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Selbstkontrolle von Ketonkörpern

Wenn dem Körper die Glukose nicht direkt zur Verfügung steht (aus Nahrung oder Leberglykogen), so kommt es zum Abbau von Körperfett. Das kann im Hungerzustand auftreten sowie bei/nach erhöhter körperlicher Belastung/Sport und im Fall von Insulinmangel bei Menschen mit Diabetes. Im letzten Fall sind dann in der Regel die Blutglukosewerte erhöht, meist über 250 mg/dl (13,9 mmol/l). Es handelt sich dann um eine diabetische Ketoazidose (DKA). Diese entsteht durch den Abbau von Fetten zu Ketonkörpern, die den pH-Wert senken und Elektrolytstörungen verursachen.

Risiko einer diabetischen Ketoazidose für Anwender einer Insulinpumpe

Besonders gefährdet dafür sind Anwender von Insulinpumpen – unabhängig davon, ob es sich dabei um eine „klassische“ Pumpentherapie (CSII)” handelt oder eine automatisierte Insulindosierung mit einem AID-System. In allen Fällen besteht wegen der ausschließlichen Verwendung von kurzwirksamem Insulin die Gefahr einer Ketoazidose, falls auf irgendeine Weise die Insulinzufuhr unterbrochen wird (Infusionsset herausgerutscht, Verschluss des Infusionssets o.ä.,).

Da Patienten mit Typ-1-Diabetes häufig keine Eigensekretion von körpereigenem Insulin aufweisen, kann sich eine diabetische Ketoazidose recht schnell entwickeln [1,2]. Dass solche Ketoazidosen bei Anwendern einer Insulinpumpe nicht häufiger sind als unter einer intensivierten Spritzentherapie (ICT) [3] liegt vermutlich an der besseren Schulung der Patienten zu diesem Thema und damit verbunden einer höheren Wahrnehmung dazu.

Auch bei Typ-2-Diabetes sind Ketoazidosen möglich

Neben der diabetischen Ketoazidose (DKA) gibt es auch euglykäme Ketoazidosen (EKA), die sich von einer DKA unterscheiden. Dabei liegt keine ausgeprägte Hyperglykämie vor, d.h. der Blutglukosewert liegt meist deutlich unter 250 mg/dl (13,9 mmol/l). Erhöhte Spiegel an Ketonkörpern liegen in Blut und Urin aber trotzdem vor. Eine solche EKA tritt vorwiegend bei Patienten auf, die mit SGLT-2-Hemmern behandelt werden. Das ist besonders beachtenswert, hat doch die Therapie mit SGLT-2-Hemmern stark zugenommen (2024 war SGLT-2 nach GLP-1 weltweit das zweitumsatzstärkste Diabetes-Medikament [4]). Es besteht also die Notwendigkeit der Anwendung der Keton-Selbstkontrolle, nicht nur bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ohne wesentliche Insulin-Restsekretion, sondern auch bei Typ-2-Diabetes, behandelt mit SGLT-2.

Wie entsteht eine Ketoazidose?

Bei der Ketoazidose entstehen die Ketonkörper Acetoacetat (Acetessigsäure) und β-Hydroxybutyrat. Beide lassen sich nachweisen, qualitativ im Harn (das Acetoacetat im Urintest, z.B. mit Keto-Diabur), aber auch quantitativ im Blut (Messung ß-Hydroxybutyrat mit Blutglukosemessgeräten, welche auch das Keton messen können, z.B. FreeStyle Precision NEO). Darüber hinaus wird es in absehbarer Zukunft die Möglichkeit des kontinuierlichen Ketonmonitorings (CKM) geben [5]. Durch diese Ketonkörper-Selbstkontrolle lässt sich eine Stoffwechselentgleisung feststellen.

Wird allerdings ein Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) verwendet, so ist bereits frühzeitig die Entwicklung einer Ketoazidose sichtbar und kann ggf. proaktiv verhindert werden [6]. Aktuell (2025) sind diese simultan Glukose und Ketone messenden Sensoren noch nicht verfügbar. In Vorbereitung sind Systeme u.a. bei den Firmen Abbott, PercuSenseund Indigo Diabetes.

Die Selbstkontrolle von Ketonen wird durch Diabetespatienten erfahrungsgemäß eher stiefmütterlich behandelt.

Anwendung der Keton-Selbstkontrolle

Die Anwendung der Keton-Selbstkontrolle ist notwendig bei Feststellung von Anzeichen, die mit einer Ketoazidose im Zusammenhang stehen können:

Für den Nachweis von Keton im Urin gibt es Kombinationstests (Glukose und Ketonkörper), wie den Keto-Diabur-Test 5000. Das Vorgehen ist einfach:

Für den Nachweis von Keton im Blut gilt die gleiche Vorgehensweise wie bei der Blutglukosemessung, nur dass in das Gerät der Ketonteststreifen eingeschoben und ß-Hydroxylbutyrat gemessen wird. Typische Geräte wie das FreeStyle Precision NEO messen beides, Blut und Keton, wozu zwei verschiedene Teststreifen geliefert werden. Ähnlich wie bei Blutzuckerselbstkontrolle können verschiedenen Fehler die Ketonmessung beeinflussen, wie unsachgemäß gelagerte Teststreifen, abgelaufene Teststreifen, Berührung der Testfelder mit den Fingern, Hände nicht richtig gewaschen, eine unzureichende Blutmenge auf dem Teststreifen usw. Die Interpretation der Ergebnisse der Keton-Selbstkontrolle zeigt Tabelle SK 2:

Tabelle: SK 2: Interpretation der Messergebnisse eines Ketontests

Literatur:

[1] Reichel A, Rietzsch H, Köhler HJ, Pfützner A, Gudat U, Schulze J. Cessation of insulin infusion at night-time during CSII-therapy: comparison of regular human insulin and insulin lispro. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 1998;106(3):168-72. doi: 10.1055/s-0029-1211971.
[2] Zinman B. Insulin pump therapy and rapid acting insulin: what have we learned? Int J Clin Pract Suppl. 2001 Sep;(123):47-50.
[3] Karges B, Schwandt A, Heidtmann B, Kordonouri O, Binder E, Schierloh U, Boettcher C, Kapellen T, Rosenbauer J, Holl RW. Association of Insulin Pump Therapy vs Insulin Injection Therapy With Severe Hypoglycemia, Ketoacidosis, and Glycemic Control Among Children, Adolescents, and Young Adults With Type 1 Diabetes. JAMA. 2017 Oct 10;318(14):1358-1366.
[4] Kelly Close Report 21. Januar 2025
[5] Alva S, Castorino K, Cho H, Ou J. Feasibility of Continuous Ketone Monitoring in Subcutaneous Tissue Using a Ketone Sensor. J Diabetes Sci Technol. 2021 Jul;15(4):768-774. doi: 10.1177/19322968211008185 [6] Zhang JY, Shang T, Koliwad SK, Klonoff DC. Continuous Ketone Monitoring: A New Paradigm for Physiologic Monitoring. J Diabetes Sci Technol. 2021:19322968211009860.

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