Selbstkontrolle

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Eine wesentliche Säule der Diabetestherapie ist die Selbstkontrolle. Dies umfasst nicht nur die selbständige Überprüfung des Glukosespiegels, was einerseits mit punktueller Blutglukosemessung (SMBG), andererseits sehr effektiv in Echtzeit mit Hilfe des kontinuierlichen Glukosemonitorings (CGM) erfolgen kann*.

Bei Menschen mit insulinbehandeltem Diabetes, ganz besonders bei Nutzern einer Insulinpumpe – entweder manuell gesteuert unter der CSII (Continuous subcutaneous insulin infusion) oder teilautomatisch als AID-System (Automatic Insulin Delivery) – ist nicht nur die Selbstkontrolle des Glukosespiegels, sondern auch der Ketone essentiell. Bei diesen Therapieformen wird ausschließlich kurzwirksames Insulin verwendet – dies erhöht das Risiko der Entwicklung einer diabetischen Ketoazidose, sollte z.B. unbemerkt das Infusionsset aus dem Unterhautfettgewebe herausgerutscht sein [1,2]. Die selbständige Kontrolle der Ketone ist auch wichtig bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, welche SGLT-2-Inhibitoren (Sodium-dependent glucose co-transporter 2) für ihre Therapie nutzen, weil untypische, euglykämische Ketoazidosen auftreten können [3,4]. Aus diesem Grund werden auch duale Sensoren für das gleichzeitige kontinuierliche Monitoring von Glukose und Ketonen (CKM) entwickelt.

Weiterhin gehört die Selbstmessung des Blutdrucks zur Selbstkontrolle. Das betrifft zwar speziell Menschen mit Hypertonus, ist aber von Zeit zu Zeit bei allen Menschen mit Diabetes sinnvoll. Ein weitere Selbstkontrollmaßnahme ist die Kontrolle des Gewichts. Bei übergewichtigen Patienten ist das essentiell. Ebenfalls wichtig ist die Kontrolle der Spritzstellen bei insulinbehandelten Menschen mit Diabetes. Bei vorhandenen diabetischen Folgeerkrankungen, vor allem bei diabetischer Neuropathie, sollten die Betroffenen immer auch ihre Füße kontrollieren, die Fußsohlen mit einem Spiegel.

* Das kontinuierliche Glukosemonitoring wird allgemein mit CGM abgekürzt. Häufig wird die Nutzung des CGM durch die Patienten als Real-Time CGM (rtCGM) bezeichnet. In den Texten zur Selbstkontrolle auf diesen Seiten handelt es sich ausschließlich um rtCGM, auch wenn zu deren Verallgemeinerung mit CGM angegeben wird.

Digitales Gesundheitsmanagement gewinnt an Bedeutung

Durch moderne Informationstechnologie, speziell auch durch SmartPhones und SmartWatches, welche mit diversen Gesundheits-Apps ausgestattet werden können, wird die Selbstkontrolle erleichtert. Ein wichtiger Vorteil ist dabei, dass die Daten übertragen werden können, zum Beispiel zum betreuenden Diabetesteam. Die Angebote an Apps sind sehr verschieden und umfassen zum Beispiel Schrittzähler, Pulsmessungen, EKG-Messungen u.a. Immer wieder angeboten werden auch Uhren, die angeblich den Glukosespiegel „unblutig“ messen. Keine der bisherigen Angebote zeigten eine zuverlässige Messung, zum Teil sind diese sogar als Betrugsversuch zu bewerten [5]. Für die Anwendung von Apps und deren Einschätzung hat die Bundesärztekammer gemeinsam mit der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und dem Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) eine Handreichung für Ärztinnen und Ärzte erarbeitet [6]. Die Broschüre soll die Ärzte beim Umgang mit Gesundheits-Apps im Praxis- und Klinikalltag unterstützen, indem konkrete Tipps für deren Anwendung gegeben werden.

In einem engeren Sinn unterstützen bzw. erfordern auch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) die Selbstkontrolle, auch wenn diese eine Form der Therapie darstellen. Diese Apps sind ohne Selbstkontrolle meist gar nicht handhabbar. Aktuell sind in der Kategorie „Hormone und Stoffwechsel“ 7 DiGA‘s gelistet, von denen 4 die Behandlung des Typ-2-Diabetes betreffen.

Möglichkeiten zur Selbstkontrolle des Glukosespiegels
Selbstkontrolle durch punktuelle Blutzuckermessungen
Kontinuierliche Glukosemessung (rtCGM)
Blutdruckkontrolle
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Literatur:

[1] Realsen J, Goettle H, Chase HP. Morbidity and mortality of diabetic ketoacidosis with and without insulin pump care. Diabetes Technol Ther. 2012 Dec;14(12):1149-54.
[2] Reichel A, Rietzsch H, Köhler HJ, Pfützner A, Gudat U, Schulze J. Cessation of insulin infusion at night-time during CSII-therapy: comparison of regular human insulin and insulin lispro. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 1998;106(3):168-72. doi: 10.1055/s-0029-1211971.
[3] Alva S, Castorino K, Cho H, Ou J. Feasibility of Continuous Ketone Monitoring in Subcutaneous Tissue Using a Ketone Sensor. J Diabetes Sci Technol. 2021 Jul;15(4):768-774. doi: 10.1177/19322968211008185
[4] Bonora BM, Avogaro A, Fadini GP. Sodium-glucose co-transporter-2 inhibitors and diabetic ketoacidosis: An updated review of the literature. Diabetes Obes Metab. 2018 Jan;20(1):25-33. doi: 10.1111/dom.13012
[5] Eichenlaub M, Pleus S, Waldenmaier D, Freckmann G. Ein Pilotversuch zu Smartwatches mit Glukosemessfunktion. Diabetologie und Stoffwechsel 2024; 19(S01): 47, DOI: 10.1055/s-0044-1785325
[6] Handreichung für Ärztinnen und Ärzte, Broschüre der Bundesärztekammer, 1. Auflage, Version 1, November, 2020. Letzter Aufruf: 06.03.2025
[7] Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen, Kategorie Hormone und Stoffwechsel. https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis (Verzeichnis | DiGA-Verzeichnis), letzter Aufruf: 06.03.2025