Auch bei PAVK den Blutdruck streng eingestellen

Auch bei PAVK sollte der Blutdruck streng eingestellt werden

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) hat sich bei zumeist generalisiert auftretender Arteriosklerose als Risikoindikator für Herz- und Hirninfarkt erwiesen. Eine im Vergleich zur koronaren und zerebralen Strombahn zurückhaltendere Behandlung erscheint daher nicht gerechtfertigt. Bei Diabetikern sind die zusätzliche spezifische Mikroangio- und Neuropathie zu beachten. Dies betonten PD Dr. Reinhardt Sternitzky von der Praxisklinik Herz und Gefäße, Dresden, und Prof. Dr. Sebastian M. Schellong vom Universitäts GefäßCentrum der Universitätsklinik Carl Gustav Carus Dresden auf dem 11. Dresdner Symposium Invasive Kardiologie Anfang Juli 2005. Sternitzky hob hervor, dass kardiovaskuläre Todesursachen bei PAVK-Patienten auf 75 Prozent ansteigen gegenüber rund 50 Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Damit gehören Patienten mit Claudicatio intermittens zu den Hochrisikopatienten für Herzinfarkt und Schlaganfall. Da in großen Outcome-Studien wie der HOT-Studie (Hypertension Optimal Treatment) eine 30prozentige Reduktion der kardiovaskulären Mortalität allein durch zielgerichtete Blutdrucksenkung erreicht werden konnte, sollte dies umso mehr für die besonders gefährdeten PAVK-Patienten gelten. Auch wenn eine schnelle Blutdrucksenkung zu vorrübergehenden Beschwerden führt – insbesondere bei kritischer Extremitätenischämie – , sollten normale Druckwerte von 130/80 mmHg angestrebt werden. Zum Ausschluss einer Nierenarteriensklerose sollten allerdings die Nierenfunktionsparameter regelmäßig kontrolliert werden. Zu den idealen Antihypertensiva bei PAVK zählte Sternitzky ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten und Kalziumantagonisten. Diuretika seien weniger geeignet, da sie humorale Systeme wie das Renin-Angiotensin-System stimulieren, negativ auf den Glukose- und Elektrolythaushalt wirken und die Fließfähigkeit des Blutes vermindern. Sie sollten eher niedrig dosiert in Kombination mit anderen Antihypertensiva zum Einsatz kommen, wobei eine Kombinationstherapie zum Erreichen des Zielblutdrucks ohnehin in mehr als drei Viertel aller Fälle notwendig werde. Schellong verdeutlichte die besondere Problematik der PAVK bei Diabetikern. Unmittelbar nach Myokardinfarkt haben sie eine deutlich schlechtere Prognose als stoffwechselgesunde Patienten. Dieser Trend setzt sich auch in den drei folgenden Jahren fort. Für den häufig festzustellenden letalen Verlauf eines kardiovaskulären Ereignisses machte der Angiologe insbesondere die typischen gleichzeitigen Verschlüsse der Kollateralen verantwortlich. Aber auch mikroangiopathische Besonderheiten des Diabetes mellitus seien bedeutsam. So steigt die kumulative Inzidenz einer KHK innerhalb von vier Jahren von unter zehn auf 40 Prozent, wenn eine Proteinurie vorliegt. Bei der diabetischen Mikroangiopathie stehen Hyperperfusion und Malnutrition des Gewebes im Vordergrund. Angiopathische Veränderungen und Ischämie sind deshalb nicht ursächlich für den progredienten Verlauf des diabetischen Fußsyndroms verantwortlich.Vielmehr führt die diabetische Neuropathie zu einem Sensibilitätsverlust und begünstigt Weichteil- und Knochenschäden, die nicht bemerkt werden. Die Ischämie behindert die Wundheilung nach vorangegangenen Läsionen. Deshalb, so Schellong, sollte eine Revaskularisierung beim diabetischen Fußsyndrom stets erst nach kontrollierter und definitiver Wundheilung erfolgen.

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