Bei Fernreisen sollte Insulindosis geplant werden

Foto von Ross Parmly auf Unsplash
Sommerzeit ist Reisezeit. Wer mit Diabetes eine Fernreise mit großem Zeitunterschied plant, sollte allerdings beachten, dass der Körper einige Tage braucht, um sich an den neuen Tag-Nacht-Rhythmus zu gewöhnen. In dieser Übergangsphase kann es zu einer instabilen Stoffwechsellage kommen. Eine Anpassung der Insulindosierung ist meist sinnvoll.

(30.6.2025) Im Sommer erfüllen sich viele Menschen ihre Urlaubsträume – für manche gehört dazu auch eine Fernreise. Damit die Blutzuckerwerte nicht entgleisen, sollten sich Menschen mit Diabetes allerdings noch gründlicher vorbereiten als stoffwechselgesunde Urlauber. Insbesondere bei einer Insulintherapie sind Anpassungen erforderlich, da sich der Reisetag durch die Zeitunterschiede um einige Stunden verlängert oder verkürzt.

Hintergrund: Bei einer Fernreise nach Westen, zum Beispiel in die Karibik oder die USA, wird der Tag bei der Anreise um sechs bis neun Stunden länger. Der umgekehrte Fall tritt bei Reisen in östliche Länder wie Japan, China oder Australien ein. Hier verkürzt sich der Anreisetag um mehrere Stunden. Beides erfordert Anpassungen der Insulindosierung.

Häufiger messen und bei Bedarf korrigieren

Bei Reisen nach Westen (der Tag wird länger) kann das langwirksame Insulin üblicherweise am Zielort zur gewohnten Uhrzeit verabreicht werden. Da seit der letzten Dosis etwas mehr Zeit vergangen ist, muss zwischendurch unter Umständen mit kleinen Mengen Bolusinsulin korrigiert werden, falls die Werte stark ansteigen.

Bei Reisen nach Osten (der Tag wird kürzer) sollte das langwirksame Insulin hingegen einmal ausgelassen werden, um eine zu hohe Dosis zu vermeiden. Bis zur nächsten Injektion zur gewohnten Zeit kann bei Bedarf ebenfalls mit schnellwirksamem Insulin gegengesteuert werden. Für Pumpenträger ist die Anpassung etwas einfacher, da das Insulin kontinuierlich in kleinen Dosen abgegeben wird.

Körper muss sich an neue Tageszeit gewöhnen

Zu beachten ist außerdem, dass die Insulinempfindlichkeit bei den meisten Menschen im Tagesverlauf schwankt. Viele benötigen morgens und abends mehr schnellwirksames Insulin als mittags oder nachts. Diese bewährten Muster (KE-/BE-Faktoren und Korrekturfaktoren) können sich bei einer Fernreise vorübergehend verändern. Oft dauert es einige Tage, bis sich der Körper an die neue Ortszeit angepasst hat und die gewohnten Faktoren wieder gelten.

Um Unterzuckerungen zu vermeiden, sollten Menschen mit Diabetes ihr Insulin zu den Mahlzeiten bei Fernreisen zunächst vorsichtig dosieren und bei Bedarf später korrigieren. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, vor der Reise Rücksprache mit dem Behandlungsteam zu halten.

Werte können auch ohne Insulin schwanken

Menschen mit Diabetes, die kein Insulin spritzen, können ihre Medikamente in der Regel zu den gewohnten Zeiten einnehmen. Eine Anpassung an einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus kann jedoch auch bei ihnen dazu führen, dass die Blutzuckerwerte stärker schwanken. In den ersten Tagen sollten sie deshalb etwas häufiger ihre Glukosewerte messen. Auch ohne Insulintherapie ist es ratsam, vor einer Fernreise ein Gespräch mit dem Arzt zu führen.

Einfacher ist es bei einer Reise innerhalb Europas: Hier hat die Zeitverschiebung in der Regel keine Auswirkungen auf die Insulindosierung, da sich der Tag lediglich um ein bis zwei Stunden verlängert oder verkürzt. Es gelten die üblichen Empfehlungen zur Vorbereitung einer Urlaubsreise, die hier nachgelesen werden können. Der Artikel enthält auch eine Liste mit Tipps fürs Handgepäck.

Quellen:
Diabetes Anker
DBL-diabetes
National Library Of Medicine
Flora Apotheke Hannover
diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe
Abbott
eigene Recherche

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Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand