Grünes Licht für die Insulinwolke zum einatmen
Erstes inhalatives Insulin zugelassenGrünes Licht für die Insulinwolke zum einatmen Für viele Patienten mit Spritzenangst könnte schon bald die Insulinbehandlung komfortabler werden: Europaweit wurde das erste Insulinpräparat zugelassen, das man mit einem speziellen Inhalator einatmen kann. Aber: Bessere Blutzuckerwerte sind nach den Zulassungsstudien nicht unbedingt zu erwarten. Die behördliche Zulassung für das erste inhalative Insulin erteilten Ende Januar praktisch gleichzeitig die europäische Arzneimittelagentur EMEA und die US-amerikanische FDA. Bei uns wird das Inhalationsinsulin unter dem Namen Exubera® nach Firmenangaben wahrscheinlich Anfang Mai erhältlich sein. Verordnet werden darf Exubera® zum einen erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes, die nicht angemessen mit oralen Antidiabetika eingestellt werden können und nun eine Insulintherapie benötigen. Zum zweiten darf Exubera® bei erwachsenen Typ-1-Diabetikern als Zusatz zu den lang- und intermediär wirkenden subkutanen Insulinen eingesetzt werden. Wirkprofil: Anwendung zur Mahlzeit Die Insulin-Spitzenwerte im Blut werden rund 50 Minuten nach Inhalation (Schwankung: 30 bis 90 Minuten) erreicht – ähnlich schnell wie bei den schon seit Jahren bekannten, schnellwirkenden gespritzten Insulin-Analoga (z.B. Lispro, Aspart). Zum Vergleich: Unter Normalinsulin (Humaninsulin) vergehen 105 Minuten (60 bis 240 Minuten) bis zum Wirkmaximum. Die Wirkung des Inhalationsinsulins setzt also schneller ein als bei herkömmlichem Insulin, sie hält aber in etwa genau so lang an. Damit liegt das Wirkprofil des inhalativen Insulins zwischen dem eines “schnellen” und dem eines Normalinsulins. Exubera® eignet sich damit für alle Mahlzeiten-bezogenen Formen der Insulintherapie bei Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes. Inhaliert wird i.d.R. unmittelbar vor einer Mahlzeit – wie bei schnellwirkenden Insulinanaloga. Jedoch muss die länger anhaltende Wirkung bedacht werden. Sicherheit und Wirksamkeit geprüft Langzeitstudien an etwa 2500 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 zeigen, dass sich mit inhalativem Insulin eine dem subkutan gespritzten Insulin gleichwertige Blutzuckerkontrolle erreichen lässt, bei vergleichbarer Hypoglykämierate. Typ-1- und Typ-2-Diabetiker, die auf gespritztes Insulin eingestellt sind, sollen beim Wechsel auf inhalatives Insulin nahezu gleiche HbA1c-Werte bewahren. Die Hoffnung, dass inhaliertes Insulin zu einer signifikant besseren Langzeiteinstellung mit niedrigeren HbA1c-Werten führen würde, erfüllten die Zulassungsstudien nicht. Dies ist wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA lange zögerte, der Zulassung zuzustimmen. |
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