(23.8.2025) Die diabetische Polyneuropathie ist eine besonders gefürchtete Diabetes-Folgeerkrankung, da sie sich schleichend entwickelt, schwer behandelbar ist und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Wie eine Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) nun zeigt, hängt der Verlauf der Erkrankung in hohem Maße vom Zustand der Nerven zum Diagnosezeitpunkt ab. Selbst bei einem gut eingestellten Typ-2-Diabetes lässt sich das Fortschreiten der Neuropathie kaum noch verhindern, wenn die Nerven durch einen lange Zeit unentdeckten Diabetes bereits geschädigt sind. Die Behandlung beschränkt sich dann häufig auf das Lindern von Symptomen.
Menschen mit Typ-1-Diabetes sind seltener betroffen
Die Polyneuropathie ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen von Typ-2-Diabetes. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes kommt sie dagegen seltener vor. Die Forschung beschäftigt sich schon länger mit der Frage, warum das so ist. Die neue Studie des DDZ und des DZD stützt nun die Vermutung, dass dies auf unbemerkte Nervenschädigungen durch hohe Blutzuckerwerte vor der Diagnose einer Diabetes-Erkrankung zurückzuführen ist. Da sich ein Typ-2-Diabetes schleichend entwickelt, wird er häufig erst spät und eher zufällig erkannt. Im Durchschnitt sind die Betroffenen bereits seit acht bis zehn Jahren erkrankt, bevor eine Diagnose gestellt wird. Typ-1-Diabetes hingegen verursacht schnell schwere Symptome und wird deshalb in der Regel schon nach wenigen Wochen festgestellt.Entscheidender Schaden schon bei Diagnose vorhanden
Auch bei Menschen ohne Diabetes nehmen die Nervenfunktionen mit zunehmendem Alter ab. Sofern der Blutzucker gut eingestellt ist, verläuft dies bei Menschen mit Diabetes entsprechend dem normalen Alterungsprozess, so DDZ und DZD. Im Rahmen der Deutschen Diabetes-Studie wurden mehr als 140 Menschen mit neu diagnostiziertem, sehr gut kontrolliertem Typ-2-Diabetes über zehn Jahre hinweg untersucht und mit einer stoffwechselgesunden Kontrollgruppe verglichen. „Der Rückgang der Nervenleitgeschwindigkeit – ein zentraler Marker für Nervenschäden – war in beiden Gruppen ähnlich ausgeprägt“, heißt es in der Pressemitteilung. Bei Patienten, die eine Polyneuropathie entwickelten, war der entscheidende Schaden schon vor der Diabetes-Diagnose entstanden.Diabetes-Früherkennung ist besonders wichtig
Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Früherkennung. Auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt schon seit Jahren, das Diabetes-Screening in der Bevölkerung auszuweiten – zum Beispiel durch das routinemäßige Bestimmen des HbA1c-Werts bei Krankenhausaufenthalten von Patienten, die älter als 50 Jahre sind. Die Autoren der neuen Studie haben überdies ein Prognose-Tool entwickelt, um den Abbau der Nervenfunktion bei Menschen mit Diabetes vorherzusagen. Es soll dabei helfen, Risikopatienten für eine Neuropathie früher zu erkennen, damit sie gezielt behandelt werden können.Quellen:
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Ärztezeitung
diabinfo
AOK
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
eigene Recherche