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Viele “Insulinskeptiker” sind gar keine

Therapiebarrieren bei Diabetes

Viele Diabetiker stehen der angeratenen Insulintherapie gespalten gegenüber. Sie ahnen den Nutzen, haben aber Angst davor. Wie schwer vielen Patienten der Einstieg in eine Insulintherapie fällt, davon haben manche Ärzte gar keine Vorstellung, sagt Diplom-Psychologin Susan Woods. Sie selbst äußert dafür volles Verständnis: “Viele Patienten scheuen einen Eingriff in ihr Lebenskonzept, was psychologisch vollkommen verständlich und legitim ist. Sie möchten ihr Leben im Grunde so weiter führen wie bisher, ohne einschneidende Umstellungen, Diäten, Vorschriften, Einschränkungen. Sie fürchten, durch eine komplizierte Therapie fremdbestimmt zu werden.” Die Hürden vor der Insulintherapie Wovor der insulinpflichtig gewordene Diabetiker zurückscheut, weiß man aus Studien recht genau. Unterm Strich resultiert aus diesen Faktoren eine “psychologische Insulinresistenz”. Man verweigert sich der Insulintherapie. Viele “Insulinskeptiker” glauben eigentlich an den Nutzen der Insulintherapie Meist steht hinter der “psychologischen Insulinresistenz” gar keine pure Verweigerung, sondern eine ambivalente Haltung, die es zu erkennen und zu akzeptieren gilt. Die selben Patienten, die der Insulintherapie aus psychologischen Gründen skeptisch gegenüber stehen, ahnen, dass ihnen die Spritze helfen würde. Sie haben sich informiert, haben die Botschaft ihres Arztes im Grunde verstanden, erwarten eigentlich ein positives Ergebnis. Weil aber die Angst vor der Veränderung so stark ist, verstärken sich die eigenen Schuld- und Schamgefühle. Dieser Mechanismus gilt zumindest für einen Teil der Patienten. Petrak et al, Psychosoziale Charakteristika von oral behandelten Patienten mit wenig kontrolliertem Diabetes II, ADA 2006 Manche Ärzte bedrängen die Patienten Unterm Strich haben die Patienten ein negatives Bild von den Veränderungen, die eine Therapieumstellung mit sich bringt. Ganz anders ihr therapeutisches Gegenüber. Der Arzt sieht medizinische Gründe: bessere Blutzuckerkontrolle, Vermeiden von Folgeschäden etc. Er will dem Patienten helfen, ihn motivieren, gewinnen, überzeugen, verändern. Er drückt ihm sein positives Bild der Therapie regelrecht auf. “Das macht die Kommunikation schwierig, weil sie auf verschiedenen Ebenen läuft”, so Woods. “Der Einstieg in die Insulintherapie ist bei psychologischen Widerständen eben ein psychologischer Vorgang, der vom Arzt Fingerspitzgefühl erfordert.” Der Arzt muss das negative Bild und die Angst des Patienten vor der Veränderung aufgreifen, um sie zu überwinden. Empfehlungen richtig dosieren, nicht eintrichtern Natürlich muss Beratung über medizinische Grundlagen sein (s.o.). Aber sie darf beim ambivalenten Insulinskeptiker nicht im Vordergrund stehen, ist Woods überzeugt. “Am ehesten wird diejenige Therapie umgesetzt, die einem Menschen ermöglicht, seinen Lebensplan weitgehend beizubehalten.” Das bedeutet eine Art Gratwanderung, vor allem, was die Basistherapie angeht. Sie verlangt vom Patienten – völlig zurecht und medizinisch gut begründet -, sich ausreichend zu bewegen, sich gesund zu ernähren und weitgehend Normalgewicht anzustreben. Die Insulintherapie ist im Vergleich kein so großer Einschnitt, wie viele Patienten glauben.
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