Typ-1-Diabetes: Risikogene bei Kindern besser abschätzen

Test auf Risikogene bei Kinder
© Helmholtz Zentrum München
WissenschaftlerInnen des Helmholtz Zentrums München haben einen Test weiterentwickelt, mit dem sich früh herausfinden lässt, ob ein Kind wahrscheinlich an Typ-1-Diabetes erkranken wird. Eltern können ihr Baby im Rahmen der Freder1k-Studie auf Risikogene untersuchen lassen. 

Zellen der Bauchspeicheldrüse werden zerstört

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die meist schon früh im Leben auftritt. Sie ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Meist trifft es Kinder und ihre Eltern aus heiterem Himmel: 90 Prozent aller erkrankten Kinder haben keine Verwandten ersten Grades mit Typ-1-Diabetes. Obwohl die Erkrankung also mit Vererbung wenig zu tun hat, lässt sich ein genetisches Risiko schon früh abschätzen. Lange bevor die ersten Symptome der Erkrankung wie starker Durst und Gewichtsverlust auftreten, beginnt das Immunsystem, in einer fehlgeleiteten Reaktion die Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu zerstören.

Risikogene für Typ-1-Diabetes untersuchen

Dieser Prozess lässt sich bisher zwar weder verhindern noch aufhalten, doch Forscher weltweit suchen nach Wegen, damit dies in Zukunft gelingt. Dafür ist es wichtig, möglichst früh abschätzen zu können, ob ein Kind an Typ-1-Diabetes erkranken wird. WissenschafterInnen des Helmholtz Zentrums in München haben schon vor einiger Zeit einen Test entwickelt, mit dem sich Risikogene im Blut von Kindern untersuchen lassen. Dieser Test wurde nun weiter verbessert*. „Durch die Analyse von bis zu 41 Genregionen lassen sich ab der Geburt Kinder identifizieren, die ein mindestens 25-fach erhöhtes Risiko besitzen“, beschreiben die Forscher ihre Ergebnis in einer Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums vom 4. April 2018.

Eltern können ihr Baby auf Riskogene testen lassen

„Mit den Risikoscores finden wir Kinder, deren Risiko, bis zum sechsten Geburtstag ein frühes Stadium des Typ-1-Diabetes zu entwickeln, mehr als 10 Prozent beträgt“, erklärt Prof. Dr. Ezio Bonifacio vom DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden. Das Zentrum gehört zu den Forschungseinrichtungen, die den Test mit entwickelt haben. Er wird bereits in einem großen klinischen Studienprojekt („Freder1k”) zur Prävention von Typ1-Diabetes angewendet. Eltern in Bayern, Niedersachen und Sachsen können ihr Baby in der Geburtsklinik oder bei einem der ersten Kinderarztbesuche kostenlos auf das Typ-1-Risiko untersuchen lassen. Kinder, die Risikogene für Typ-1-Diabetes aufweisen, können an einer Studie teilnehmen, die der Entstehung dieser Erkrankung vorbeugen soll.

*Bonifacio E. et al. (2018): Genetic scores to stratify risk of developing multiple islet autoantibodies and type 1 diabetes: A prospective study in children. PLoS Medicine, DOI:10.1371/journal.pmed.1002548

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller