Diabetesschulungen: Videoangebot soll bleiben

Videosprechstunde in Deutschland bald erlaubt
Viele Arztpraxen haben während der Coronakrise aus der Not eine Tugend gemacht und führen Diabetesschulungen nun per Video durch. Dieses Format hat sich bewährt – und soll dauerhaft Kassenleistung werden, fordern Ärzte und Diabetesverbände.

Diabetesschulungen finden normalerweise in der Gruppe statt

(8.8.2020) Menschen mit Diabetes sind im Alltag Manager ihrer Erkrankung. Das erfordert Wissen und Training. Beides erhalten sie in Diabetesschulungen, die klassisch als Gruppenschulungen in Arztpraxen durchgeführt werden. Dafür gibt es zahlreiche Schulungsprogramme, zugeschnitten auf die verschiedenen Zielgruppen.Therapie- und Ernährungsschulungen für Menschen mit Typ-1 und Typ-2-Diabetes gehören zu den Basisangeboten, darüber hinaus gibt es spezielle Programme, z.B. für Menschen mit Unterzuckerungs-Wahrnehmungsstörungen oder Neuropathien. Eigene Prorgramme wurden für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes entwickelt.

Corona macht Präsenzschulungen unmöglich

Dann kam Corona, und plötzlich war alles anders. Sich für die Diabetesschulung in einem Raum zu treffen: unmöglich. Viele Arztpraxen machten aus der Not eine Tugend und stiegen auf Videoschulungen um. Statt im Gruppenraum trifft man sich nun online  und nutzt Programme wie Zoom, Skype oder Microsoft Teams. Und das durchaus erfolgreich, wie eine aktuelle Umfrage verschiedener Diabetesverbände gezeigt hat. Beteiligt waren:

  • das wissenschaftliche Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab)
  • des Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Mergentheim (FIDAM), an dem viele Diabtetes-Schulungsprogramme entwickelt werden
  • der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD)
  • der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND)
  • die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
  • die Organsiation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Umfrage zeigt: Videoschulungen sind eine gute Alternative

Insgesamt nahmen 356 in der Diabetologie Tätige aus allen 17 Bezirken der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) an der Befragung teil. 75 Prozent beurteilen die Internetstruktur in ihrer Praxis für die Online-Schulung als ausreichend, 61 Prozent der Praxen sehen sich für die Online-Gruppenschulung technisch gut ausgestattet und 55 Prozent schätzen die Schulungskräfte als angemessen technisch kompetent ein, um Videoschulungen durchzuführen. Für 51 Prozent der Befragten war die Corona-Pandemie ein Anlass, um sich näher mit der Online-Schulung zu befassen. Fast die Hälfte (48 Prozent) empfand die Möglichkeit der Videoschulung während dieser Zeit als eine gute Alternative zur Präsenzschulung.

Videoschulungen sollen eine festen Platz im DMP erhalten

Ausgehend von den positiven Erfahrungen wünschen sich etwa ein Drittel aller Befragten, dass die Online-Schulung einen festen Platz im Praxisangebot für strukturierte Schulungs- und Behandlungsprogramme (DMP) erhält. Dies begrüßt auch der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), betont aber, dass Präsenzschulungen weiterhin der “Goldstandard” bleiben müssten. Denn für ältere Menschen oder Personen ohne technische Voraussetzungen und Bezug zur Technik halten die meisten Befragten eine Online-Schulung für weniger gut geeignet. Was außerdem fehle sei die Interaktion zwischen Kursleiter und Teilnehmern und der Austausch der Teilnehmer untereinander, so Dr. rer. medic. Nicola Haller, Vorsitzende des VDBD.

Videoschulung nur durch qualifizierte Trainer

Trotzdem, hier sind sich alle Verbände einig, ist die Diabetesschulung per Video eine sehr gute ergänzende Option zur Präsenzschulung, auch wenn sie nicht für alle Patienten passt. „Voraussetzung ist, dass Videoschulungen nur mit den DMP-Diabetes zertifizierten strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogrammen durchgeführt werden. Und natürlich müssen die von der KBV gesetzten Datenschutzstandards eingehalten werden und nur zertifizierte Videoanbieter mit End-to-Endverschlüsselung genutzt werden“, fordert Professor Dr. med. Monika Kellerer, Präsidentin der DDG. „Zudem ist für Trainerinnen und Trainer, die Videoschulungen durchführen, eine entsprechende Qualifikation – eine Weiterbildung zur Diabetesberater/in DDG beziehungsweise Diabetesassistent/in DDG – unabdingbar“, betont die DDG Präsidentin.

Die Verbände fordern nun, dass die Online-Schulung analog zur Präsenzschulung als Kassenleistung festgeschrieben werden soll. Denn die Erlaubnis der Kassenärztlichen Vereinigungen, solche Videoschulungen an Stelle von Präsenzschulungen durchzuführen, ist im Moment nur befristet.

Quelle: Medieninformation des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) vom 3. August 2020.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller