Viele Krankenhauspatienten haben Diabetes

Mit Diabetes im Pflegeheim
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Beinahe jeder vierte Patient, der stationär ins Krankehaus aufgenommen wird, hat Typ-2-Diabetes. Weitere 25 Prozent der Krankenhauspatienten haben eine Vorstufe dieser Erkrankung (Prädiabetes). Jeder Patient über 50 sollte deshalb gleich bei der Aufnahme auf Diabetes untersucht werden, fordern Experten.

Tübinger Ärzte haben Krankenhauspatienten auf Diabetes untersucht

Ärzte der Universitätsklinik Tübringen haben diese Zahlen Anfang 2016 ermittelt und nun ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes veröffentlicht*. Sie hatten über einen Zeitraum von vier Wochen systematisch die Blutproben von 3733 neu aufgenommenen Patienten im Hinblick auf den Lanzeitblutzuckerwert (HBA1c) untersucht. Dieser Wert gibt Aufschluss über die Qualität der Blutzuckereinstellung der vergangenen drei Monate. Diabetes wurde ab einem HbA1c-Wert von 6,5 Prozent definiert, Prädiabetes – also die Vorstufe der Stoffwechselstörung – ab 5,7 Prozent.

Fast die Hälfte der Patienten von Typ-2-Diabetes oder der Vorstufe betroffen

Die Auswertung hat gezeigt, dass 22 Prozent der untersuchten Patienten an Diabetes Typ 2 erkrankt waren. Weitere 23,68 Prozent erfüllten die Kriterien für die Vorstufe dieser Erkrankung (Prädiabetes). Bei dieser Stufe der Erkrankung sind die Blutzuckerwerte bereits erhöht – mit einer Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung lässt sich der Typ-2-Diabetes häufig noch abwenden. Bei 3,7 Prozent der untersuchten Patienten – statistisch war dies jeder 17. Patient – wurde der Diabetes überhaupt erst bei der stationären Aufnahme festgestellt. Hinzu kommt: „Patienten mit Diabetes bleiben im Schnitt 1,1 Tage länger im Krankenhaus als Patienten ohne Diabetes oder mit Prädiabetes“, stellt Studienautor Professor Dr. med. Andreas Fritsche fest. Zugleich steigen die Komplikationen bei Patienten mit Diabetes signifikant an. Während bei Patienten mit Diabetes in 24 Prozent der Fälle Komplikationen auftraten, waren es bei Patienten ohne Diabetes nur 15 Prozent.

Patienten über 50 Jahre bei der Klinikaufnahme auf Diabetes untersuchen

Aus den Ergebnissen ziehen die Autoren zwei Schlüsse. „Zum einen sollte jeder Patient mit Diabetes von Beginn der stationären Aufnahme an von einem spezialisierten Diabetes-Team mitbehandelt werden“, so Fritsche. Dies erspare unnötige Komplikationen und damit auch Kosten. Zum anderen sei es lohnenswert, jeden Patienten über 50 Jahre gleich auf Diabetes zu untersuchen. Um die Versorgung von Diabetikern im Krankenhaus zu verbessern, bietet die Deutsche Diabetes Gesellschaft das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ an. Das Zertifikat soll sicherstellen, dass Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes in den entsprechenden Abteilungen bei jedem Krankheitsfall kompetent behandelt werden.

*Kufeldt J et al.: Prevalence and Distribution of Diabetes Mellitus in a Maximum Care Hospital: Urgent Need for HbA1c-Screening; Exp Clin Endocrinol Diabetes, doi:10.1055/s-0043-112653

Quelle: https://www.thieme.de/de/experimental-clinical-endocrinology-diabetes/journal-information-8796.htm

Informationen zum Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG):

https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/zertifizierung/nebendiagnose.html

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller