(02.11.25) CGM-Systeme haben das Leben von Menschen mit Diabetes deutlich erleichtert, insbesondere bei einer Insulintherapie, bei der Hypoglykämien vorkommen können. Inzwischen nutzen jedoch auch immer mehr Menschen ohne Diabetes solche Sensoren, um ihren Blutzuckerverlauf zu überwachen. Über diesen Trend wurde zuletzt auch in mehreren Medien berichtet. Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) weist deshalb darauf hin, dass Blutzuckerschwankungen auch bei stoffwechselgesunden Menschen normal sind und nicht überbewertet werden sollten.
Hintergrund: CGM-Systeme messen in kurzen Zeitabständen den Zucker in der Gewebeflüssigkeit und übermitteln die Werte drahtlos an ein Lesegerät oder ein Smartphone mit entsprechender App. Bei Menschen, die eine Insulintherapie benötigen, tragen die gesetzlichen Krankenkassen den Großteil der Kosten. Die Sensoren sind aber auch ohne Rezept frei im Handel erhältlich. Für Selbstzahler betragen die Kosten derzeit etwa 70 bis 100 Euro pro Sensor. Die Tragezeit liegt üblicherweise bei ein bis zwei Wochen.
Natürliche Blutzuckerschwankungen sind normal
Während Menschen mit Diabetes die Sensoren zur Anpassung ihrer Insulintherapie nutzen, verfolgen stoffwechselgesunde Menschen meist das Ziel, ihren Blutzucker zu optimieren, um sich gesünder zu fühlen oder ihr Gewicht zu kontrollieren. Laut DDZ wollen mache Nutzer die Schwankungen ihres Blutzuckerspiegels so gering wie möglich halten, da sie der Meinung sind, dass dies besonders gesund sei. „Natürliche Schwankungen sind allerdings Teil eines gesunden Stoffwechsels und müssen nicht überwacht oder verhindert werden“, betont Dr. Kálmán Bódis, stellvertretender Leiter des Klinischen Studienzentrums am DDZ und Oberarzt an der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, in diesem Zusammenhang. Bisher gebe es keine wissenschaftlichen Hinweise dafür, dass eine ständige Überwachung ein gesundheitlicher Vorteil für gesunde Personen sein könnte, so das DDZ.Auch bei stoffwechselgesunden Menschen sind Anstiege des Blutzuckerspiegels nach den Mahlzeiten üblich. Nüchtern liegen ihre Werte in der Regel unter 100 mg/dl bzw. 5,5 mmol/l. Ein Anstieg auf Werte bis 140 mg/dl oder 7,8 mmol/l nach Mahlzeiten gilt als normal. Vereinzelt wurden auch schon kurzzeitige Anstiege auf Werte von bis zu 180 mg/dl bzw. 10,0 mmol/l bei Menschen ohne Diabetes beobachtet, zum Beispiel wenn sie unter Stress standen oder stark zuckerhaltige Getränke konsumiert hatten. Als Hinweise auf einen Diabetes oder Prädiabetes gelten Nüchternwerte über 100 mg/dl bzw. 5,5 mmol/l und länger anhaltende Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten.
Auch bei Typ-2-Diabetes oft hilfreich und sinnvoll
Der Einsatz von CGM-Systemen bei Menschen ohne bekannten Diabetes kann demnach Hinweise auf eine beginnende Erkrankung liefern. Auch bei Betroffenen mit Typ 2 Diabetes, die kein Insulin spritzen, haben die Sensoren Vorteile: Sie können zeigen, welchen Einfluss Ernährung und Bewegung auf den Glukosespiegel haben und damit wertvolle Hinweise für die Anpassung von Lebensgewohnheiten liefern („Biofeedback“). Eine Beratung durch das Diabetesteam sollte jedoch erfolgen.Für Menschen ohne Diabetes kann die Vermeidung starker Blutzuckerschwankungen laut DDZ zwar sinnvoll sein, weil diese Schwankungen zu Müdigkeit oder auch zu Heißhunger führen können. Die Experten warnen jedoch vor zu hohen Ansprüchen. „Völlig normale Werte können plötzlich als problematisch erscheinen“, so Bódis. „Das führt schnell zu unnötigen Einschränkungen, strengen Diäten oder einer übermäßigen Fixierung auf Essen und Zahlen“, ergänzt der Diabetologe.
Bei Verwendung der Technologie besteht demnach die Gefahr, dass sich stoffwechselgesunde Menschen übermäßig mit der eigenen Gesundheit beschäftigen. Der Nutzen stehe dann in keinem Verhältnis zu den Kosten und den potenziellen psychischen Belastungen, warnt auch Prof. Dr. Andreas Fritsche von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Sinnvoller als eine Fixierung auf Daten ist es laut DDZ, die üblichen Empfehlungen zu gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung zu beherzigen.
Quellen:
Tagesschau
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)
Chip.de
Helios Gesundheit
Journal of Diabetes Science and Technology
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Pharmazeutische Zeitung
eigene Recherche
