Schwangerschaftsdiabetes gut behandeln

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Um die Risiken für Mutter und Kind zu verringern, muss ein Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) von Anfang an gut behandelt werden. Fragen dazu hat Dr. Jens Stupin in einem Chat auf diabetesDE beantwortet.

Schweres Kind durch hohe Blutzuckerwerte

Wenn ein Kind früher groß und schwer zur Welt kam, hieß es: „Ein properes Kerlchen“. Heute weiß man: Wahrscheinlich litt die Mutter während der Schwangerschaft an einem unentdeckten Diabetes mit erhöhten Blutzuckerwerten, die nicht behandelt wurden. Als Folge produziert auch das ungeborene Kind mehr Insulin, welches als Wachstumshormon wirkt. Das Resultat ist ein erhöhtes Geburtsgewicht.

Störung der Glukosetoleranz

Etwa fünf Prozent der werdenden Mütter sind bundesweit von einem Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes – GDM) betroffen*, einer vorübergehenden Störung der Glukosetoleranz. „Das Tückische am GDM ist, dass er keine Beschwerden bereitet und deshalb übersehen werden kann“, sagt Dr. med. Jens Stupin. Er hat am 3. September 2015 Fragen zu diesem Thema in einem Chat auf der Internetseite www.diabetesde.org beantwortet.** Ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes birgt große Risiken für Mutter und Kind. So führt er fünfmal häufiger zu Geburtsproblemen, wie einer Frühgeburt. Bei den Müttern ist das Risiko für Bluthochdruck oder eine Schwangerschaftsvergiftung erhöht.

Test auf Schwangerschaftsdiabetes wahrnehmen

Der Test auf Gestationsdiabetes wird seit einigen Jahren routinemäßig im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen angeboten – zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür. Diesen Test sollten Schwangere unbedingt durchführen lassen. Wird ein Schwangerschaftsdiabetes entdeckt, muss er behandelt werden. Oft reicht es auch schon, wenn Schwangere sich regelmäßig bewegen und ihre Ernährung umstellen.

Großes Risiko für Typ-2-Diabetes

Auch wenn der Schwangerschaftsdiabetes meist nach der Entbindung verschwindet: Die Hälfte der Frauen läuft Gefahr, innerhalb von zehn Jahren einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Am Helmholtz Zentrum München haben Wissenschaftler ein Punktesystem entwickelt, das Ärzten bei der Voraussage hilft, ob eine Frau mit Gestationsdiabetes später einen Typ-2-Diabetes entwickeln wird. Der genaue Punktestand errechnet sich wie folgt:

5 x BMI (in der frühen Schwangerschaft) + 132 (falls der Schwangerschaftsdiabetes mit Insulin behandelt wurde) + 44 (bei familiärer Diabetesveranlagung der Mutter) – 35 (falls die Mutter ihr Kind gestillt hat).

Als niedrig gilt ein Wert von kleiner/gleich 140 und bedeutet rechnerisch ein Risiko von ca. 11%, innerhalb von 5 Jahren postpartum zu erkranken. Ein mittlerer Wert liegt zwischen 141 und 220 und das Risiko liegt bei etwa 29%. Erhöhte Werte (221-300) zeigen ein Risiko von 64 Prozent an und sehr hohe Werte (300 und darüber) bedeuten ein Risiko von etwa 80 %.
  * Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2015

** Den vollständigen Text zum Expertenchat mit Dr. med Jens Stupin können Sie hier nachlesen:

http://www.diabetesde.org/experten_chat/themen_von_a_bis_z/schwangerschaft/expertenchat_stupin/

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