Durchbruch in der Diabetes-Therapie

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Eine Woche nach der Präsentation der Studienergebnisse zu Empagliflozin auf dem europäischen Diabeteskongress (wir berichteten) bewerten die medizinischen Fachgesellschaften das Medikament als Durchbruch in der Diabetestherapie. Eine gute Nachricht zum Tag der Herzgesundheit am 29. September 2015.

Herz-Kreislauferkrankungen eine Herausforderung

Ein Blick in die Statistik zeigt: „Die Mehrzahl der Patienten mit Typ 2 Diabetes sterben frühzeitig an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall“, erklärt Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL. Selbst bei konsequenter Senkung des Blutzuckers gelingt es bisher nicht, dies vollständig zu verhindern. Einen entscheidenden Fortschritt könnte es nun durch das Diabetes-Medikament Empagliflozin geben. Die Studienergebnisse, vorgestellt beim europäischen Diabeteskongress (EASD) vergangene Woche, werden von Experten sehr positiv bewertet.

Herzschwäche als Folge des Diabetes

Empagliflozin gehört zur neuen Wirkstoffklasse der SGLT2-Hemmer und wurde 2014 zugelassen. Er „zeigt nicht nur Sicherheit, sondern senkt sogar die relative Rate an Herz-Kreislauf-Tod um 38 Prozent und auch die Gesamtsterblichkeit um 32 Prozent bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und bereits bestehender kardiovaskulärer Erkrankung. Die Schutzwirkung tritt bereits nach wenigen Monaten Therapie auf“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft aus Tübingen in einer gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention vom 24. September 2015. Professor Dr. Martin Hausberg vermutet, dass der günstige Effekt mit dem vielseitigen Wirkmechanismus von Empagliflozin zusammenhängt: Blutdrucksenkung, Gewichtsreduktion, Senkung der Harnsäure, Verringerung des Bauchumfangs, auch eine gewisse entwässernde Wirkung.

Vergleich mit Metformin

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft spricht von einem Durchbruch in der Therapie und vergleicht Empagliflozin mit Metformin, dem Mittel der ersten Wahl bei Typ-2-Diabetes: „Empagliflozin ist nach Metformin erst das zweite Diabetesmittel, für das eine Überlegenheit bezüglich kardiovaskulärer Endpunkte belegt werden konnte“, sagt Professor Dr. med. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg und Vorsitzender des Ausschusses Versorgungsforschung und Register der DDG. Der DDG-Experte weist darauf hin, dass Empagliflozin auch aus diabetologischer Sicht günstige Nebeneffekte hat: „Viele übergewichtige Patienten verlieren unter der Therapie einige Pfunde, während es unter der Behandlung mit anderen Medikamenten oder auch mit Insulin oft zur Gewichtszunahme kommt.“

Laufende Preisverhandlungen abwarten

„Wir hoffen, dass die laufenden Preisverhandlungsverfahren im Rahmen des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) zu einer Einigung zwischen dem Hersteller und den Krankenkassen führen“, sagt DDG Präsident Gallwitz. „Das Mittel ist für viele Menschen mit Diabetes, die bereits unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, ein großer Gewinn. Es wäre unverantwortlich, wenn wir unseren Patientinnen und Patienten aufgrund gesetzlicher Vorgaben und gescheiterter Preisverhandlungen Empagliflozin vorenthalten müssten“.

Chat zum Tag der Herzgesundheit

Am 29.9.15 erklärt Professor Dr. med. Stephan Jacob im Expertenchat von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe von 17.00 bis 19.00 Uhr alles zu Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Herzerkrankungen bei Diabetes. Fragen können ab sofort eingesendet werden. Den Chatverlauf können Sie – auch nach diesem Datum – hier nachverfolgen:

http://www.diabetesde.org/experten_chat/

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