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Verbraucherzentrale kritisiert Lebensmittelwerbung für Kinder

Foto von Jack Lee auf Unsplash

Viele Lebensmittel für Kinder enthalten mehr Zucker, Salz und Fett als von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen. Die Verbraucherzentrale fordert die Bundesregierung deshalb auf, die Werbung für diese Produkte sowie deren Gestaltung zu reglementieren. Der Koalitionsvertrag sieht dies allerdings nicht vor.

(19.10.25) Die Werbung für Kinderlebensmittel ist in Deutschland weiterhin problematisch. Zu diesem Urteil kommt die Verbraucherzentrale wenige Monate, nachdem die neue Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen hat. Nach Auffassung der Verbraucherschützer sollte eine Produktgestaltung, die Kinder als Zielgruppe anspricht, nur für gesunde Nahrungsmittel erlaubt sein, die den Nährwertkriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entsprechen. Tatsächlich gibt es aber keine Vorgaben für die Gestaltung von Werbung und Verpackungen derartiger Lebensmittel.

Laut der WHO ist ungesunde Ernährung die Hauptursache für Adipositas im Kindesalter. Übergewicht, das in jungen Jahren aufgebaut wird, bleibt oftmals auch im Erwachsenenalter bestehen und kann zu Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs führen. In diesem Zusammenhang wird der zu hohe Gehalt an Zucker, Salz und Fett in vielen Lebensmitteln kritisiert, deren Vermarktung direkt auf Kinder als Zielgruppe abzielt. Die Verpackungen fallen durch knallige Farben, fröhliche Comicfiguren, Spielbeilagen oder Sammelaktionen auf und stechen laut Verbraucherzentrale leicht ins Auge. Mitunter wird sogar ein vermeintlich gesunder Zusatznutzen der Lebensmittel beworben, der jedoch meist nichts über deren Nährwerte aussagt.

Mehr Werbung für ungesunde Produkte

Auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert diesen Missstand. Sie schlägt unter anderem die Einführung einer Zuckersteuer nach britischem Vorbild vor. In Großbritannien sind Softdrinks mit weniger Zucker geringer besteuert, wodurch sie zur günstigeren und gesünderen Alternative werden. Neben diesen steuerlichen Elementen fordert die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), Werbung und Marketing für ungesunde und gesundheitsschädliche Produkte einzudämmen, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen. Auch die Bundesärztekammer hält dies für sinnvoll und verweist darauf, dass 92 Prozent der Werbung für Kinderlebensmittel auf ungesunde Lebensmittel wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten entfällt.

Dagegen wehren sich allerdings die Interessensverbände der Lebensmittelindustrie. Die Zuckerverbände und der Lebensmittelverband Deutschland sprechen sich massiv gegen ein Werbeverbot auf Grundlage der WHO-Kriterien aus, da laut deren Aussage dann 70 Prozent aller auf dem Markt befindlichen Produkte unter dieses Verbot fallen würden. Diese Produkte seien aber nicht zwangsläufig ungesund, sondern nur dann bedenklich, wenn man zu viel davon konsumiere, so die Darstellung der Verbände. Darüber hinaus gebe es keine Studien, die einen Kausalzusammenhang zwischen der Werbung für Kinderlebensmittel und der Zunahme von Übergewicht und Folgekrankheiten belegen, heißt es sinngemäß.

Neue Bundesregierung will keine Verbote

Die politischen Bemühungen um ein Werbeverbot für derartige Produkte sind mit dem Ende der Ampel-Koalition – zumindest vorläufig – zum Erliegen gekommen. Das Gesetzesvorhaben des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Cem Özdemir wurde letztlich nicht umgesetzt. Die neue Bundesregierung plant keine Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel, wie sich aus dem Koalitionsvertrag ergibt. Sie will sich stattdessen darauf konzentrieren, Bewegung und gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen zu fördern, heißt es in der schriftlichen Vereinbarung der Koalitionspartner.

Die Verbraucherzentrale begrüßt dieses Ziel zwar. Da jedoch keine konkreten Maßnahmen genannt werden, wie das Ziel erreicht werden soll, bleibe dieses Vorhaben äußert vage. „Ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel wäre eine sinnvolle Maßnahme gewesen, die jedoch explizit ausgeschlossen wird“, fassen die Verbraucherschützer zusammen. Für ein Verbot gebe es eine breite Unterstützung in der Bevölkerung, eine politische Umsetzung sei jedoch weiterhin nicht abzusehen. Die DDG kommt deshalb zu dem Schluss, dass die Bundesregierung offenbar kein Interesse an wirksamem Kinderschutz hat.

Quellen:
Verbraucherzentrale Bundesverband
World Health Organization (WHO)
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)
Bundesärztekammer
Die Zuckerverbände
Lebensmittelverband Deutschland
eigene Recherche

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