Amerikanische Studie: Insulin zum Inhalieren hat Vor- und Nachteile

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Eine amerikanische Studie zeigt, dass Insulin zum Inhalieren eine Alternative zum Insulinspritzen sein kann. In den USA ist das Medikament mit dem Handelsnamen Afrezza seit 2014 für die Behandlung von Diabetes Typ 1 und Typ 2 zugelassen. Inzwischen gibt es dokumentierte Daten von rund 3000 Nutzern, welche die Vor- und Nachteile des Präparats deutlich machen.

(25.2.2025) Das inhalierbare Insulin Afrezza ist bei der Behandlung von Diabetes ebenso wirksam wie herkömmliche Bolusinsuline. Allerdings ist es wegen seiner Nebenwirkungen nicht für alle Patienten geeignet. Das zeigt die amerikanische INHALE-3-Studie, über die unter anderem die Ärztezeitung berichtete. Das Insulin ist seit rund zehn Jahren in den USA auf dem Markt. Seit vergangenem Jahr bietet es der Pharmakonzern MannKind auch in Indien an. In Europa ist es bislang nicht erhältlich.

Schnellere Wirkung, höhere Dosen

Das Insulin wird in Pulverform mit einem Inhalator verabreicht. Die Anwender beschreiben es als praktisch und diskret, da keine Injektion erforderlich ist. Außerdem gelangt es über die Lunge rasch in den Blutkreislauf und senkt den Blutzucker schneller als herkömmliche Insuline. Da die Wirkung früher einsetzt, lässt sie auch früher wieder nach, was dazu beitragen kann, Unterzuckerungen bei körperlicher Aktivität und Sport zu vermeiden.

Das Präparat hat aber auch einige Nachteile, auf die das Pharmaunternehmen selbst hinweist. So kann es die Lungenfunktion beeinträchtigen und Husten auslösen. Für Raucher und Menschen mit bekannten Lungenerkrankungen ist es nicht zugelassen. Da Insulin ein Wachstumshormon ist, besteht die Sorge, dass Insulin zum Einatmen die Entstehung von Lungenkrebs begünstigt. Das werden aber erst Langzeitstudien zeigen.

Ein weiteres Problem sind die höheren Kosten: Die Herstellung des inhalierbaren Insulins ist aufwendiger und es werden höhere Dosen für die Diabetesbehandlung benötigt. Die Studienteilnehmer in den USA brauchten teilweise die doppelte Menge an Insulin, da beim Inhalieren meist nicht die gesamte Dosis aufgenommen wird. Die Dosierung ist deshalb auch ungenauer. Grundsätzlich kann inhalierbares Insulin nur zu den Mahlzeiten oder zur schnellen Senkung hoher Blutzuckerwerte eingesetzt werden. Als Basalinsulin (Verzögerungsinsulin) ist es nicht geeignet.

Irgendwann auch in Europa erhältlich?

Ob mit inhalierbarem Insulin bessere oder schlechtere Blutzuckerwerte erreicht werden, ist individuell verschieden. In der amerikanischen Studie traten beide Effekte auf. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass sich das Präparat grundsätzlich genauso gut zur Behandlung von Diabetes eignet wie herkömmliche Insuline. Letztlich kommt es darauf an, wie gut der einzelne Patient damit zurechtkommt.

Vorteile sehen die amerikanischen Forscher vor allem bei der Hinführung zu einer Insulintherapie. Der Einstieg sei bei Menschen mit Diabetes häufig von Ängsten vor dem regelmäßigen Spritzen begleitet. Ein inhalierbares Insulin könne dabei helfen, diese Ängste abzubauen. Für die langfristige Behandlung bleibe Insulin zum Spritzen jedoch in der Regel die bessere Wahl.

Ob Afrezza eines Tages auch Patienten in Deutschland zur Verfügung stehen wird, ist unklar. Vor fast 20 Jahren scheiterte der Versuch, ein inhalierbares Insulin weltweit einzuführen. Damals nahm der Pharmakonzern Pfizer das Präparat Exubera nach wenigen Monaten wieder vom Markt. Allerdings waren die Inhalationsgeräte vor 20 Jahren noch wesentlich größer und unhandlicher, was zur schlechten Akzeptanz beitrug. Seitdem gab es in Deutschland keine Versuche mehr, ein solches Präparat auf den Markt zu bringen.

Quellen:
Ärztezeitung
MannKind Corporation
American Diabetes Association
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Arznei-Telegram
Deutschlandfunk
eigene Recherche

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Dieser Artikel wurde verfasst von Thorsten Ferdinand