Wie schnell entwickelt sich Typ-1-Diabetes?

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Ob ein Kind im Laufe seines Lebens an Typ-1-Diabetes erkranken wird, können Forscher heute bereits frühzeitig sagen. Sie untersuchen dafür das Blut auf bestimmte Antikörper. Wann der Diabetes tatsächlich auftritt, war bisher kaum abschätzbar. Dafür wurde jetzt ein neues Modell untersucht.

Antikörper-Test auf Typ-1-Diabetes möglich

Forscher des Helmholtz Zentrums in München beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes und den Möglichkeiten, den Ausbruch der Erkrankung eventuell zu verhindern. Am angegliederten Institut für Diabetesforschung (IDF) wurde bereits ein Antikörper-Test entwickelt, mit dem sich aus einem Tropfen Blut abschätzen lässt, ob ein Kind im Laufe seines Lebens an dieser Diabetesform erkranken wird. Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren, nach und nach absterben. Der Körper richtet seine Immunabwehr gegen das eigene Organ – eine “Laune der Natur”, deren tatsächliche Ursachen bisher nicht ganz erforscht sind.

Früherkennung: Wird mein Kind an Typ-1-Diabetes erkranken?

In Bayern wurde mit “FR1da” bereits 2015 eine flächendeckende Studie zur Früherkennung angesetzt. Eltern können ihre Kinder, wenn sie möchten, auf Typ-1-Diabetes untersuchen lassen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass etwa vier von 1000 Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren typische Antikörper aufweisen. Dies sagt aber nur aus, dass sie ein hohes Risiko haben – aber nicht, wie schnell sie erkranken werden.

Hochrisikokinder erkranken nicht unbedingt schneller

Dies wollten die Forscher des IDF in einer eigenen Studie* herausfinden. Für ihre Analysen kooperierten sie eng mit den Modellierungs-Experten der Abteilung Scientific Computing (ASC) am Münchener Helmholtz Zentrum. 88 Kinder mit den vier “typischen” Antikörpern für Typ-1-Diabetes waren einbezogen. Das Ergebnis hat die Forscher überrascht: Nicht alle der als “Hochrisikokinder” eingestuften Patienten erkrankten so schnell wie erwartet, sondern zum Teil erst deutlich später. “In der Phase der Krankheitsentwicklung sind nicht alle Antikörper permanent vertreten, sondern die einzelnen Antikörper verhalten sich dynamisch – sprich sie können auch kommen und gehen“, begründet Professor Dr. Peter Achenbach, stellvertretender Leiter des IDF, diese Studienergebnisse. Sie fließen auch in die Forschung nach einer Insulinschluckimpfung für kleine Patienten ein, die am Helmholtz Zentrum in München derzeit entwickelt wird.

* Endesfelder, D. et al. (2016). A novel approach for the analysis of longitudinal profiles reveals delayed progression to type 1 diabetes in a subgroup of multiple-islet autoantibody-positive children, Diabetologia, DOI: 10.1007/s00125-016-4050-0

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller