Nebenwirkungen der Cortisontherapie abmildern

Gewicht reduzieren bei Typ-2-Diabetes
Bild: apops
Glukokortikoide (Cortison) gehören in Deutschland zu den Medikamente, die am Häufigsten verordnet werden, z.B. bei Autoimmunerkrankungen, Allergien oder Entzündungen. Patienten fürchten die Nebenwirkungen der Cortisontherapie, wie Gewichtszunahme. Mit mehr Wissen über die Therapie ließen sich viele davon mildern, sagen Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Auf einer Pressekonferenz im Juni 2021 gaben sie Tipps für Patienten und Ärzte.

Nebenwirkungen der Cortisontherapie sind gefürchtet

(4.7.2021) Glukokortikoide, umgangssprachlich auch “Cortison” genannt, sind wirksame Medikamente, die in Deutschland häufig verordnet werden. Bei Patientinnen und Patienten haben sie einen schlechten Ruf. Vor allem bei Cortisontherapien die länger als vier Wochen dauern, sind Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, “Mondgesicht”, aber auch Osteoporose und Thrombosen gefürchtet. Viele davon ließen sich mit mehr Grundwissen über die Abläufe rund um Glukokortikoide im Körper abmildern. Was Patientinnen und Patienten über eine Cortisontherapie wissen sollten, haben Experten auf der gemeinsamen Online-Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am 16. Juni 2021 erläutert.

Häufig eine Folge von Unter- oder Überdosierung

Hinter dem Begriff „Glukokortikoide“ verbergen sich verschiedene Substanzen, die auch in ihrer Wirkkraft und Wirkdauer sehr unterschiedlich sind. Den Ausgang bildet das körpereigene Hormon Cortisol, das in den Nebennieren gebildet wird. Um eine bessere Wirksamkeit zu erreichen, wurden verschiedene künstlich hergestellte Glukokortikoide weiterentwickelt, die ihm nachempfunden sind. Prednisolon etwa, ein häufig verordnetes Medikament, wirkt je nach Darreichungsform vier- bis fünfmal stärker als der natürliche Ausgangsstoff, Dexamethason sogar 30-mal mehr. „Dies ist wichtig zu wissen, wenn man über diese Substanzgruppe spricht“, sagt Professor Dr. med. Stephan Petersenn von der ENDOC Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg. Nebenwirkungen der Cortisontherapie hängen häufig mit einer Über- oder einer Unterdosierung von Glukokortikoiden zusammen. Daher sollte man eben diese Symptome kennen. „Hier können wir viel von Krankheitsbildern lernen, die mit einer Erhöhung oder Verringerung des Cortisolspiegels einhergehen”, so Petersenn. Ein Zuviel an Cortisol liegt im Körper z. B. beim Cushing-Syndrom vor. Dies führt unter anderem zu dem gefürchteten Aufschwemmen des Körpers bei gleichzeitigem Muskelverlust. Ein Cortisol-Mangel kommt z. B. bei einer Schwächung der Nebennierenrinde vor und hat häufig einen dramatischen Leistungsverlust, Muskel- oder Gelenkschmerzen wie bei einer Grippe, Müdigkeit und das Gefühl von Unterzuckerung zur Folge.

Cortisontherapie an den Tagesrhythmus anpassen

Was viele ebenfalls nicht wissen: Der Cortisolspiegel hat einen eigenen Tagesrhythmus – morgens ist er am höchsten. Darüber hinaus steigt er bei größeren Anforderungen wie seelischem und körperlichem Stress. In Ruhe fällt der Wert. „Sobald Patienten mit einem körpereigenen Mangel an Cortisol also etwa Fieber und Gliederschmerzen bekommen, kann die Dosis zu niedrig sein“, so Petersenn. Patienten, die länger Glukokortikoide einnehmen oder an einer Störung der Produktion leiden, sollten deshalb genau über diese Symptome, aber auch das tägliche Auf und Ab dieses Hormons geschult werden. So lässt sich das persönliche Befinden besser einordnen und gegebenenfalls einer Unter- oder Überversorgung vorbeugen. „Eine große Hilfe bei der Schulung kann hier die Unterstützung durch speziell weitergebildete qualifizierte Endokrinologie-Assistenten DGE sein”, erklärte Professor Dr. med. Stephan Petersenn.

Osteoporose und Thrombose gegensteuern

Ebenso könnten Ärzte möglichen Nebenwirkungen einer Glukokortikoid-Therapie entgegenwirken. „Dem Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln, können wir mit einer täglichen Gabe von 1000 I.E. Vitamin D und je nach Situation mit zusätzlichen knochenschützenden Medikamenten begegnen; der Thrombosegefahr lässt sich bei besonders gefährdeten Patienten mit einer klassischen Antikoagulations-Therapie vorbeugen“, nannte Petersenn zwei Beispiele.

Quelle: Medieninformation der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Juni 2021

Weiterführende Informationen:

https://www.endokrinologie.net/krankheiten-glukokortikoide.php



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