Schulbesuch mit Diabetes: Gesundheitsfachkräfte fehlen

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Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes brauchen im Rahmen der Inklusion die Unterstützung von Schulgesundheitsfachkräften. Länder wie Dänemark und Schweden machen es vor. In Deutschland fehlen diese Fachkräfte bisher und der Schulbesuch mit Diabetes wird den Kleinen schwer gemacht. Verbände aus der Bereich Diabetes und Jugendmedizin setzen sich dafür ein, dass sich dies ändert.

(24.9.2021) Kinder im Grundschulalter mit einer chronischen Erkrankung benötigen Unterstützung im Schulalltag. Dies betrifft vor allem Kinder mit Typ-1-Diabetes, denn sie müssen auch in der Schule mit den komplexen Anforderungen klar kommen, die diese Krankheit mit sich bringt. Blutzucker- bzw. Sensorwerte interpretieren, Insulin spritzen oder mit der Insulinpumpe abgeben, Mahlzeiten berechnen und die Auswirkungen von Sport und Bewegung auf den Blutzucker einschätzen: Diese Aufgaben können Grundschulkinder nicht alleine bewältigen. Hier sind Lehrerinnen und Lehrer gefragt – für sie gehört die Mitversorgung von Kindern mit Diabetes aber nicht zwangsläufig zu ihren Dienstaufgaben.

Die Lösung heißt: Schulgesundheitsfachkräfte

In anderen Ländern, Dänemark beispielsweise, gehören Schulgesundheitsfachkräfte seit Jahren zum festen Personalbestand an Schulen. Auch in Deutschland gibt es in einzelnen Regionen bereits erfolgreiche Modellprojekte. In Brandenburg und Hessen wurde der Einsatz solcher Fachkräfte wissenschaftlich begleitet. Ein Gutachten belege, dass die Einrichtung von Gesundheitsfachkräften an Schulen machbar und ökonomisch sinnvoll sei, erklärte Professor Dr. med. Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Dabei habe sich ein Schlüssel von 1:1700 als realistisch erwiesen, also eine Fachkraft auf 1700 Schülerinnen und Schüler. Es sei denkbar, dass sich mehrere Schulen eine solche Fachkraft teilen, so Neu.

Was leistet eine Schulgesundheitsfachkraft?

Schulgesundheitsfachkräfte sollen primär Ansprechpartner für Kinder, Eltern und Lehrkräfte sein. Neben ihrer Grundausbildung müssen sie vom jeweils betreuenden Diabetes-Team in die individuellen Erfordernisse eines betroffenen Kindes eingewiesen werden. Vorrangige Aufgabe der Schulgesundheitsfachkräfte ist die konkrete Hilfestellung im Umgang mit Diabetes (und anderen Erkrankungen) im Schulalltag. Sie unterstützen damit nicht nur Kinder und deren Eltern, sondern entlasten Lehrkräfte und Schulleitung. Durch Aufklärung über die Erkrankung können Sie zudem in der Schulgemeinschaft Verständnis und Akzeptanz für ein chronisch krankes Kind fördern.

Verbände fordern Fachkräfte in der Schule

Verschiedene Verbände setzen sich nun aktiv für die flächendeckende Einführung von Schulgesundheitsfachkräften ein: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft mit ihrer Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie, die Patientenorganisation diabetesDE, die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Gesundheitsfachkräfte in Schulen wären eine große Hilfe für betroffene Kinder, eine spürbare Entlastung für Eltern und eine wichtige Anlaufstelle in der Schule – nicht nur für Kinder mit Diabetes, erklärte Professor Dr. med. Andreas Neu bei einer Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Mitte September 2021 in Berlin. Prominente Unterstützung hat die Initiative durch Dr. Eckart von Hirschhausen, der sich für die Inklusion von Kindern mit chronischen Erkrankungen in der Schule einsetzt.

Quelle: Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 13. September 2021

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