Früherkennung von Typ-1-Diabetes bei Kindern jetzt in weiteren Bundesländern

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(14.05.2025) Seit 2015 bietet das Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München Tests zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes bei Kindern an. Bisher haben sich die Bundesländer Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Hamburg an der sogenannten Fr1da-Studie beteiligt. Seit Mai 2025 werden die Tests auch in Kinder- und Jugendarztpraxen in Hessen und Rheinland-Pfalz durchgeführt.
Dabei handelt es sich um ein kostenloses Screening auf Inselautoantikörper bei Kindern im Alter von zwei bis zehn Jahren. Die Antikörper richten sich gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Sie können oft schon Jahre vor Ausbruch des Diabetes im Blut nachgewiesen werden. Der Test ist sehr zuverlässig: Nach Angaben des Helmholtz-Instituts beginnt bei 25 Prozent der betroffenen Kinder innerhalb von drei Jahren eine Insulinbehandlung. Nach zehn Jahren haben 80 Prozent der positiv getesteten Kinder Typ-1-Diabetes. Nach 20 Jahren sind es fast 100 Prozent.
Schweren Stoffwechselentgleisungen wird vorgebeugt
Zwar ist Typ-1-Diabetes bislang nicht heilbar. Die Früherkennung der Autoimmunerkrankung bietet nach Auskunft des Forschungsinstituts aber trotzdem mehrere Vorteile. Eltern und Kinder haben Zeit, sich auf die Diagnose einzustellen und sich mit der Behandlung vertraut zu machen, bevor akute Symptome auftreten. Zudem wird das Risiko für eine schwere Stoffwechselentgleisung deutlich reduziert. Eine diabetische Ketoazidose, die lebensgefährlich sein kann, tritt ohne Früherkennung bei mehr als 20 Prozent der Betroffenen auf. Bei den Studienteilnehmern kam es dagegen nur bei 2,5 Prozent zu einer solchen Stoffwechselentgleisung bei Krankheitsbeginn.Medikament Teplizumab verzögert die ersten Symptome
Inzwischen gibt es auch erste Medikamente, die den Ausbruch der Krankheit verzögern können. Zum richtigen Zeitpunkt verabreicht, kann der Wirkstoff Teplizumab die ersten Symptome um zwei bis drei Jahre hinauszögern. Das Medikament ist in den USA seit 2022 zugelassen. In Europa gibt es noch keine generelle Zulassung. Wer an der Fr1da-Studie teilnimmt, kann den Wirkstoff aber über ein Härtefallprogramm des Paul-Ehrlich-Instituts erhalten.Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler vom Helmholtz Zentrum ist optimistisch, dass die Medikamente in Zukunft noch besser werden und den Ausbruch von Typ-1-Diabetes länger hinauszögern können. Aber auch jetzt schon kann eine Verzögerung der Erkrankung um zwei bis drei Jahre eine wertvolle Entlastung für Kind und Eltern bedeuten.
Quellen:
Helmholtz Zentrum München
Fr1da – Diabetes Früherkennung
Diabetes Anker
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
eigene Recherche
Stichwörter: diabetes, diabetes mellitus typ 1, früherkennung, primärprävention von diabetes-typ-1
Kategorisiert in: 2025, Diabetesprävention, Forschung und Entwicklung, Kinder und Jugendliche, Leben mit Diabetes, Nachrichten
Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand