Schlechte Luftqualität erhöht Diabetes-Risiko von Kindern

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(12.10.25) Kinder und Jugendliche, die in Regionen mit hoher Luftverschmutzung leben, haben ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in Bremen, die neue wissenschaftliche Belege für diesen Zusammenhang gefunden haben. Demnach profitieren Kinder gesundheitlich davon, wenn die WHO-Grenzwerte für die Luftschadstoffe Ruß und Feinstaub eingehalten werden. In diesem Fall verbessern sich Blutdruck und Zuckerstoffwechsel.
Dass eine hohe Luftverschmutzung Erkrankungen der Atemwege auslösen kann, liegt auf der Hand. Auch der Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist schon länger belegt. Demnach erhöhen Luftverschmutzungen durch Ruß und Gase, wie sie vor allem in Städten vorkommen, unter anderem das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Insulinresistenz steigt durch Entzündungen
Seit einigen Jahren mehren sich die Anzeichen dafür, dass eine schlechte Luftqualität auch den Stoffwechsel beeinflusst. Ursache sind Entzündungen, die durch Feinstaubpartikel in der Lunge ausgelöst werden. In Tierversuchen konnten Forscher zeigen, dass die Insulinresistenz von Labormäusen steigt, wenn diese regelmäßig Luft mit einer hohen Ruß- und Feinstaubkonzentration ausgesetzt sind. Eine Insulinresistenz ist ein typisches Merkmal von Typ-2-Diabetes und kann bereits im Stadium des Prädiabetes festgestellt werden.Aus ethischen Gründen können Menschen dieser Laborsituation freilich nicht ausgesetzt werden. Deshalb beschränken sich Studien meist darauf, die Gesundheitsdaten von Menschen aus Ballungszentren mit denen von Menschen aus ländlichen Regionen zu vergleichen. Die festgestellten Unterschiede lassen sich jedoch nicht eindeutig einer Ursache zuordnen. Neben der Luftverschmutzung kommen auch andere Gründe für die Unterschiede in Betracht.
Studie mit Gesundheitsdaten von Kindern ausgewertet
Die Forscher aus Bremen haben dieses Problem nun mit einer modernen Studienmethode gelöst. Sie werteten Daten der IDEFICS-Studie aus, für die 16.230 Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren in acht europäischen Ländern wiederholt untersucht wurden. Vereinfacht ausgedrückt konnten Wissenschaftler berechnen, welchen Effekt eine geringere Luftverschmutzung auf die Gesundheit der Kinder hätte, wenn alle anderen Faktoren unverändert blieben. So konnte ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Luftqualität und Diabetesrisiko nachgewiesen werden (mehr zur Studie hier). Auch der Blutdruck von Kindern und Jugendlichen ist bei guter Luftqualität besser. Die Wissenschaftler hoffen daher, dass die Politik künftig noch mehr für das Einhalten der WHO-Grenzwerte tun wird.Es wird im Übrigen vermutet, dass eine hohe Feinstaubbelastung auch das Risiko für Typ-1-Diabetes erhöht. Diese Stoffwechselerkrankung kommt bei Kindern häufiger vor als Typ-2-Diabetes. Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, sind die Ursachen allerdings noch schwieriger zu ermitteln und zu messen, auch wenn ein Zusammenhang mit Umwelteinflüssen naheliegend erscheint. Die Forschung geht bislang davon aus, dass eine hohe Luftverschmutzung das Entstehen von Typ-1-Diabetes zumindest beschleunigt.
Quellen:
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH
World Health Organization (WHO)
Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
Helmholtz Zentrum München
Universität Zürich
The Institute for Functional Medicine
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Deutsche Umwelthilfe
eigene Recherche
Stichwörter: diabetes, diabetes mellitus typ 2, forschung, luftverschmutzung, prävention, schadstoffe, umwelt
Kategorisiert in: 2025, Diabetesprävention, Forschung, Forschung, Nachrichten
Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand