Typ-2-Diabetes: Viele wissen nichts von ihrer Erkrankung

Schlafmangel kann Diabetes verursachen
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Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland haben Typ-2-Diabetes, ohne davon zu wissen. So hoch schätzen Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft die Dunkelziffer ein und fordern eine bessere Prävention und eine frühere Diagnosestellung. Das Thema zum Weltgesundheitstag am 7. April 2016.

Diabetes bleibt lange unerkannt

Kann man an Typ-2-Diabetes erkranken, ohne es zu merken? Leider ja, denn die Erkrankung entwickelt sich meist schleichend. Ein hoher Blutzuckerspiegel verursacht keine Schmerzen. Zu den Symptomen, die häufig nicht direkt auf den Diabetes zurückgeführt werden, gehören Durst, häufige Infektionen bzw. Pilzerkrankungen und trockene, juckende Haut. Nicht selten wird der Diabetes erst erkannt, wenn es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt. Es trifft überwiegend Menschen mit Übergewicht, die sich wenig bewegen – und das sind hierzulande nicht wenige. Etwa 6,7 Millionen Deutsche sind in Deutschland an Typ-2-Diabetes erkrankt. Gefährlich daran ist: Geschätzte zwei Millionen wissen gar nichts von ihrer Erkrankung, die im Körper wie eine tickende Zeitbombe wirkt. Denn dauerhaft hohe Blutzuckerwerte können mit der Zeit die Gefäße zerstören – mit ernsten Folgen für Augen, Nieren, Nerven und Herz.

Diabetes-Früherkennung: Langzeitblutzucker (HbA1c) ist wichtig

Kampagne Diabetes stoppen

Mit der Kampagne “Diabetes STOPPEN – jetzt!” (www.diabetes-stoppen.de) macht die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, seit 2013 auf dieses Problem aufmerksam. Sie fordert eine Ausweitung der Vorsorgeuntersuchungen. “Der Umfang der im Rahmen der hausärztlichen Versorgung angebotenen Untersuchung ‚Check-up 35‘ reicht nach unser Ansicht zur Frühdiagnostik nicht aus“, betont der Vorstandsvorsitzende Professor Dr. med. Thomas Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover. Er fordert einen „Gesundheits-Check 35 plus D (Diabetes)“, bei dem auch der Langzeitblutzucker (HbA1c-Wert) bestimmt werden solle. Zudem müsse mehr Geld in die Prävention fließen, so Danne. Auf ein anderes Problem macht die Deutsche Leberstiftung aufmerksam: Weil ein erhöhter Blutzucker zu einer Neubildung von Fett in der Leber führt, leiden viele Diabetiker unter eine (nichtalkoholischen) Fettleber, die zu Leberzellkrebs führen kann. Deshalb muss auch dieses Organ regelmäßig untersucht werden“, fordert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.

Unbehandelt kann Diabetes das Leben verkürzen

Dass der Diabetes häufig so spät erkannt und behandelt wird, hat dramatische Folgen für die Betroffenen und das Gesundheitssystem. „Nach wie vor sterben etwa 75 Prozent der Menschen mit Diabetes verfrüht an kardiovaskulären Komplikationen. In Deutschland werden jährlich etwa 50.000 Amputationen vorgenommen und Typ-2-Diabetes ist immer noch die häufigste Erkrankung, die zu Nierenversagen und Dialysepflichtigkeit führt“, zählt Danne die Probleme auf. Die Behandlung dieser Folgeerkrankungen ist teuer: Die direkten Kosten, die durch die Diabetes-Erkrankung und die Folgekrankheiten entstehen, betragen 48 Mrd. Euro pro Jahr (2009). Inflationsbereinigt sind die Kosten seit 2000 um 24 Prozent gestiegen, hat die Organisation diabetesDE ermittelt. Diese Zahlen wurden bei einer Pressekonferenz zum Weltgesundheitstag am 5. April 2016 vorgestellt.

Diabetes ist ein dramatisches globales Problem

Die Zahl der Diabetiker steigt weltweit dramatisch an, weil immer mehr Menschen übergewichtig sind. Daten der internationalen Diabetesförderation (IDF) aus 2015 zeigen, dass 415 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen sind – im Jahr 2040 werden es laut Prognose 642 Millionen sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt erstmals in diesem Jahr die Prävention und Behandlung von Diabetes in den Mittelpunkt.

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