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Nationale Diabetesstrategie verpasst Chancen

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Am 3. Juli 2020 hat der Deutsche Bundestag die erste Nationale Diabetesstrategie verabschiedet. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) begrüßt dies, kritisiert aber den Beschluss als “Diabetesstrategie light”. Wesentliche Bausteine fehlten, so die DDG in einer Stellungnahme.

(5.7.2020) Bereits 2018 wurde im Koalitionsvetrag 2018 eine Nationale Diabetesstrategie vereinbart. Hintergrund ist der alarmierende Anstieg der Diabeteszahlen in Deutschland. Derzeit erkranken täglich ca. 1 000 Menschen in Deutschland an Diabetes, Schätzungen gehen von einer Zunahme von jetzt 7,5 auf 12 Millionen Betroffene im Jahr 2040 aus. Zwischen 90 und 95 Prozent sind an Typ-2-Diabetes erkrankt. Damit gehört Deutschland zu den zehn Ländern mit der höchsten absoluten Zunahme der Diabeteserkrankungen. Mit Hilfe einer Nationalen Diabetesstrategie soll der Anstieg der – vielfach vermeidbaren – Diabetes Typ 2-Erkrankungen mindestens gebremst werden.

Eckpunkte der Nationalen Diabetesstrategie

Am Freitag nun wurde die erste Nationale Diabetesstrategie im Bundestag verabschiedet. Sie enthält Kernpunkte, die in erster Linie aus Forderungen an die Regierung besteht, u.a.:

Leider nur eine Nationale Diabetesstrategie ‚Light‘

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) begrüßt zwar, dass die Nationale Diabetesstraetgie nun endlich beschlossen wurde. „Doch wie leider zu erwarten war, erhält Deutschland mit diesem Beschluss nur eine Nationale Diabetesstrategie ‚Light‘, bedauert DDG Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer im Anschluss der Sitzung des Bundetages am 3. Juli 2020. In den Bereichen Prävention, Versorgung, Forschung und Nachwuchsförderung in der Diabetologie sei die Politik hinter ihren Möglichkeiten geblieben. Wesentliche Bausteine fehlten, so die DDG in einer Stellungnahme vom gleichen Tag. Die Fachgesellschaft sieht vor allem Lücken im Bereich Ernährung und fordert Nachbesserungen.

Ziele bei der Zuckerreduktion viel zu gering

Die Lebensmittelindistrie hätte stärker in die Pflicht genommen werden müssen so die DDG. In Bezug auf Softdrinks etwa nennt die Diabetesstrategie aber weiterhin nur das Ziel einer freiwilligen Zuckerreduktion von 15 Prozent bis Ende 2025. „Dieses Ziel ist viel zu gering und damit quasi wirkungslos, um neue Diabetesfälle zu verhindern“, erklärt DDG Geschäftsführerin Barbara Bitzer. Noch immer setze die Politik auch viel zu sehr auf das individuelle Verhalten und ignoriere den enormen Einfluss der Alltagsumgebung und des Lebensmittelangebots. „Deutschland braucht eine Nationale Diabetesstrategie, die verbindliche Maßnahmen und ambitionierte Ziele im Bereich Ernährung umfasst, ansonsten ist es keine Strategie“, betont Bitzer.

Passive Haltung gegenüber der Lebensmittelindustrie

Seit Jahren weist die DDG schon darauf hin, dass eine verbindliche Zuckerreduktion in anderen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt wurde und positiven Effekte wissenschaftlich belegt sind. Doch in diesem Beschluss nähmen die Fraktionen erneut eine passive Haltung gegenüber der Industrie ein, so die DDG.  Es findet sich lediglich ein Hinweis, dass die Forderungen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Krankenkassen „zu prüfen“ seien und sich für eine Ausweitung des Engagements der Branche eingesetzt werden müsse. „Eine so unverbindliche und vage Aussage ist wertlos “, so Bitzer.

Quellen: Medieninformation der Deutschen Diabetes Gesellschaft: “Nationale Diabetesstrategie „Light“ – eine verpasste Chance für Deutschland? Die Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert mehr konkrete und verbindliche Maßnahmen der Politik” vom 3. Juli 2020.

ÄrzteZeitung online: “Diabetesstrategie – Gedämpfter Applaus und scharfe Kritik” vom 3. Juli 2020.  
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