Closed Loop – es geht voran

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Ein Closed Loop System zur automatischen Insulinversorgung würde die Diabetestherapie ein großes Stück voranbringen. Die Entwicklung dieser künstlichen Bauchspeicheldrüse macht Fortschritte, wie ein neues Projekt aus England zeigt.

Künstliche Bauchspeicheldrüse als Lösung

Die Versuche von Forschern auf der ganzen Welt, Typ-1-Diabetes auf Dauer zu heilen, blieben bisher erfolglos. Eine Alternative wäre die Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse zur automatischen Versorgung mit Insulin (Closed Loop System). Eine Idee: Man könnte einen Sensors zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) mit einer Insulinpumpe kombinieren und das System durch einen vom Computer berechneten Algorithmus ergänzen, welcher voraussagt, wie viel Insulin der Körper braucht. Ein solches CGM-Insulinpumpen-System gibt es bereits, am Algorithmus wird geforscht. Ein weiterer Ansatz ist die Steuerung des Blutzuckers über die Gabe von Insulin und Glukagon: Misst der CGM-Sensor einen abfallenden Blutzucker, würde über eine Pumpe automatisch Glukagon zur Blutzuckererhöhung abgegeben. Auch das ist in der Entwicklung.

Closed Loop – ein Traum seit 40 Jahren

Projekte zur Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse laufen bereits seit den 1970er Jahren. Die Technik ist inzwischen schon sehr weit. Im vergangenen Jahr hat das DREAM-Forschungsprojekt für Aufsehen gesorgt. Bei diesem Projekt hat eine internationale Forschergruppe um Prof. Dr. med. Thomas Danne, Chefarzt des Kinderkrankenhauses Auf der Bult in Hannover, ein „MD-Logic Artificial Pancreas System“ entwickelt*. Das System aus einem CGM-Sensor, einer Insulinpumpe und einer speziell entwickelten Software übernahm im Rahmen eines mehrtägigen überwachten Tests die Steuerung des Blutzuckers von Typ-1-Diabetikern während der Nacht. Erfolgreich, wie sich gezeigt hat. Ihr Blutzucker blieb stabil, Unterzuckerungen gab es keine.

Künstliche Bauchspeichdrüse: Projekt zeigt Alltagstauglichkeit

An der Universität Cambridge wurde nun ein ähnliches System im Alltagsgebrauch getestet, berichtet der Diabetesinformationsdienst des Helmholtz Zentrums München Ende Oktober 2015. 33 Erwachsene und 25 Kinder waren an dieser Studie** beteiligt. Sie trugen jeweils für 12 Wochen ein Standardsystem zur sensorgestützten Insulinpumpentherapie (Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung in Kombination mit einer Insulinpumpe) sowie eine Closed Loop System, bei dem zusätzlich ein Computer zur Berechnung der Insulinmenge eingesetzt wurde. Die Erwachsenen trugen das System 24 Stunden, die Kinder nur nachts. Als Blutzucker-Zielwert wurde bei den Erwachsenen ein Bereich zwischen 70 und 180 mg/dl (3,9 und 10 mmol/dl) festgelegt, bei den Kindern ein Bereich zwischen 70 und 145 mg/dl (3,9 und 8 mmol/l). Die Erwachsenen mit Closed Loop System erreichten diesen Zielwert 11 % häufiger und lagen mit ihrem Glukosewert und dem HbA1c-Wert zudem signifikant besser als bei der Standardtherapie. Und das, obwohl sie weder beim Essen noch beim Sport eingeschränkt waren. „Unser Hauptziel war es zu zeigen, dass eine Closed Loop Anwendung Tag und Nacht möglich ist, speziell auf lange Sicht und ohne Überwachung“, sagt Studienleiter Hood Thabit, Diabetologe an der Universität Cambridge. „Wir sind nun an einem Punkt, an dem wir zeigen konnten, dass eine längere Nutzung über drei Monate hinweg machbar ist.“

* Nimri, R. et al.: MD-Logic overnight control for 6 weeks of home use in patients with type 1 diabetes: randomized crossover trial. In: Diabetes Care, published online July 2014, DOI:10.2337/dc14-0835.

** Thabit, H. et al.: Home Use of an Artificial Beta Cell in Type 1 Diabetes . In: New England Journal of Medicine, published online September 2015, DOI: DOI: 10.1056/NEJMoa1509351

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