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Typ-1-Diabetes im Seniorenalter verändert Therapie-Anforderungen

Foto von Sweet Life auf Unsplash

Die Lebenserwartung von Menschen mit Typ-1-Diabetes hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht. Mittlerweile erreichen viele Betroffene ein Alter von über 70 oder sogar über 80 Jahren. Aufgrund typischer Alterserkrankungen entstehen dadurch aber auch neue Herausforderungen in der Therapie.

(26.10.25) Früher war Typ-1-Diabetes eine oftmals tödlich verlaufende Erkrankung. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Lebenserwartung der Betroffenen jedoch erfreulicherweise immer weiter erhöht. In Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen unterscheidet sie sich inzwischen kaum noch von der Durchschnittsbevölkerung. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gab es im Jahr 2019 bereits mehr als 100.000 Menschen über 70 Jahren mit Typ-1-Diabetes in Deutschland – mit weiter steigender Tendenz.

Diese positive Entwicklung führt jedoch auch zu neuen Herausforderungen in der Therapie: Mit zunehmendem Lebensalter steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit für geriatrische Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz. In der Regel lassen auch die feinmotorischen Fähigkeiten im hohen Seniorenalter nach, was die Bedienung von Blutzuckermessgeräten und das Verabreichen von Insulin erschweren kann.

Hauptziel: Hypoglykämien vermeiden

Eine gute Blutzuckereinstellung ist grundsätzlich auch im Seniorenalter sinnvoll. Hohe Blutzuckerwerte beeinträchtigen nämlich nicht nur die Wundheilung, sondern schwächen auch das Immunsystem. Sie erhöhen darüber hinaus auch bei Typ-1-Diabetes das Risiko für Folgeerkrankungen im Seniorenalter, wie eine Studie aus Schweden unlängst belegte. Demnach hatten Betroffene nach mehr als 35 Jahren Erkrankungsdauer ein messbar erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Gerade im Seniorenalter ist es allerdings besonders wichtig, Hypoglykämien zu vermeiden, da sie gravierende Folgen haben können. Unterzuckerungen können zum Beispiel zu schweren Stürzen und einer Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Gedächtnisstörungen infolge schwerer Hypoglykämien sind bei älteren Menschen keine Seltenheit. Da Unterzuckerungen im Alter oft schlechter wahrgenommen werden, ist es bei Senioren mit Diabetes oft sinnvoll, etwas höhere Blutzuckerwerte in Kauf zu nehmen.

Abgeben von Verantwortung kann schwerfallen

Überdies benötigen hochbetagte Menschen mit Diabetes häufig Unterstützung bei der Therapie. Insbesondere Menschen mit Typ-1-Diabetes, die seit vielen Jahren daran gewöhnt sind, ihre Therapie selbst zu managen, fällt es jedoch mitunter schwer, diese Verantwortung abzugeben. Manche sind erst dann dazu bereit, wenn bereits ein medizinischer Notfall eingetreten ist. Besonders bei einer beginnenden Demenzerkrankung ist es herausfordernd, den richtigen Zeitpunkt für mehr Unterstützung durch Familienangehörige oder Pflegekräfte zu finden. Als sehr hilfreich haben sich CGM-Systeme erwiesen, da sie zu hohe oder zu niedrige Zuckerwerte auf das Handy anderer Personen übermitteln können und somit die Stoffwechselkontrolle erleichtern.

Eine erfreuliche Nachricht für Betroffene: Menschen, die mit Typ-1-Diabetes schon über 80 Jahre alt geworden sind, leben häufig sogar länger als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dies ist vermutlich auf die regelmäßigen medizinischen Kontrollen über viele Jahre hinweg zurückzuführen. Dank moderner Medikamente und technischer Hilfsmittel verbessert sich nicht zuletzt auch ihre Lebensqualität.

Quellen:
Aponet
Diabetes Care
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Ärztezeitung
Diabetologie-Online
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)
eigene Recherche

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