(12.11.25) Menschen mit Diabetes sind täglich gefordert. Die Stoffwechselerkrankung verlangt von Betroffenen, ihren Blutzucker, ihre Ernährung und ihre Medikation ständig im Blick zu behalten und ihren Tagesablauf entsprechend anzupassen. Trotz guter Medikamente und Technik bleibt Diabetes ein permanenter Begleiter, der Aufmerksamkeit, Planung und manchmal starke Nerven erfordert. Obwohl es in Deutschland mittlerweile mehr als 9 Millionen Betroffene gibt, sprechen viele Menschen nicht über diabetesbedingte Probleme, da sie Angst vor Diskriminierung haben.
Bei einer aktuellen Umfrage des Pharmaunternehmens Abbott gab jeder vierte Mensch mit Diabetes an, bereits Stigmatisierung im Alltag erlebt zu haben. Von negativen Kommentaren zu Diabetes im Internet berichteten sogar 40 Prozent der Befragten. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit Typ-2-Diabetes, denen unterstellt wird, sie seien selbst schuld an ihrer Erkrankung und müssten einfach nur etwas mehr Disziplin beim Essen zeigen.
Zahlreiche Benachteiligungen im Alltag
Aufgrund negativer Erfahrungen gibt es nur relativ wenige prominente Menschen, die öffentlich über ihre Typ-2-Diabetes-Erkrankung reden. Zu ihnen zählen beispielsweise der Schauspieler Tom Hanks und der TV-Koch Johann Lafer. Bei Typ-1-Diabetes sieht es zumindest in diesem Bereich etwas besser aus. Betroffene haben weniger Bedenken, sich zu ihrer Erkrankung zu bekennen, da ihnen seltener der Vorwurf gemacht wird, selbst daran schuld zu sein. Einige von ihnen berichten jedoch von verletzenden Kommentaren, wenn sie sich in der Öffentlichkeit Insulin verabreichen.Zudem erleben besonders Menschen mit Typ-1-Diabetes immer wieder Benachteiligungen im Alltag. Da die Erkrankung häufig schon im Kindes- oder Jugendalter beginnt, berichten sie unter anderem von Problemen beim Erhalt einer Fahrerlaubnis, beim Abschluss von Versicherungen oder von erschwerten Zugangsmöglichkeiten zum Arbeitsmarkt. Viele von ihnen verschweigen ihre Erkrankung bei Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Kinder mit Diabetes werden mitunter vom Schulsport und von Klassenfahrten ausgeschlossen, weil sich niemand für sie verantwortlich fühlen möchte.
Weltdiabetestag rückt Problem in den Fokus
Anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November weisen Fachleute darauf hin, dass Diskriminierung schon mit der Sprache beginnt. Wenn Menschen mit Diabetes ohne Kenntnis der individuell unterschiedlichen Ursachen pauschal unterstellt wird, sie würden sich ungesund ernähren oder sich zu wenig bewegen, kann das von den Betroffenen als verletzend empfunden werden. Der dadurch entstehende soziale Stress kann zudem die Stoffwechselsituation negativ beeinflussen und das Diabetes-Management erschweren.Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und andere Interessenverbände betonen deshalb schon seit Jahren, dass auch eine erbliche Vorbelastung zu den wesentlichen Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes zählt. Vor diesem Hintergrund ist die Behauptung, die Betroffenen seien selbst schuld an ihrer Erkrankung, anmaßend. In einem gemeinsamen Positionspapier mit dem Namen Language Matters fordern die DDG, diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und die Diabetes Online Community #dedoc° zu einem reflektierten, sensiblen und nichtdiskriminierenden Sprachgebrauch im Zusammenhang mit Diabetes auf.
Quellen:
DiabSite
Abbott Deutschland
Abendzeitung
Diabetes-Anker
Roche Diagnostics Deutschland
Ärztezeitung
#dedoc° Diabetes Online Community
Diabetologie-Online
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
eigene Recherche
