Impfungen nicht verantwortlich für Typ-1-Diabetes

Kind mit Typ-1-Diabetes
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Impfungen stehen im Verdacht, bei Kindern Typ-1-Diabetes auszulösen. Tatsächlich gibt es hier keinen Zusammenhang, ergab kürzlich eine große nordirische Studie. Vielmehr könnten Bakterien für die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen verantwortlich sein.

Kein Zusammenhang zwischen Impfungen und Typ-1-Diabetes

In Deutschland sind mehr als 30.500 Kinder und Jugendliche an Typ-1-Diabetes erkrankt – eine Autoimmunerkrankung, bei der die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse nach und nach zerstört werden. Wie diese Diabetesform entsteht, ist nach wie vor wissenschaftlich nicht geklärt. Impfungen im frühen Kindesalter stehen im Verdacht, die Autoimmunerkrankung auszulösen. Doch hier gibt es keinen Zusammenhang, wie eine aktuelle Studie aus Nordirland zeigt, über die der Diabetesinformationsdienst München berichtet.

Große Analyse zu Impfungen mit 13.000 Kindern

In ihrer Metaanalyse* untersuchten die Forscher Daten von mehr als 13.000 Kindern mit Typ-1-Diabetes aus insgesamt 23 Studien. Sie suchten nach relevanten Verbindungen zwischen der Diabeteserkrankung und zuvor erfolgten Impfungen der Kinder. Elf Impfungen wurden einbezogen, darunter gegen Hepatitis B, Kinderlähmung (Polio), Diphterie, FSME und Grippe. Der Verdacht: Können diese Impfungen eventuell eine Abstoßungsreaktion gegen körpereigene Betazellen provozieren und damit den Untergang der Betazellen einläuten? Offensichtlich nicht. Tatsächlich stieg das Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, nach keiner der Impfungen an. Ein Zusammenhang ließ sich also nicht nachweisen. Weiter untersucht werden soll nun, ob der Zeitpunkt der Impfung – bereits im Säuglingsalter oder erst im Kleinkindalter – für die Diabeteserkrankung relevant ist.

Können Bakterien Typ-1-Diabetes auslösen?

Englische Forscher haben andere Faktoren ausgemacht, die bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes eine Rolle spielen könnten: Sie machen Bakterien für die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen verantwortlich. Bestimmte Bakterien können die Oberflächenrezeptoren der körpereigenen T-Abwehrzellen aktivieren und diese dazu bewegen, gesunde Betzellen als vermeintliche “Killer” anzugreifen. Die englische Studie** liefert einen Hinweis darauf, welche umweltbedingten Einflussfaktoren – neben genetischen – die Entstehung des Typ-1-Diabetes begünstigen. Langfristig dienen solche Studien dazu, neue Strategien in der Diagnose und Therapie des Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Ein kleiner Baustein für einen – hoffentlich – erfolgreichen Ansatz.

* Morgan, E. et al.: Vaccinations and childhood type 1 diabetes mellitus: a meta-analysis of observational studies. In: Diabetologia, 2016, 59: 237-243

** Cole, D. K. et al.: Hotspot autoimmune T cell receptor binding underlies pathogen and insulin peptide cross-reactivity. In: The Journal of Clinical Investigation, 2016, 126(6): 2191-2204, doi:10.1172/JCI85679
     

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Dieser Artikel wurde verfasst von Heidi Buchmüller