20 Jahre Diabetes-DMP: eine Bilanz

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Disease-Management-Programme (DMP) helfen seit Ende der 1990iger Jahre dabei, die Therapiequalität von Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes zu verbessern. 20 Jahre später haben Experten Bilanz gezogen: Was funktioniert bei Diabetes-DMP und was nicht?

Was sind Disease-Management-Programme?

(24.5.2020) Disease-Management-Programme (DMP) sind strukturierte Behandlungsprogramme, die chronisch Erkrankten dabei helfen sollen, ihre Erkrankung in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität zu verbessern und zu erhalten. Sie werden auch „Chronikerprogramme” genannt. In den Jahren 2002 und 2003 wurden die Disease-Management-Programme (DMP) zu Typ 2- und Typ 1-Diabetes vom Gemeinsamen Bundesausschuss beschlossen. Seit 2003 beziehungsweise 2006 können bundesweit gesetzlich Krankenversicherte in eines der beiden Programme über ihre jeweilige Krankenkasse eingeschrieben werden. Aktuell werden ca. 4,3 Mio. (Typ 2) bzw. 225000 (Typ 1) Menschen mit Diabetes in den DMP betreut, das sind etwa 75 Prozent.

Bilanz der Deutschen Diabetes Gesellschaft ist positiv

Knapp 20 Jahre nach der ersten Einführung der DMP zogen Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft in ihrer Jahrespressekonferenz eine erfreuliche Bilanz: Viele Qualitätsindikatoren in den Diabetes-DMP hätten sich im Zeitverlauf positiv entwickelt. So sei zum Beispiel die Häufigkeit schwerer Hypoglykämien zurückgegangen, ebenso sei der Anteil von Patienten gestiegen, die ihren individuell vereinbarten HbA1c-Wert erreichten. Deutlich mehr Patienten hätten eine Diabetesschulung wahrgenommen. Insgesamt sei seit Einführung der DMP ein deutlicher Rückgang vor allem schwerwiegender diabetischer Folgekomplikationen wie Amputationen, Erblindungen oder des Eintritts einer Dialysepflicht zu verzeichnen. Doch die Experten sehen auch Potenzial für Verbesserungen. Diese betreffen zum einen Patienten mit Fußkomplikationen, die zu selten an eine  spezialisierte Einrichtung überwiesen werden. Auch würden weniger Patienten augenärztlich untersucht.

Alleine auf die DMP lassen sich die positiven Entwicklungen bei Folgeerkrankungen allerdings nicht zurückführen, hier sind sich die Experten einig. Parallel zu den DMP haben sich die Behandlungsleitlinien, die medikamentöse Versorgung und die technischen Möglichkeiten der Stoffwechselkontrolle verändert. Auch davon konnten und können Diabetespatienten bis heute profitieren.

Vor allen Frauen profitieren von Diabetes-DMP

Die Auswertung der DMP-Daten aus den vergangenen knapp 20 Jahren zeigen auch Unterschiede bei den Geschlechtern.  „Frauen nehmen nicht nur etwas länger teil als Männer. Ihre Teilnahmekontinuität ist dabei auch höher“, erklärt Dr. phil. Bernd Hagen, Leiter des Fachbereichs „Evaluation und Qualitätssicherung“ am Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI). „Das heißt, sie versäumen seltener die vereinbarten Untersuchungs- oder Schulungstermine.“ Dadurch erreichen sie ihre Therapieziele schneller und dauerhafter. Sie haben nicht nur bessere Langzeitblutzuckerwerte, sondern leiden in Folge auch deutlich weniger unter Begleit- und Folgeerkrankungen.

Quelle: Jahrespressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), 11. März 2020, Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Berlin

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller