Typische Merkmale der Gicht:
- Plötzliche, sehr starke Gelenkschmerzen (oft nachts)
- Rötung, Schwellung und Überwärmung des betroffenen Gelenks
- Häufig betroffen: Großzeh-Grundgelenk, aber auch Fuß-, Knie-, Finger- und Handgelenke
Ursachen der Gicht:
- Erhöhte Bildung oder verringerte Ausscheidung von Harnsäure
- Ernährung reich an Purinen (z. B. rotes Fleisch, Innereien, Meeresfrüchte)
- Hoher Alkoholkonsum, besonders Bier
- Übergewicht
- Genetische Veranlagung
- Bestimmte Medikamente (z. B. Diuretika)
Behandlung der Gicht:
- Akuter Gichtanfall: Entzündungshemmende Medikamente (z. B. NSAIDs), Colchicin oder Kortison
- Langfristig: Senkung des Harnsäurespiegels (Ernährungsanpassung, ggf. Medikamente wie Allopurinol)
Was hilft vorbeugend gegen Gicht?
- Viel trinken
- Purinarme Ernährung
- Weniger Alkohol
- Normalgewicht anstreben
- Regelmäßige Bewegung
Typische Auslöser für einen Gichtanfall
Typische Auslöser für einen Gichtanfall sind Situationen, in denen der Harnsäurespiegel plötzlich steigt oder fällt – beides kann Kristalle im Gelenk freisetzen oder bilden. Hier die wichtigsten Auslöser:1. Ernährung – besonders purinreich
Lebensmittel, die den Harnsäurespiegel stark erhöhen:
- Rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm)
- Innereien (Leber, Niere, Herz → besonders stark)
- Meeresfrüchte (Garnelen, Muscheln, Sardinen, Hering, Makrele)
- Wild
- Fisch + Fischbrühen
- Fleisch- oder Knochenbrühen
2. Alkohol
Weil er den Abbau und die Ausscheidung von Harnsäure stört. Am gefährlichsten sind:
- Bier (enthält zusätzlich viele Purine)
- Hochprozentiger Alkohol
- Wein kann ebenfalls auslösen, aber meist weniger stark
3. Zucker & Fructosehaltige Getränke
Insbesondere:
- Softdrinks
- Energydrinks
- Fruchtsäfte mit viel industrieller Fructose
- Maissirup (High-Fructose Corn Syrup)
4. Starkes Essen, Festessen, große Portionen
Ein klassischer Auslöser: „Feiertags-Gicht“.
5. Austrocknung / Flüssigkeitsmangel
Weniger Flüssigkeit = Harnsäure wird schlechter ausgeschieden. Typische Situationen:
- Schwitzen (Sport, Hitze)
- Wenig Trinken
- Alkoholnacht
6. Plötzliche Harnsäurespiegel-Änderungen
Besonders:
- Beginn einer Harnsäuresenkenden Therapie (z. B. Allopurinol) – deshalb startet man vorsichtig und mit Begleittherapie
- Schneller Gewichtsverlust
- Fasten, Crash-Diäten
- Operationen, Krankenhausaufenthalte
- Starker Stress, Erkrankungen (z. B. Infekte)
7. Medikamente
Einige Medikamente können einen Gichtanfall begünstigen:
- Entwässerungsmedikamente (Diuretika) → am häufigsten
- Aspirin in niedriger Dosis
- ACE-Hemmer & Betablocker (manchmal)
- Chemotherapie-Mittel
- Nikotinsäure (Niacin)
8. Gelenkbelastung oder Verletzung
- Gelenküberlastung
- Verletzungen oder Prellungen
- Operationen am Gelenk
Die häufigsten unmittelbaren Auslöser sind: Alkohol, purinreiche Nahrung, Zucker/Fructose, Flüssigkeitsmangel, bestimmte Medikamente und plötzliche Veränderungen des Stoffwechsels.
Wie entsteht eine Harnsäureerhöhung/Gicht im Körper?
Harnsäure entsteht aus Purin durch den normalen Abbauweg der Purinbasen im Körper.Purin stammt aus zwei Quellen:
– Aus der Nahrung (Fleisch, Innereien, Fisch, Hülsenfrüchte)
– Aus dem körpereigenen Zellabbau (DNA/RNA)
Der Körper baut Purine in mehreren Schritten ab:
1. Purine → Hypoxanthin und Guanin/Adenin
Die Purinbasen Adenin und Guanin werden zuerst aus Nukleinsäuren freigesetzt. Enzyme zerlegen sie zu Hypoxanthin und Xanthin.
2. Hypoxanthin → Xanthin
Das Enzym Xanthinoxidase wandelt Hypoxanthin in Xanthin um.
3. Xanthin → Harnsäure
Die Xanthinoxidase oxidiert Xanthin weiter zu Harnsäure. Harnsäure ist also das Endprodukt des Purinabbaus beim Menschen.
Warum ist das wichtig bei Gicht?
Der Mensch besitzt kein Enzym, um Harnsäure weiter abzubauen.
→ Wenn zu viel entsteht oder zu wenig ausgeschieden wird, steigt der Spiegel.
→ Harnsäure kristallisiert und kann Gichtanfälle auslösen.
Wie wird die Diagnose Gicht gestellt?
Die Diagnose einer Gicht wird durch mehrere Schritte gestellt. Wichtig ist die Kombination aus typischen Symptomen, Untersuchungen und ggf. Laborwerten:1. Anamnese
Der Arzt fragt u. a.:
- Wie der Schmerz begonnen hat (meist plötzlich, nachts)?
- Welche Gelenke betroffen sind?
- Ob es frühere ähnliche Anfälle gab?
- Nach Ernährungsgewohnheiten (z. B. Alkohol, Fleisch)
- Nach Medikamenten (z. B. Entwässerungstabletten)
2. Körperliche Untersuchung
Typische Hinweise auf Gicht sind:
- Stark gerötetes, geschwollenes, sehr druckschmerzhaftes Gelenk
- Überwärmung
- Eingeschränkte Beweglichkeit
3. Blutuntersuchung
- Harnsäurewert (kann erhöht sein – aber Achtung: während eines akuten Anfalls kann er normal sein!)
- Entzündungswerte: CRP, BSG, Leukozyten oft erhöht
4. Gelenkpunktion (Goldstandard)
Wenn Unsicherheit besteht, kann der Arzt Flüssigkeit aus dem entzündeten Gelenk entnehmen. Im Mikroskop sieht man nadelförmige Harnsäurekristalle (Uratkristalle). Dies ist der sichere Beweis für Gicht.
5. Bildgebung (wird seltener gebraucht)
- Ultraschall: typische Doppelkonturlinie durch Harnsäureablagerungen
- Röntgen: eher bei später Gicht; zeigt Schäden am Gelenk
- Dual-Energy-CT (DECT): kann Harnsäurekristalle direkt sichtbar machen
Die Diagnose wird meist durch die typische Kombination aus Schmerzverlauf + betroffenes Gelenk + erhöhtem Harnsäurespiegel gestellt. Eine Gelenkpunktion ist v. a. nötig, wenn eine Infektion ausgeschlossen werden muss.
Kann man Gichtanfälle ohne erhöhten Harnsäurespiegel haben?
Ja — das ist möglich, und sogar erstaunlich häufig.Warum?
Während eines akuten Gichtanfalls fällt der Harnsäurespiegel im Blut oft ab, weil viele Harnsäurekristalle im Gelenk gebunden sind. Dadurch kann der Blutwert normal oder sogar niedrig erscheinen.
Wie häufig?
Etwa 30–50 % der Patienten haben während eines akuten Gichtanfalls normale Harnsäurewerte. Ein normaler Wert schließt Gicht also nicht aus. Darum wird die Diagnose nicht allein durch den Blut-Harnsäurespiegel gestellt.
Normale Harnsäurewerte:
Die Normalwerte können je nach Labor leicht variieren, aber typischerweise gelten:
Für Männer: 3,5 – 7,0 mg/dl (ca. 200–420 µmol/l)
Für Frauen: 2,5 – 6,0 mg/dl (ca. 150–360 µmol/l) (Nach der Menopause steigen die Werte oft an.)
Wichtige Hinweise zu Harnsäurewerten:
- Der Harnsäurespiegel ist zwischen den Anfällen am aussagekräftigsten.
- Wenn Unsicherheit besteht, ist die Gelenkflüssigkeitsanalyse (Kristallnachweis) der zuverlässigste Test.
- Normale Blutwerte während eines Anfalls sind besonders häufig bei:
– Erstmaligen Anfällen – Patienten, die viel getrunken haben – Patienten, die fiebern oder Entzündungen haben
Differentialdiagnose: Gicht versus andere Erkrankungen
Die Unterscheidung zwischen Gicht, rheumatischen Erkrankungen und einer Gelenkinfektion (septische Arthritis) ist manchmal schwierig – aber es gibt klare Merkmale, die helfen.1. Gicht vs. Gelenkinfektion (septische Arthritis)
Eine Infektion im Gelenk ist akut gefährlich und muss sofort behandelt werden! Wie unterscheiden?
Gicht – typische Merkmale
- Plötzlicher Beginn, meist nachts
- Ein einzelnes Gelenk, typischerweise Großzehe
- Sehr starke Schmerzen, starke Rötung
- Fieber selten oder nur leicht
- Vorgeschichte: hoher Harnsäurewert, frühere Anfälle
Gelenkinfektion – typische Merkmale
- Meist stärkere Allgemeinsymptome: hohes Fieber, Schüttelfrost, schwer krank
- Gelenk fühlt sich extrem warm und stark geschwollen an
- Oft nach einer Verletzung, einer Operation, einem Insektenstich, einer Infektion anderswo im Körper
- Entzündungswerte (CRP, Leukozyten) sehr hoch
- Gelenkpunktion: Eiterartige Gelenkflüssigkeit und Bakteriennachweis → eindeutige Diagnose
Wenn ein Gelenk infiziert sein könnte, wird immer eine Gelenkpunktion gemacht, da eine unbehandelte Infektion das Gelenk dauerhaft zerstören kann.
2. Gicht vs. Rheumatoide Arthritis (RA)
Rheumatoide Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, ganz anders als der akute Gichtanfall.
Gicht – typische Merkmale
- Akute, sehr starke, oft nächtliche Anfälle
- Meist ein Gelenk gleichzeitig
- Häufig Großzehe, Sprunggelenk, Knie
- Zwischen Anfällen: komplett beschwerdefrei
- Bei langem Verlauf: Gichtknoten (Tophi)
- Symmetrische Gelenkentzündung (z. B. beide Finger- oder Handgelenke)
- Typisch: kleine Gelenke der Hände und Füße
- Morgensteifigkeit über 30–60 Minuten
- Langsamer Beginn, nicht so plötzlich wie bei Gicht
- Keine vollständigen schmerzfreien Phasen
- Blutwerte:
– Rheumafaktor (RF) oft positiv
– Anti-CCP-Antikörper typisch
Pseudogicht (CPPD-Arthropathie) ähnelt Gicht sehr, ist aber eine andere Kristallform.
Gicht – typische Merkmale
- Harnsäurekristalle (Uratkristalle)
- Meist Großzehe
- Kalzium-Pyrophosphat-Kristalle
- Häufig: Knie, Handgelenk
- Kristallform im Mikroskop unterscheidet eindeutig
- Gicht: nadelförmige Uratkristalle
- Pseudogicht: rhomboide Calcium-Pyrophosphat-Kristalle
- Infektion: Bakterien + hohe Zellzahlen
- Rheuma: keine Kristalle, entzündliche Zellen
Kurzfazit
- Gicht: keine Antibiotika
- Infektion: sofort Antibiotika
- Bei Unsicherheit → Gelenkpunktion ist entscheidend