Diabetes und Nierenerkrankungen

„Diabetische Nephropathie“ – was ist das?

Eine wesentliche Aufgabe der Niere ist es, das Blut zu filtern und von schädlichen Stoffen und Giften zu reinigen. Außerdem steuert die Niere

  • Wasser- und Mineralgehalt
  • Blutdruck
  • Vitamin-D-Haushalt
  • Hormon für die Bildung roter Blutkörperchen
Lange anhaltend hohe Zuckerwerte schädigen schleichend diese Funktionen – es entwickelt sich die diabetische Nephropathie. Sie ist bei uns die häufigste Ursache für ein Nierenversagen mit der Folge der Notwendigkeit einer ständigen Blutwäsche (Dialyse).

Beeinflussbare Risikofaktoren der diabetischen Nephropathie sind

Weitere Risikofaktoren sind

  • Diabetesdauer und Alter
  • familiäre Belastung
  • diabetische Augenhintergrundveränderungen („diabetische Retinopathie“)
Die Nierenerkrankung entwickelt sich langsam und bleibt anfangs ohne Symptome, so dass der Betroffene davon nichts spürt. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen von Urin und Blut sind deshalb notwendig. Häufigkeit und Ergebnisse der Nierenuntersuchung sollten in den Gesundheitspass Diabetes eingetragen werden.

Verlauf der diabetischen Nierenerkrankung (Nephropathie)

Die früheste Phase der Nierenschädigung ist auch durch Laboruntersuchungen nicht festzustellen. Das erste fassbare Zeichen einer diabetischen Nephropathie ist die Ausscheidung von ganz geringen Mengen Eiweiß im Urin (Mikroalbuminurie). Man spricht dann von einer „beginnenden Nierenschädigung“. Die Veränderungen sind rückbildungsfähig.

Früherkennung durch Mikroalbuminbestimmung – das ist zu beachten:

  • Bestimmung aus erster Urinprobe am Morgen
  • Dreifachbestimmung wegen Schwankungen
  • Fehlerquellen beachten
  • Schlecht eingestellter Blutzucker oder Blutdruck
  • Körperliche Bewegung
  • Harnwegsinfekt
  • Fieberhafte Erkrankung
Wenn die Eiweißausscheidung auf Werte über 300 mg pro Tag ansteigt (Albuminurie), ist die Nierenschädigung kaum mehr rückbildungsfähig. Bei einem Anstieg der Eiweißausscheidung über 0,5 g pro Tag spricht man von einer „großen Eiweißausscheidung“ (Proteinurie). Die Gefahr eines endgültigen Nierenversagens ist dann hoch. Erst bei fortgeschrittener Nierenschädigung ist im Blut eine Verminderung der Nierenfunktion durch Erhöhung des Kreatininspiegels festzustellen.

Schon im Frühstadium der Nierenerkrankung steigt der Blutdruck, im Weiteren die Blutfette – wesentliche Risikofaktoren für Erkrankungen der großen Gefäße (Herzinfarkt, Schlaganfall).



Abgrenzung zu anderen Nierenerkrankungen

Sehr wichtig ist, dass auch andere Krankheiten zur Nierenschädigung mit den gleichen Krankheitszeichen führen können! Beispiele sind Verengungen der Nierengefäße und Nierenentzündungen. Diese Krankheiten müssen unbedingt abgegrenzt werden, weil sie anders behandelt werden.

Behandlungsmöglichkeiten der diabetischen Nierenerkrankung (Nephropathie)

Schon die Senkung des Blutdrucks kann die Eiweißausscheidung verbessern und stellt somit eines der wichtigsten Therapieprinzipien dar. Manche blutdrucksenkenden Medikamente werden bei dauerhaft erhöhter Eiweißausscheidung sogar trotz normalem Blutdruck mit Erfolg vorbeugend eingesetzt (ACE-Hemmer, AT1-Blocker). Weitere Maßnahmen sind insbesondere im Frühstadium eine gute Blutzuckereinstellung, Vermindern einer erhöhten Eiweißaufnahme, LDL-Cholesterinsenkung und Nikotinverzicht.

Was Sie selbst tun können, um eine Nierenerkrankung bei Diabetes zu verhindern:

  • Gesunder Lebensstil und ausgewogene Ernährung, Eiweißzufuhr 0.8 g/Kilogramm Körpergewicht  (entspricht einer normalen Mischkost)
  • Regelmäßige Bewegung
  • Verzicht auf Rauchen

Therapieziele bei einer diabetischen Nephropathie:

  • HbA1c 6.5 – 7.5%, bei KHK, erfolgtem Infarkt oder Schlaganfall und bei Unterzuckergefahr 7.0 – 7.5%.
  • Blutdruckziel < 140/80 mmHg
  • Normalisieren der Blutfette (Cholesterin LDL und HDL, Triglyzeride)
Neue Studien zeigen Hinweise, dass bestimmte Blutzucker senkende Medikamente das Fortschreiten einer Nierenerkrankung und Nierenfunktionseinschränkung deutlich aufhalten:

  • SGLT-2-Hemmer – in Deutschland zugelassen Empagliflozin und Dapagliflozin
  • GLP1-Analoga – in Deutschland zugelassen Liraglutid und Dulaglutid
Die genauen Gründe für diese Wirkung sind noch nicht bekannt.

Diese Ergebnisse sind überraschend und für die betroffenen Menschen mit Diabetes und Nierenschaden sehr vorteilhaft. Die europäischen und amerikanischen Fachgesellschaften der Diabetologen raten deshalb in ihren aktuellsten Empfehlungen bei einer eingeschränkten Nierenfunktion und Nierenbeteiligung in erster Linie diese Medikamente einzusetzen.

Bei der Blutzuckereinstellung ist wichtig, dass einige Blutzucker senkende Tabletten bei eingeschränkter Nierenfunktion abgesetzt werden müssen (insbesondere Metformin und die meisten Sulfonylharnstoffe) oder ihre Blutzucker senkende Wirkung verlieren (SGLT-2-Hemmer). Außerdem ist darauf zu achten, dass Röntgenkontrastmittel, viele Schmerzmittel und fiebersenkenden Mittel die Nierenfunktion zusätzlich schädigen.

Bei der Entwicklung einer weit fortgeschrittenen Nierenschädigung sollte frühzeitig und durch Nierenspezialist über die Möglichkeiten der Nierenersatzbehandlung (Dialyse) aufgeklärt werden.

Nierenersatztherapie (Dialyse)

Bei der Dialyse wird das Blut mit einem künstlichen Filter (außerhalb des Körpers: Hämodialyse) oder durch das eigene Bauchfell als natürlichen Filter (Peritonealdialyse) gereinigt. Die Entscheidung welches Verfahren und wann die Dialyse erfolgen soll wird in einem persönlichen Beratungsgespräch in der Regel mit einem Nierenspezialisten (Nephrologen) festgelegt.

Genauere Informationen über die Dialyseverfahren und weitere Tipps finden Sie in der Patientenleitline für nierenkranke Menschen mit Diabetes der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

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