GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) – “Abnehmspritze”

(in Deutschland verfügbar: kurz wirksame GLP-1-Analoga: Exenatid (Byetta), Liraglutid, Lixisnatid, orales Semaglutid; lang wirksame GLP-1-Analoga: Exenatid (Bydureon), Dulaglutid, Semaglutid subkutan

Charakteristik von physiologischem GLP-1 (Glukagon-like-Peptid):
  • Darmhormon, wird ausgeschüttet, wenn Glukose über die Darmwand in den Blutkreislauf übergeht
  • sorgt für Ausschüttung von Insulin aus dem Pankreas, jedoch nur gemeinsam mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel (nicht allein)
  • bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sind die GLP-1-Spiegel geringer als bei Menschen ohne Diabetes
  • GLP-1 wird nach kurzer Zeit durch das Enzym Dipeptilpeptitase IV (DPP-IV) abgebaut (Halbwertszeit von wenigen Minuten)
  • wegen der sehr kurzen Wirkungsdauer müsste es dem Körper ständig zugeführt werden

Wirkungen von GLP-1-RA:
  • GLP-1-RA sind als Analoga formulierte Polypeptide, um die Wirkung zu verlängern (kurz wirksam auf einen halben bzw. ganzen Tag, lang wirksam auf eine Woche)
  • verstärkte Freisetzung von Insulin aus dem Pankreas
  • Hemmung der Glukagon-Ausschüttung und dadurch verringerte Freisetzung von Glukose aus der Leber
  • langsamere Entleerung des Magens
  • GLP-1-RA unterdrücken das Hungergefühl und signalisieren dem Gehirn, dass die Sättigung erreicht ist. Dies führt zur schnelleren Sättigung

Nebenwirkungen:
  • Nebenwirkungen können im Wesentlichen gastrointestinal auftreten, also Beschwerden in Magen und Darm, wie Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen. Auch kann es zu einer verzögerten Magenentleerung kommen
  • Auch Kopfschmerzen sind möglich
  • Meist sind die Nebenwirkungen leichterer Natur, sie treten häufig bei Behandlungsbeginn auf und klingen später ab

Indikationen:
  • Typ 2-Diabetes, wenn eine diabetesgerechte Kost allein keinen Erfolg bringt
  • Übergewicht bzw. Adipositas (aufgrund der signifikanten Gewichtsabnahme wird das GLP-1-RA Semaglutid (Wegovy) auch bei Menschen mit einem BMI ≥ 30 kg/m2 ohne Diabetes-Indikation eingesetzt
  • Die Kombination mit anderen Antidiabetika (wie Metformin, Sulfonylharnstoffe, Insulin) ist möglich

Kontraindikationen:
GLP-1RA sollten nicht verwendet werden,
  • bei einer zurückliegenden Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • bei medullärem Schilddrüsenkrebs (auch in der Vorgeschichte sowie in der Verwandtschaft)
  • bei multipler endokriner Neoplasie (MEN, auch in der Vorgeschichte sowie in der Verwandtschaft)
  • in der Stillzeit
  • in der Schwangerschaft oder bei einem Kinderwunsch
  • bei Darmkrankheiten, beispielsweise einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung
  • Überempfindlichkeit /Allergien gegen den Wirkstoff

Dosierung von GLP-1-RA:
Variation je nach Präparat, z.B.
  • Liraglutid: Beginn mit 0,3 bis 0,6 mg täglich, später Erhöhung bis 1,2 mg täglich oder bis ein Sättigungsgefühl einsetzt
  • Exenatid: 5 µg zweimal täglich, nach 4 Wochen auf zweimal täglich 10 µg erhöhen
  • Dulaglutid: Startdosis für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren: wöchentlich 0,75 mg, nach 4 Wochen sind 1,5 mg wöchentlich möglich

Dualer GLP-1/GIP-Rezeptoragonist


(in Deutschland verfügbar: Tirzepatid)

Charakteristik:
  • Tirzepatid ist ein Analogon des GIP (glukoseabhängiges insulinotropes Peptid). Es wirkt als dualer Agonist an GIP- und an GLP-1-Rezeptoren. Das Inkretin-Hormon GIP ergänzt die Wirkungen von GLP-1.

Wirkung
  • Zusätzlich zum GLP-1-RA ahmt Tirzepatid die Wirkungen von GIP nach
  • Es bindet an GIP- und GLP-1-Rezeptoren und senkt dadurch den Glukosespiegel

Nebenwirkungen: siehe oben (GLP-1-Rezeptoragonisten)

Indikation
  • Behandlung von erwachsenen Menschen mit unzureichend eingestelltem Typ-2-Diabetes – als Ergänzung zu Diät und Bewegung
  • Verordnung als Monotherapie, wenn Metformin aufgrund von Intoleranz oder Kontraindikationen nicht geeignet ist
  • In Ergänzung einer bestehenden antidiabetischen Therapie. Die Applikation erfolgt einmal wöchentlich subkutan
  • In Ergänzung einer kalorienreduzierten Diät und Bewegung kann Tirzepatid zur zusätzlichen Gewichtsreduktion bei Adipositas ab einem BMI von 30 kg/m2 oder ab einem BMI von 27 kg/m2 bei gewichtsbedingten Begleiterkrankungen eingesetzt werden

Kontraindikationen
  • Medulläres Schilddrüsenkarzinom (MTC) in der Vorgeschichte oder Familienanamnese
  • Multiple endokriner Neoplasie Typ 2 (MEN 2) in der Vorgeschichte oder Familienanamnese
  • Überempfindlichkeit gegenüber Tirzepatid

Dosierung
  • Empfohlene Anfangsdosierung ist 2,5 mg, einmal pro Woche
  • Dosisanpassung nach 4 Wochen auf 5 mg einmal pro Woche
  • weitere Steigerung alle 4 Wochen in 2,5-mg-Schritten
  • Maximaldosis 15 mg, einmal pro Woche

Stand: November 2025