Schaufensterkrankheit früh erkennen und behandeln

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Jeder fünfte über 65-Jährige leidet an der sogenannten Schaufensterkrankheit, einer Durchblutungsstörung in den Beinen. Über Warnzeichen und Behandlungsmöglichkeiten hat die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. bei ihrer Jahrestagung informiert.

Warnzeichen der Schaufensterkrankheit ernst nehmen

Schmerzen beim Gehen, nicht heilende Wunden, unterschiedliches Wachstum der Zehennägel an linkem und rechtem Fuß, fehlender Haarwuchs am Schienenbein und mitunter auch eine Erektionsstörung (erektile Dysfunktion). So zeigt sich die sogenannte Schaufensterkrankheit. Ihren Namen verdankt sie den typischen Symptomen: „Treten beim Gehen Schmerzen nach sich wiederholender Gehstrecke von beispielsweise 200 Metern immer in der gleichen Muskelgruppe an Wade und Oberschenkel auf, ist eine Schaufensterkrankheit und damit Durchblutungsstörung der Arterien wahrscheinlich“, erläutert Professor Dr. med. Dittmar Böckler, derzeit Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) e.V. am 17. Oktober 2019 in Mannheim. Dort fand die Jahrestagung der Gesellschaft statt.

Menschen mit Diabetes erkranken häufiger

Die Schaufensterkrankheit, auch Claudicatio intermittens oder periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) genannt, veranlasst Betroffene, das Gehen aufgrund von Wadenschmerzen immer wieder zu unterbrechen und stehen zu bleiben. Ursache ist eine Arteriosklerose, eine Gefäßwandverkalkung. Betroffen sind meist Patienten mit Risikofaktoren – vor allem Männer in höherem Alter, aktive oder Ex-Raucher, Menschen mit Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck. Sie sollte sich bei ersten Anzeichen der Erkrankung unbedingt an ihren Arzt wenden, der eine entsprechende Behandlung einleitet. Denn die Schaufensterkrankheit ist nicht selten Vorbote von Herz- oder Hirninfarkten, weiß Professor Dr. med. Dittmar Böckler. Zudem kann bei einer schweren Durchblutungsstörung die Amputation von Zehen, Unter- oder Oberschenkel notwendig werden. Ziel der Therapie ist es, dies zu verhindern. Die Chancen dafür stehen umso besser, je früher die pAVK erkannt wird, so der Experte.

Früherkennung mittels Ultraschall

Wichtigste Technik zur Früherkennung einer pAVK ist die Untersuchung der Fußpulse und eine Doppler-Druckmessung an Arterien an Arm und Knöchel, die den sogenannten Knöchel-Arm-Index oder Ankle-Brachial-Index (ABI) bestimmt. „Diese Untersuchung ähnelt einer Blutdruckmessung mit zusätzlichem Ultraschall“, erläutert Böckler. „Sie ist nicht belastend, beliebig wiederholbar und ohne Risiko beim Hausarzt durchführbar.“ Der ABI-Index aus dem Blutdruck in Unterschenkel und Arm gibt an, wie stark Gefäßablagerungen die Blutzirkulation behindern.

Therapie über Änderung des Lebensstils und Medikamente

Wir die Schaufensterkrankheit diagnostiziert, sollten sich die Patienten an einen Gefäßchirurgen und Gefäßmediziner oder Angiologen und Kardiologen wenden. Bei der Behandlung steht zunächst die konservative Therapie im Vordergrund: Umstellung auf eine gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, Gewichtabnahme, Nikotinverzicht, Blutdruckkontrolle. „Zudem sollen betroffene Patienten lebenslang ihre Medikamente regelmäßig und pflichtbewusst einnehmen“, erklärt Böckler. Dazu zählt eine Blutverdünnung mit einem sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS). Weitere wichtige begleitende Medikament sind Blutdruck- und Blutfettsenker.

Gefäßmediziner wollen Amputationen verhindern

Schreitet die Erkrankung weiter fort, sollten sich Patienten in einem interdisziplinär aufgestellten zertifizierten Gefäßzentrum behandeln lassen, rät Prof. Böckler. „Dort entscheiden Experten verschiedener gefäßmedizinischer Fachdisziplinen gemeinsam, welche Methode am besten für den Patienten geeignet ist“, erklärt der DGG-Präsident. Verengte oder verschlossene Gefäße können mit klassischen offenen Operationen, meist Bypässen, mit minimalinvasiven Eingriffen oder in Kombination beider Verfahren durchgängig gemacht werden.

Quelle: Pressekonferenz anlässlich der 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V., Mannneim, 17. Oktober 2019

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller