Studienergebnisse: Die richtige Auswahl von Medikamenten rettet Leben!

Seit 2009 werden sehr große spezielle Studien zu Herz- und Gefäßerkrankungen bei Menschen mit Diabetes durchgeführt. Die Ergebnisse sind ausgesprochen positiv. Sie zeigen, dass die Auswahl bestimmter Diabetes-Medikamente die Prognose von Herz- und Gefäßerkrankungen entscheidend verbessern kann. Außerdem fanden sich überraschend gute Erfolge in Bezug auf die „Herzmuskelschwäche“ (Herzinsuffizienz) und Nierenerkrankung (Nephropathie).

Jedes Jahr werden neue Ergebnisse veröffentlicht und die Therapie-Empfehlungen den neuen Erkenntnissen angepasst. Aus diesen Studienergebnissen folgen zeitnah und jährlich konkrete Behandlungsempfehlungen. Diese tragen zu einer entscheidenden Verbesserung der Lebensqualität und des Überlebens von Menschen mit Diabetes bei.

Sogenannte „Kardiovaskuläre Endpunktstudien“ (CVOT)

Weshalb werden diese Studien durchgeführt?

2007 zeigte eine Untersuchung zur Diabetes-Behandlung mit einem sogenannten „Glitazone“ ein überraschendes und erschreckendes Ergebnis: Der Einsatz des häufig verordneten Medikaments verschlechterte unter bestimmten Bedingungen die Herz-Kreislauf-Prognose von Menschen mit Diabetes! Die amerikanische Zulassungsbehörde für Medikamente (FDA) entschied 2008 schnell:

  • Jedes neu zugelassene Medikament muss in einer Studie mit sehr vielen Menschen mit Diabetes (in vielen Ländern durchgeführt) beweisen, dass es nicht schadet.

  • Die Teilnehmer dieser Studien erhalten bedarfsgerecht alle Medikamente, die zur Diabetesbehandlung zugelassen sind.

  • Eine Gruppe erhält aber zusätzlich das neue Medikament, eine Vergleichsgruppe ein Scheinmedikament (Placebo).

  • Bewertet werden am Ende der Studie Summe der Anzahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen, sowie der Todesfälle durch diese Erkrankungen (sog. „primärer Endpunkt“).

  • Zusätzlich werden weitere Ergebnisse bewertet (sog. „sekundäre Endpunkte“), vor allem Herzmuskelschwäche, Nierenfunktion und Nebenwirkungen.

Ergebnisse der Studien seit 2013: Studienziel erreicht – und noch viel mehr!

Alle bisher untersuchten Substanzen konnten erfreulicherweise das Studienziel erreichen: Die untersuchten Medikamente sind für Menschen mit Diabetes nicht schädlich (Nicht-Unterlegenheit). Völlig überraschend zeigten aber einzelne Medikamente nicht nur „Nicht-Unterlegenheit“: Sie konnten deutliche Vorteile gegenüber der Placebo-Vergleichsgruppe nachweisen! Und nicht nur dies: Manche Medikamente verbesserten deutlich das Risiko und die Prognose einer Herzmuskelschwäche und Nierenerkrankung. Die Effekte traten viel früher als erwartet auf. Sie waren z.T. unabhängig von der Senkung des Blutzuckers und des HbA1c.

Aufnahme der Medikamente in Behandlungsempfehlungen für Menschen mit Diabetes

Die Studienergebnisse haben die Behandlungsempfehlungen deutlich verändert: Galt bisher die Qualität der Blutzuckereinstellung als entscheidendes Kriterium für die Auswahl der Medikamente, sollen jetzt die Vorerkrankungen und Risiken jedes einzelnen Betroffenen für die Auswahl entscheidend sein:

1) Wenn bereits Herzkreislauf-Schäden bestehen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Verschlusskrankeit) soll immer mit den betreffenden Medikamenten behandelt werden – und dies unabhängig von der Blutzuckereinstellung, also auch bei gutem HbA1c.

2) Wenn eine Herzmuskelschwäche oder Nierenerkrankung besteht (oder das Risiko erhöht ist) soll in Abhängigkeit von Schweregrad mit den betreffenden Medikamenten behandelt werden – und dies unabhängig von der Blutzuckereinstellung, also auch bei gutem HbA1c.

Einsatz von Blutzucker-senkenden Medikamenten bei Nicht-Diabetikern: Die Zukunft hat begonnen!

Wenn die Blutzucker-Einstellungsqualität und der HbA1c nicht entscheidend sind stellt sich natürlich die Frage, ob die Medikamente auch bei Nicht-Diabetikern wirken: In der Tat zeigen drei große Studien gute Ergebnisse auch bei Menschen ohne Diabetes. Bestimmte SGLT-2-Hemmer verbessern die Prognose von Nicht-Diabetikern mit Herzmuskelschwäche und Nierenerkrankung ganz bedeutend. In Deutschland wurde bereits ein SGLT-2-Hemmer zur Behandlung einer schweren Herzmuskelschwäche bei Nicht-Diabetikern zugelassen. Die Zulassung für Menschen mit Nierenerkrankungen wird erwartet.

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