Verengte Halsschlagader: Check-up ist wichtig

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Ablagerungen von Kalk in der Halsschlagader können einen Schlaganfall auslösen. Mittels einer Ultraschalluntersuchung können sie rechtzeitig erkannt werden. Die Untersuchung wird ab dem Lebensalter von 65 Jahren jährlich empfohlen, wenn Risikofaktoren vorliegen.

(25.10.2020) In Deutschland leben etwa eine Million Menschen mit einer Halsschlagader, die zu mehr als 50 Prozent durch Kalkablagerungen verengt ist. Lösen sich aus den Ablagerungen Stückchen heraus, droht ein Schlaganfall im Gehirn. Eine Ultraschall-Untersuchung kann die Ablagerungen sichtbar machen. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) empfiehlt ein jährliches Ultraschall-Screening der Halsschlagader ab dem Lebensalter von 65 Jahren, wenn Risikofaktoren vorliegen. Aus Angst vor Corona verschieben viele Patienten allerdings zurzeit die notwendigen Kontrolluntersuchungen und OP-Termine, erklärte Privatdozent Dr. med. Farzin Adili, Chefarzt der Klinik für Gefäßmedizin am Klinikum Darmstadt, im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz der DGG am 22. Oktober 2020. Er rät, diese Termine dennoch unbedingt wahrzunehmen.

Risikofaktoren für verengte Halsschlagader

In Deutschland erleiden jedes Jahr bis zu 30.000 Menschen einen Schlaganfall, der von Ablagerungen an der Gefäßwand einer verengten Halsschlagader ausgeht. Gefährdet sind vor allem Patienten über 65 Jahre, die Risiken wie Herzerkrankungen, Diabetes mellitus, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Nikotinkonsum oder Bluthochdruck aufweisen. Dass eine Halsschlagader verengt ist, fällt häufig erst spät auf. Denn die Carotisstenose, wie sie in der Fachsprache genannt wird, verursacht zunächst keine Beschwerden. Zudem kann die Halsschlagader der Gegenseite eine etwaige Minderdurchblutung ausgleichen.

Schmerzlose Ultraschalluntersuchung

Dabei kann eine einfache Ultraschalluntersuchung die Verengung sichtbar machen „Herzpatienten können auch ihren Kardiologen bitten, die Halsschlagader mit zu untersuchen“, rät DGG-Experte Adili. Mit einer schmerzlosen Duplex-Sonographie lässt sich innerhalb weniger Minuten feststellen, ob eine Verengung der Halsschlagader vorliegt und, falls ja, wie ausgeprägt sie ist.

Symptome einer Carotisstenose

Bei Menschen, die eine Halsschlagaderverengung bis zu 60 Prozent haben und völlig asymptomatisch sind, kann zunächst abgewartet, medikamentös behandelt und regelmäßig kontrolliert werden. „Problematisch wird es jedoch, wenn sich an der Oberfläche der Ablagerungen Blutgerinnsel bilden, die sich von Zeit zu Zeit ablösen und immer wieder Blutgefäße im Gehirn verstopfen“, betont Gefäßexperte Adili. Es kommt dann zu vorübergehenden oder auch dauerhaften Durchblutungsstörungen des Gehirns mit neurologischen Ausfallerscheinungen – einem Schlaganfall. Typische Symptome sind

  • Lähmungserscheinungen oder Kribbeln an Händen, Armen oder Beinen einer Körperhälfte,
  • seitenbetontes Schwächegefühl oder das Einknicken eines Beines,
  • Sprach- oder einseitige Sehstörungen.

Wann sollte operiert werden?

„Bei solchen Symptomen und einer Verengung der Halsschlagader auf beiden Seiten von mehr als 50 Prozent sollte eine Operation durchgeführt werden, um die Ablagerungen zu entfernen“, rät Privatdozent Dr. med. Farzin Adili. So empfiehlt es auch die neue Experten-Leitlinie zur Carotisstenose aus dem Februar dieses Jahres. „Es ist gesetzlich vorgeschrieben, die Ergebnisse der Carotis-Operationen zu melden. Sie werden in jährlichen Qualitätsberichten angegeben. Patienten können sich bei ihrem Gefäßchirurgen danach erkundigen”, erklärt der Gefäßexperte.

S3 Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extracraniellen Carotisstenose: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/004-028.html

Zertifizierte Gefäßzentren an Kliniken: https://www.gefaesschirurgie.de/patienten/zertifizierte-gefaesszentren/

Quelle: Virtuelle Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG), 22. Oktober 2020

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller