Diabetes in der Schwangerschaft kann später erneut auftreten

Eine Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft lebt häufig in späteren Jahren wieder auf und bleibt bestehen, sofern nicht gegengesteuert wird. Eine Elfjahresstudie identifizierte nun die Haupt-Risikofaktoren: Antikörper gegen Inselzellgewebe, Insulinbedarf in der Schwangerschaft sowie krankhaftes Übergewicht. Der Großteil der gefährdeten Frauen könnte leicht identifiziert und einer engmaschigen Kontrolle zugeführt werden.

Die multizentrische Studie untersuchte die Häufigkeit, mit der eine Zuckerkrankheit bei Frauen mit vorangegangenem Schwangerschaftsdiabetes wieder auftrat, und analysierte die Risikofaktoren. 303 Gestations-(Schwangerschafts-)diabetikerinnen nahmen zwischen 1989 und 1999 teil. Die Ärzte nahmen zu mehreren Zeitpunkten einen Zucker-Belastungstest (oraler Glukose-Toleranztest, oGTT) und weitere Folgeuntersuchungen vor: nach der Entbindung, nach weiteren neun Monaten und nach zwei, fünf, acht und elf Jahren.

Fast die Hälfte wurden wieder diabetisch 133 Frauen, das sind 44% der Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes, wurden während des Untersuchungszeitraumes erneut diabetisch. Als nahezu 100%-iger Risikofaktor erwies sich das Vorkommen von Autoantikörpern gegen Inselzell-Eiweiß, (GAD, IA-2, vgl. Hintergrund). Von den 133 Frauen waren 32 Antikörper-positiv; 31 von ihnen entwickelten einen Typ-1-Diabetes, ein Großteil (75%) im ersten Jahr nach der Geburt.

Patientinnen ohne diese Antikörper bekamen mit einem Acht-Jahres-Risiko von 39% einen Typ-2-Diabetes. Unabhängige, hochsignifikante Risikofaktoren waren bei diesen Frauen die Insulinbedürftigkeit während der Schwangerschaft und ein Body-Mass-Index (BMI) über 30, sprich: Fettsucht oder krankhaftes Übergewicht. Andere Kriterien wie Alter der Frau oder Dauer der Schwangerschaft waren weniger bedeutend.

Neun von zehn können identifiziert werden

Nur 11% der Frauen mit Gestationsdiabetes, die nach der Geburt wieder einen Diabetes entwickelten, ließen sich mit den genannten Kriterien nicht identifizieren. Andersherum: 89% aller Antikörper-negativen Frauen können mit einem Modell als Risikopatientinnen erkannt werden, das Insulinbedarf und BMI einschließt, während Antikörper-positive Frauen nahezu sicher, und rapide, einen Typ-1-Diabetes entwickeln.

Ärzte und Frauen nach Schwangerschaftsdiabetes sollten immer auf die Risikozeichen Übergewicht und Insulinbedarf in der Schwangerschaft achten (und auf weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Bewegungsmangel) und regelmäßig den Blutzucker kontrollieren.

Hintergrund: Eine Schwangerschaftsdiabetes – (Gestationsdiabetes) trifft zwei bis fünf Prozent der Schwangeren und verschwindet meist nach der Geburt wieder. Das künftige Diabetesrisiko ist aber beträchtlich erhöht. Der Großteil der Frauen, die nach der Geburt erneut zuckerkrank werden (und es bleiben, sofern keine Behandlung greift), entwickeln einen Typ-2-Diabetes.

Bei mindestens 10% – in der vorliegenden Studie bei jeder vierten Frau – lassen sich Autoantikörper gegen insulinproduzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse nachweisen (ICA, GAD = Glutamat-Dekarboxylase, IA-2 = Tyrosinphosphatasen). Dies ist ein Zeichen eines Autoimmundiabetes vom Typ 1. Autoantikörper sind Abwehrstoffe, die sich fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe richten. GAD und IA-2 gehören neben Inselzellantikörpern (ICA) und Insulin-Autoantikörpern (IAA) zu den besten Markern zur Diagnostik des Typ-1-Diabetes.

Leider ist die Bestimmung der Antikörper keine Routineuntersuchung. Sie wird an Diabetesforschungszentren wie München und Düsseldorf v.a. im Rahmen von Studien durchgeführt. 

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