind Glukosewerte um Bereich zwischen 70 und 180 mg/dl (bzw. 3,9 und 10,0 mmol/l).

Bild: Medtronic

Mehr zum MiniMed 770G lesen Sie hier.

2. Interoperables AID-System

Hier arbeiten Insulinpumpe, rtCGM und Algorithmus interoperabel, das heißt drei unabhängige Komponenten von verschiedenen Herstellern werden zu einem AID-System zusammengeführt. Das neueste Beispiel ist Accu-Chek Insight mit Loop Modus. Dieses AID-System setzt sich aus der Insulinpumpe Accu-Chek Insight, dem rtCGM Dexcom G6 und dem selbstlernenden Algorithmus DBLG1 von Diabeloop zusammen, der auf einem eigenen Handset installiert ist. Das rtCGM Dexcom G6 überträgt alle 5 Minuten den Glukosewert an das Handset. Der DBLG1-Algorithmus analysiert die Daten in Echtzeit. Er kalkuliert laufend die Insulindosis und passt die Insulinzufuhr über die Insulinpumpe automatisch an bzw. stoppt sie bei Bedarf oder gibt automatisch einen Korrekturbolus ab.

  Bild: Roche Diabetes Care

Mehr zu Accu-Chek Insight mit Loop-Modus lesen Sie hier.

 

Für Anwender bleibt einiges zu tun

AID-Systeme bedeuten einen großen Fortschritt in der Diabetestechnik. Trotzdem ist das Ziel einer echten automatischen Insulindosierung mit ihnen noch nicht erreicht, auch wenn der Begriff dies vermuten lässt. Tatsächlich handelt es sich um ein halbgeschlossenes System der Insulinversorgung, auch “Semi-Closed-Loop” oder “Hybrid-Closed-Loop” genannt. Die Systeme benötigen nach wie vor Informationen (Eingaben) zu Mahlzeiten und geplanter körperlicher Aktivität. Die Algorithmen lernen allerdings selbst aus den Gewohnheiten ihrer Anwender und stellen sich mit der Zeit immer mehr auf sie ein, zum Beispiel durch individualisierte Bolusvorschläge.

Hinzu kommt: AID-Systeme sind komplex und erfordern eine intensive Schulung. Man muss bereit sein, sich mit dem System intensiv auseinander zu setzen, wenn man es n der Diabetestherapie einsetzt.

Quelle: Eigene Recherche

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