Typ-1-Diabetes: Schutz nach Rotaviren-Impfung

Diabetesforschung
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Zwei große Studien aus den USA und Australien legen die Vermutung nahe, dass Kinder, die vollständig gegen Rotaviren geimpft sind, ein geringeres Risiko haben, an Typ-1-Diabetes zu erkranken.

Was haben Rotaviren mit Typ-1-Diabetes zu tun?

Rotaviren und Typ-1-Diabetes: Auf den ersten Blick haben beide wenig miteinander zu tun: Eine Infektion mit dem Rotavirus kann starken Durchfall, Erbrechen und Fieber verursachen. Vor allem für kleine Kinder kann dies sehr gefährlich werden. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher seit 2013, Kinder bereits im Säuglingsalter gegen Rotaviren zu impfen. Je nach verwendetem Impfstoff sind zwei oder drei Dosen dieser Schluckimpfung notwendig, um einen vollständigen Impfschutz zu ereichen.

Typ-1-Diabetes dagegen ist eine Autoimmunerkrankung. In einer fehlgeleiteten Reaktion beginnt das Immunsystem, die Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu zerstören. Dieser Prozess lässt sich bisher weder verhindern noch aufhalten.

Kann eine Rotaviren-Impfung vor Typ-1-Diabetes schützen?

Eine Infektion mit Rotaviren, so vermuten Wissenschaftler schon länger, kann ein Auslöser für die Entstehung des Typ-1-Diabetes bei Kindern sein. Im Tiermodell hat sich gezeigt, dass Rotaviren der Bauchspeicheldrüse schaden. Lässt sich umgekehrt durch eine Impfung gegen Rotaviren die Bauchspeicheldrüse schützen – also Typ-1-Diabetes verhindern? Dieser Frage sind Forscherteams in den USA und in Australien in zwei großen Langzeitstudien* nachgegangen. Beide wurden 2019 veröffentlicht.

Studie zur Rotaviren-Impfung aus Australien

In Australien wurde 2007 ein Impfprogramm gegen Rotaviren eingeführt. In ihrer Studie* verglichen die Forscher die Rate der Diabetes Typ 1 Neuerkrankungen vor und nach der Einführung dieses Impfprogramms. Es zeigte sich, dass die Zahl der neu erkrankten Kinder im Alter bis vier Jahre nach der Einführung um 14 Prozent zurückgegangen war. Bei Kindern zwischen vier und 14 Jahren konnte allerdings kein signifikanter Rückgang der Typ-1-Diabetes-Fälle beobachtet werden.

Amerikanische Studie zeigt Rückgang bei Typ-1-Diabetes

In die amerikanische Studie** zum gleichen Thema flossen die Daten von 1,4 Millionen Kindern zwischen 2001 und 2017 ein. Hier zeigte sich, dass Kinder, die im Säuglingsalter eine vollständige Impfung gegen Rotaviren erhalten hatten, ein um 33 Prozent niedrigeres Risiko aufwiesen, an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Dieser Schutz zeigte sich allerdings nur bei einer vollständigen Impfung, wenn also alle vorgesehen Schluckimpfungen des Impfzyklus wahrgenommen wurden.

Beide Studien stützen die These, dass eine Rotaviren-Impfung im Säuglings- bzw. frühen Kindesalter dazu beitragen kann, das Typ-1-Diabetes-Risiko zu senken. Ob sich der Erkrankungszeitpunkt durch die Impfung möglicherweis nur nach hinten verschiebt, müssen weitere Beobachtungen zeigen.

* Perrett Kirsten P et al. Association of Rotavirus Vaccination With the Incidence of Type 1 Diabetes in Children. JAMA Pediatr. 2019;173(3):280-282. doi:10.1001/jamapediatrics.2018.4578

** Rogers Mary AM et al. Lower Incidence Rate of Type 1 Diabetes after Receipt of the Rotavirus Vaccine in the United States, 2001–2017. Scientific Reportsvolume 9, Article number: 7727 (2019)

Quellen:

Diabetesinformationsdienst München, Meldung vom 1.4.19

Ärztezeitung online, Bericht vom 13.6.19

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller